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Schnittflächen, den sogenannten Klüften, durchsetzt.
Diese Schnittflächen treten auch in den Kohlen
flözen auf, man bezeichnet sie als „Schlechten“.
Während früher die Bergleute die Kohlenfront so zu
diesen vorhandenen „Bruchflächen" in der Kohle
stellen, daß die schwere Arbeit mit Schlägel und Ei
sen wesentlich erleichtert wurde, verlor sich diese
Ausnutzung der geologischen Gegebenheiten mit
dem Vordringen der Schräm- und Schießarbeit. Die
allgemein vertretene Meinung lautete: „Unsere harte
Kohle erfordert Schräm- und Schießarbeit, daher
ist die Stellung der Kohlenfront zu den Schlechten
ohne Bedeutung!“
Da das Grubenfeld der Grube Kohlwald durch eine
Anzahl von Gebirgsstörungen in querschlägiger
Richtung zerrissen ist, ergibt sich für die streichen
den Streben nur eine kurze Lebensdauer von rund
sechs Monaten. Alle sechs Monate mußte also die
Belegschaft eines Strebes in einen neuen Streb
umziehen, der frühzeitig für den Abbau bereitzu
stellen war. Ist schon über Tag ein Umzug eine un
gemütliche Angelegenheit, so gilt dies in viel höhe
rem Ausmaß für einen modernen Untertagebetrieb.
Der Laie wird sich wundern, und sicherlich wird auch
mancher Bergmann nachdenklich, wenn er erfährt,
daß die Ausrüstung eines modernen Strebes von
200 m Länge etwa 220 t wiegt und mit anschlie
ßenden Streckenfördermitteln von 200 m Länge
zirka 750 000,— DM kostet.
Für das Auffahren des Strebeaufhauens, das Her
richten des Strebes für den Abbau und die Zurück
gewinnung des noch zu verwendenden Materials
nach Abbau des Strebes entstehen für einen Streb
von 200 m Länge weitere Kosten bzw. Mehrkosten
gegenüber dem normalen Abbaubetrieb von rund
175 000,— DM. Es kommt hinzu, daß ein neuer Be
triebspunkt sich erst einlaufen muß und seine
Höchstleistung erst nach einigen Monaten erreicht.
Bei einer Lebensdauer von sechs Monaten konnte
sich folglich keine Höchstleistung über längere Zeit
entwickeln.
Eine Überprüfung der möglichen Leistungsentwick
lung ergab im Jahre 1959, daß die Grube Kohlwald
unter Beibehaltung der alten Abbaumethode bei
einer Verschärfung der Wettbewerbslage auf dem
Energiemarkt in eine aussichtslose Position geraten
würde. Die Betriebsleitung entschloß sich daher, die
Verhiebsrichtung versuchsweise zu ändern und die
Abbaubetriebe fallend zu führen. Dabei sollte die
Förderstrecke vor dem Abbau, die Abwetterstrecke
mit dem Abbau aufgefahren werden. Wegen der Z-
förmigen Art des Streckenstandes spricht man von
einem Z-Bau, in diesem Falle vom „fallenden Z-
Bau". Die zur Verfügung stehenden Baulängen
wuchsen durch diese Änderung der Verhiebsrich
tung bedeutend und betragen zwischen 600 m und
1500 m. Die Lebensdauer der Streben beträgt also
im Mittel gegen zwei Jahre und ist damit viermal so
hoch wie bisher.
Beim ersten Versuch zeigte sich außerdem, daß bei
der neuen Verhiebsrichtung die Kohlenfront in einer
günstigen Lage zu den „Schlechten steht und die
Kohle ohne Schießarbeit gewonnen werden konnte.
Der Einsatz der Schrämwalze wurde daher in die
sem Streb ein voller Erfolg. Dem ersten Streb folg
ten dann in schneller Reihenfolge mehrere andere
in den verschiedenen Flözen.
Nach Auslaufen eines Restfeldes wird Anfang 1962
der gesamte Abbau der Grube Kohlwald auf „fallen
den Z-Bau“ umgestellt sein. Der Einsatz der Wal
zenschrämmaschine ist nun überall möglich. Die
unterschrämte Kohle fällt zum großen Teil sofort.
Hier und da muß die Oberbank noch hereingeschos
sen werden, jedoch ohne regelmäßige Schießarbeit
und mit erheblich geringerem Verbrauch an Spreng
stoff.
Die Kosten im Abbau konnten allein durch den ge
ringeren Verbrauch an Sprengstoff um etwal,— DM
je Tonne verkaufsfähiger Kohle gesenkt werden.
Um eine derartige Kostensenkung über eine Lei
stungssteigerung zu erreichen, müßte auf Grube
Kohlwald die gleiche Fördermenge — rund 4000 Ta
gestonnen — mit einer um etwa 100 Bergleute ver
ringerten Untertagebelegschaft erbracht werden.
Abb. 4: Beispiel für den Betriebsablauf in einem Strebbetrieb
mit Walzenschrämmaschine und Doppelkettenförderer