Full text: 1962 (0090)

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Schnittflächen, den sogenannten Klüften, durchsetzt. 
Diese Schnittflächen treten auch in den Kohlen 
flözen auf, man bezeichnet sie als „Schlechten“. 
Während früher die Bergleute die Kohlenfront so zu 
diesen vorhandenen „Bruchflächen" in der Kohle 
stellen, daß die schwere Arbeit mit Schlägel und Ei 
sen wesentlich erleichtert wurde, verlor sich diese 
Ausnutzung der geologischen Gegebenheiten mit 
dem Vordringen der Schräm- und Schießarbeit. Die 
allgemein vertretene Meinung lautete: „Unsere harte 
Kohle erfordert Schräm- und Schießarbeit, daher 
ist die Stellung der Kohlenfront zu den Schlechten 
ohne Bedeutung!“ 
Da das Grubenfeld der Grube Kohlwald durch eine 
Anzahl von Gebirgsstörungen in querschlägiger 
Richtung zerrissen ist, ergibt sich für die streichen 
den Streben nur eine kurze Lebensdauer von rund 
sechs Monaten. Alle sechs Monate mußte also die 
Belegschaft eines Strebes in einen neuen Streb 
umziehen, der frühzeitig für den Abbau bereitzu 
stellen war. Ist schon über Tag ein Umzug eine un 
gemütliche Angelegenheit, so gilt dies in viel höhe 
rem Ausmaß für einen modernen Untertagebetrieb. 
Der Laie wird sich wundern, und sicherlich wird auch 
mancher Bergmann nachdenklich, wenn er erfährt, 
daß die Ausrüstung eines modernen Strebes von 
200 m Länge etwa 220 t wiegt und mit anschlie 
ßenden Streckenfördermitteln von 200 m Länge 
zirka 750 000,— DM kostet. 
Für das Auffahren des Strebeaufhauens, das Her 
richten des Strebes für den Abbau und die Zurück 
gewinnung des noch zu verwendenden Materials 
nach Abbau des Strebes entstehen für einen Streb 
von 200 m Länge weitere Kosten bzw. Mehrkosten 
gegenüber dem normalen Abbaubetrieb von rund 
175 000,— DM. Es kommt hinzu, daß ein neuer Be 
triebspunkt sich erst einlaufen muß und seine 
Höchstleistung erst nach einigen Monaten erreicht. 
Bei einer Lebensdauer von sechs Monaten konnte 
sich folglich keine Höchstleistung über längere Zeit 
entwickeln. 
Eine Überprüfung der möglichen Leistungsentwick 
lung ergab im Jahre 1959, daß die Grube Kohlwald 
unter Beibehaltung der alten Abbaumethode bei 
einer Verschärfung der Wettbewerbslage auf dem 
Energiemarkt in eine aussichtslose Position geraten 
würde. Die Betriebsleitung entschloß sich daher, die 
Verhiebsrichtung versuchsweise zu ändern und die 
Abbaubetriebe fallend zu führen. Dabei sollte die 
Förderstrecke vor dem Abbau, die Abwetterstrecke 
mit dem Abbau aufgefahren werden. Wegen der Z- 
förmigen Art des Streckenstandes spricht man von 
einem Z-Bau, in diesem Falle vom „fallenden Z- 
Bau". Die zur Verfügung stehenden Baulängen 
wuchsen durch diese Änderung der Verhiebsrich 
tung bedeutend und betragen zwischen 600 m und 
1500 m. Die Lebensdauer der Streben beträgt also 
im Mittel gegen zwei Jahre und ist damit viermal so 
hoch wie bisher. 
Beim ersten Versuch zeigte sich außerdem, daß bei 
der neuen Verhiebsrichtung die Kohlenfront in einer 
günstigen Lage zu den „Schlechten steht und die 
Kohle ohne Schießarbeit gewonnen werden konnte. 
Der Einsatz der Schrämwalze wurde daher in die 
sem Streb ein voller Erfolg. Dem ersten Streb folg 
ten dann in schneller Reihenfolge mehrere andere 
in den verschiedenen Flözen. 
Nach Auslaufen eines Restfeldes wird Anfang 1962 
der gesamte Abbau der Grube Kohlwald auf „fallen 
den Z-Bau“ umgestellt sein. Der Einsatz der Wal 
zenschrämmaschine ist nun überall möglich. Die 
unterschrämte Kohle fällt zum großen Teil sofort. 
Hier und da muß die Oberbank noch hereingeschos 
sen werden, jedoch ohne regelmäßige Schießarbeit 
und mit erheblich geringerem Verbrauch an Spreng 
stoff. 
Die Kosten im Abbau konnten allein durch den ge 
ringeren Verbrauch an Sprengstoff um etwal,— DM 
je Tonne verkaufsfähiger Kohle gesenkt werden. 
Um eine derartige Kostensenkung über eine Lei 
stungssteigerung zu erreichen, müßte auf Grube 
Kohlwald die gleiche Fördermenge — rund 4000 Ta 
gestonnen — mit einer um etwa 100 Bergleute ver 
ringerten Untertagebelegschaft erbracht werden. 
Abb. 4: Beispiel für den Betriebsablauf in einem Strebbetrieb 
mit Walzenschrämmaschine und Doppelkettenförderer
	        
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