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Leistungssteigerung durch Änderung der
Abbauführung auf der Grube Kohlwald
Von Betriebsdirektor Dipl.-Ing. Günther Schliesing
1^) ie harten Wettbewerbsbedingungen auf dem
Energiemarkt haben auch den saarländischen Koh
lenbergbau zu umfassenden Rationalisierungsmaß
nahmen gezwungen. Im allgemeinen stellt man sich
unter diesen Maßnahmen einen stärkeren Einsatz
von Maschinen und Hilfsmitteln aller Art vor, der
naturgemäß mit einem hohen Kapitalaufwand ver
bunden ist.
Selbstverständlich ist der Bergbau ständig auf der
Suche nach neuen Betriebsmitteln, die einerseits
dem Bergbau seine schwere Arbeit erleichtern und
andererseits eine Senkung der Kosten ermöglichen
sollen. Zu diesen Aufwendungen treten jedoch in
den meisten Fällen Maßnahmen organisatorischer
Art, die den Zuschnitt der Grube oder die Führung
der Betriebe verändern und ohne hohen Kapitalauf
wand und ohne höhere körperliche Anforderungen
an den Bergmann zu erheblichen Kostensenkungen
und damit zu einer besseren Marktposition führen
können.
So war es der Grube Kohlwald möglich, durch eine
Änderung der Abbauführung in letzter Zeit eine
erhebliche Leistungssteigerung zu erreichen.
Im europäischen Steinkohlenbergbau hat seit den
zwanziger Jahren der sogenannte Langfrontbau
überwiegend den früher üblichen Abbau kurzer
Streben sowie den Kammer- oder Pfeilerbau abge
löst. Der Abbau eines Strebes auf langer Front er
möglicht eine hohe Förderungskonzentration, ver
Abbildung 1: Streichender Strebbau (Grundriß und Schnitt)
bunden mit einer guten Ausnutzung der Lager
stätte.
In seiner verbreitetsten Form wird der Strebbau als
streichender Strebbau betrieben. Die Unterschei
dung in Vor- und Rückbau kennzeichnet die Abbau
richtung zur Feldesgrenze oder von der Feldes
grenze zurück (Abb. 1). Beim Vorbau werden die
Strecken mit dem vorrückenden Abbau aufgefahren,
beim Rückbau vor Beginn des Abbaus. Beim Rück
bau ist also der abzubauende Kohlenpfeiler vorher
von Strecken umfahren, in den meisten Fällen daher
sicher aufgeklärt. Die Herstellung der Strecken ist
außerdem besser zu mechanisieren und kein Hemm
nis für den Abbaufortschritt. Allerdings sind die
notwendigen Investitionen vor Beginn des Abbaues
höher.
Auf der Grube Kohlwald war der streichende Streb
bau seit Ende der zwanziger Jahre die Regel. Er
wurde zumeist in Richtung Feldesgrenze betrieben,
erst in den letzten Jahren teilweise als Rückbau. Als
Gewmnungsmaschinen waren wegen der außeror
dentlichen Härte der Kohlwalder Flammkohle seit
den dreißiger Jahren Schrämmaschinen mit Ausle
ger eingesetzt, die zunächst mit Druckluftantrieb ne
ben dem Rutschenstrang auf der Sohle liefen. Der
Einsatz des Doppelkettenförderers nach dem letzten
Kriege führte zur stempelfreien Abbaufront, und die
anschließende Elektrifizierung der Untertagebetriebe
brachte die Möglichkeit, eine leistungsfähigere