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richtet, daß sie männiglich schädlich und nützlich
sein könnte. Das Gold, das er ihr gebracht habe,
sei aber wenig von Nutzen gewesen.
Wenn das alte Weib von dem Teufelskraut, das
blaue Blümlein genannt, in ein Haus geworfen
habe, so seien die Leute darin alsbald verdorret,
verlahmet und blind geworden.
Als die alte Hexe endlich im Gefängnis saß, habe
sie sogleich den Junker Hans, wie der Böse sich zu
benennen pflegte, zu eines namhaftigen Bürgers
Weib gesandt, um sie im Schalf zu plagen. Aber
durch Schutz der heiligen Engelein und Beistand
des Heiligen Geistes sei solches verhindert worden.
Denn eben, da der Feind mit ihr in Akt und Hand*
Iung ist, rufet sie aus Grund ihres Herzens in ihrer
großen Angst den Namen Jesum und streicht das
heilige Kreuz für sich, da weicht dieser abgesandte
Feind von ihr und läßt seine Stimme hören in der
Stimme eines Ziegenbocks ...
Kathrin Backes, die sich auf einem Baumstumpf
niedergelassen hat, schaudert zusammen. Kalte
Nebelfetzen umschleiem sie. Sie legen sich auf
ihren Kopf, um ihren Hals, um ihren ganzen Kör=
per. Sie ergreifen Besitz von ihr, so wie es der
Nachrichter tut, wenn ...
Die Frau schreit auf, erhebt sich mühsam und geht
weiter. Bald wird es ein Laufen, Rennen und Stür=
zen sein, denn die Dunkelheit kommt über sie und
mit der Dunkelheit die Angst vor dem Schicksal,
das ihr gestern abend Schefen Johannet vorgehal*
ten hat.
„Du mußt dich verstecken, Kathrin", hat er gesagt,
nachdem Volerigs Entgen mit seiner Erzählung zu
Ende war. „Der von der Schwarzenburg ist hinter
dir her. Es wird nicht mehr lange dauern, dann
werden sie dich holen. Vergiß nicht, daß Schmidts
Else dich als Hexe angegeben hat!"
„Ich habe doch nichts getan!" hat sie da geschrien,
daß alle in der Stube zusammengefahren sind.
„Das ist doch alles Unsinn mit den Hexen! Wie
sollen die Weiber mit dem Teufel sich einlassen
können? Das ist doch Wahnsinn!"
Sie mußten ihr den Mund zuhalten und sie mit Ge=
walt zur Ruhe bringen. „Willst du uns umbringen
mit deinem Gebrüll?" zischte Forkers Eis. „Daß
es Hexen gibt, weiß jeder. Oder willst du die
Hungerjahre und all die Nöte, die über die Welt
gekommen sind, leugnen? Unter den letzten zwan*
zig Jahren waren nur zwei, die uns eine normale
Ernte eingebracht haben. Und die auch nur, weil
der Teufel uns damit ärgern wollte. Schau dir die
Kriegsnöte an! Und da willst du glauben, Gott
regiere noch über die Welt? Nein, er hat das Regi=
ment dem Teufel abgetreten! Und der regiert nun
mit seinen Helfershelfern. Wie lange das dauern
wird? Wer weiß es?"
Die Eis hatte sich in Wut geredet und sie, die Kath=
rin Backes, direkt feindselig dabei angesehen. Da
hat sie klein beigegeben: „Ich glaube ja auch, daß
es Hexen gibt. Aber ich bin keine!"
Volerigs Entgen vermittelte: „Wer eine richtige
Hexe ist, wird sich noch heraussteilen. Wenn du
keine bist, Kathrin, dann rate ich dir zu verschwin*
den. Verstecke dich irgendwo, bis alles vorbei ist!"
Sie kamen überein, der Trein, des Schneiders Frau,
ihre zwei Kinder anzuvertrauen, während sie sei*
ber in Lockweiler bei ihrem Bekannten Steuers
Petgen Unterschlupf finden sollte. In Lockweiler,
gewissermaßen unter den Augen des Hochgerichts*
herrn Gerhard von Enschringen, dem Herrn der
Schwarzenburg, würde sie bestimmt niemand
suchen.
Und jetzt hastet sie an der Gemarkung von Butt=
nich vorbei dem Dorfe Lockweiler zu. Was mache
ich, wenn mich Steuers Petgen nicht aufnimmt?
Hilfesuchend geht ihr Blick durch die Finsternis
hinüber zu der Seite, wo die Burg Dagstuhl liegen
muß. Aber was soll ich bei dem Dagstuhler? Der
ist doch genauso wie der von der Schwarzenburg!
Diese Herren machen wegen Gebietsforderungen
sich gegenseitig das Leben sauer. Die wollen doch
nur Geld und Macht! Und jede verbrannte Hexe
bringt Geld ein! Ist der von Dagstuhl nicht auch
noch Gerichtsherr in Weierweiler? Hat der Trierer
Kurfürst nicht auch noch etwas zu reden? Ist sogar
der Herzog von Lothringen nicht irgendwie betei*
ligt? Und der Büschfelder? Da kenne sich einer
aus! Doch in einem sind sich diese Herren einig:
in der Ausbeutung ihrer leibeigenen Bauern!
Kathrin vergißt einen Augenblick lang ihre eigene
Not und fühlt sich stellvertretend für alle ihres
Standes: „Herrgott, gib den Herren ein Einsehen,
und es wird besser werden in der Welt! Die
Bauern sind doch auch Christenmenschen und
haben eine Seele!"
Die Frau stolpert in diesem Augenblick und fällt
in eine Pfütze. Fluchend erhebt sie sich wieder. Der
Fluch bricht den Damm, den die Angst vor den
Herren aufgerichtet hat; sie hebt die Rechte und
droht zur Schwarzenburg hin: „Tod und Hölle
euch, ihr Herren! Ihr seid in Wahrheit die Verbün*
AN DER SAAR
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