Full text: 1962 (0090)

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Das Eigenheim des Saarbergmanns 
Von Heinrich Hetzler und Herbert Schäfer 
^^und 120 Jahre sind es her, daß die Verwaltung 
der Saargruben zum ersten Male den Gedanken 
einer Eigenheimförderung aufgriff. Sie verwirk= 
lichte ihn damals, indem sie bauwilligen Bergleu* 
ten Bauzuschüsse in Form von Prämien und zu 
vier Prozent verzinsliche Darlehen gewährte. 
Die finanziellen Mittel, die dem Bergmann auf 
diese Weise zum Bauen zur Verfügung gestellt 
wurden, reichten zwar nur zu einem Häuschen, das 
in seiner äußeren und inneren Gestaltung an= 
spruchslos war. In ihrer Einfachheit entsprachen 
die Häuser aber doch dem Wohnstandard, wie er 
damals bei breiten Schichten der Bevölkerung ge= 
geben war. Daß selbst die damalige Grubenver» 
waltung ihre Werkswohnungen in gleicher Weise 
gestaltet hatte, kann wohl als Beweis dafür ange= 
sehen werden, daß der gebotene Wohnkomfort im 
allgemeinen den damaligen Anforderungen ge= 
nügte. Unter dem Blickwinkel der finanziellen Be= 
lastung gesehen, galt solch ein Wohnhaus, das 
man damals schlechthin als „Arbeiter=Häuschen" 
bezeichnete, gerade noch als tragbar für den 
Durchschnittsbergmann. 
Die Häuser, meist eineinhalb Stockwerke hoch 
und ohne Dachaufbauten, zeigten fast durchweg 
eine quadratische Grundrißform (Abbildung 1). 
Die ganze Fläche wurde, da sehr begrenzt, ganz zu 
Wohnzwecken aufgeteilt. Der Hauseingang führte 
unmittelbar in die Küche. In der Küche selbst war 
eine Steiltreppe — im Volksmund als „Hühner= 
leiter" bezeichnet — eingebaut, die in den oberen 
Stock zu den Dachkammern führte. 
Die Küche war infolge dieser Einschränkung we= 
der als Wohnküche noch als Arbeitsküche (Koch= 
küche) anzusprechen. Auf jeden Fall bildete sie 
keine ideale Arbeitsstätte für die Hausfrau. Wenn 
wir uns die Grundrißzeichnungen dieser Haus= 
typen weiter ansehen, so finden wir im Erdgeschoß 
neben einer Stube ein oder zwei Kammern. 
Die Kammern waren zugunsten der Wohnstube 
flächenmäßig sehr klein gehalten, hatten außerdem 
den Nachteil, daß sie nur Zugang von der Stube 
oder von der Küche aus hatten. Für sanitäre An= 
lagen war innerhalb des Hauses kein Platz. Der 
Abort stand meist isoliert als „Häuschen" im Hof 
oder Hausgarten. Badegelegenheit gab es nur in 
der Waschküche, sofern eine solche im Kellerge= 
schoß eingerichtet war. 
Die Entwicklung der bergmännischen Wohnge= 
wohnheiten wie auch die der übrigen Bevölkerung 
war im vorigen Jahrhundert eine viel langsamere 
und stetigere als heute. Die Bauweise blieb über 
Jahrzehnte hinaus fast unverändert. 
Abb. 1: Zwei Grundrisse von Bergmannswohnungen, wie sie 
sich den Vorerltern in der Zeit vor etwa hundert Jahren boten
	        
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