Vorrede.
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deutlich44 in ihrer Gesetzlichkeit, ihrer Struktur, und
lenken zum Besten will ich mein eigenes und anderer
Seelenleben auf Grund ihres Erkanntseins. Mein Sklave
soll mein „Unterbewußtsein44 werden mit allem, was es
in sich hat, Angeborenem und Erworbenem, und nicht
mein Herr. Denn das heißt mir Mensch sein, daß Ich der
Herr meines Es bin. Und diese Herrschaft braucht wahr¬
haftig nicht meinen Zusammenhang mit der „Natur44
zu lockern. Oder ist etwa der Ich-Herr nicht selbst
„Natur44, wenn man dieses Wort weit, nämlich als empi¬
rische Wirklichkeit (oder gar als metaphysische) faßt ?
Die dritte Gefahr, zumal für uns Deutsche von heute,
ist die sogenannte Phänomenologie als Methode —wenn
sie in die Unrechten Hände gerät. Diese Gefahr ist die
größte, weil sie die verborgenste ist. Von Kulturplauderei
und mystischer Lebensphilosophie wird man bald genug
haben; die Phänomenologie aber hat eine höchst ernste,
höchst gediegene Seite; es ist nur schwer die Grenzen
ihrer Leistungsfähigkeit zu sehen, und diese werden daher
leicht überschritten. Verführerisch ist die Phänomenolo¬
gie als Methode; sie verspricht schöne Ergebnisse ohne
viel aufgewandte Mühe. „Schauen44 glaubt jeder zu
können; wenige wissen klar, wo man wirklich schauen
kann.
Doch davon wird der Text dieser Schrift reden, und so
sei denn an dieser Stelle nur schon das eine gesagt, daß
die größte Gefahr seitens der sogenannten Phänomenologie
in der durch keine Kritik und Selbstzucht eingeschränkten
Schaffung von „Kategorien“, von „Vorgegebenem44, wie
das neue Wort lautet, gelegen ist. Hier droht eine Neu¬
romantik, schlimmer als die alte, weil sie sich in sehr
wissenschaftlich klingender Sprache gibt. Sieht es doch
wahrlich oft so aus, als sei das ganze kritische Werk von