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Die Freiheit Amerikas
im Spiegel der Heimatgeschichte
Von Pfr. Karl Fischer, Studienrat
D er amerikanische Maler John Trumbull, von
dessen Existenz der Leser wahrscheinlich noch nie
etwas gehört hat und den man auch kaum in einem
Lexikon finden dürfte, reiste in den Jahren 1785
und 1795 nach Europa und besuchte Frankreich und
Deutschland. Über diese Reisen hat er ein Tage»
buch geschrieben, und merkwürdigerweise findet
sich in diesen Erinnerungen auch eine Nachricht
über einen Aufenthalt in dem heute als Stadtteil
von Homburg aufgegangenen Erbach. Die örtlichen
Verhältnisse scheinen dem Maler offenbar nicht
mehr ganz in Erinnerung gewesen zu sein, da er
unter der sonderbaren Bezeichnung „St. Embright
(Ingbert) bei Erbach uns folgende Episode zu
erzählen weiß: „In dieser Gegend befindet sich der
Palast des Herzogs von Zweibrücken (Karlsberg),
Prinz dieses Landes und Vetter des Grafen Maxi»
milian von Bayern. Diese Residenz macht einen
feinen Eindruck und ist anmutig gelegen. Aß zu
Abend in Erbach Milchsuppe, bestehend aus ge»
kochter Milch und Brot, frische Erbsensuppe,
Hühnchen am Spieß gebraten nebst einem Salat
aus Kartoffeln, nur gerade gar gekocht, mit ge»
schnittenen rohen Zwiebeln, angemacht mit Essig
und öl, sehr gut." Auf diese Weise erfahren wir,
was die Erbacher vor mehr als 150 Jahren ihren
Gästen anzubieten hatten. Uns interessiert darüber
hinaus aber auch der Grund, der den Maler nach
Paris, Homburg und Hessen=Kassel geführt hat.
Er befand sich auf einer Studienreise und sammelte
Skizzen für ein großes Werk, eine Darstellung der
Eroberung von Yorktown in Virginia 1781.
Die Eroberung von Yorktown stellt nämlich einen
Markstein in der Geschichte Amerikas dar, ja sie
ist in gewissem Sinn die Geburtsstunde der heuti=
gen Vereinigten Staaten von Amerika. Am 4. Juli
Übergabe von Yorktown, Virginia, am 19. Oktober 1781, nach einem Gemälde von Trumbull im Weißen Haus in Washington