Full text: 1962 (0090)

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Aberglaube und Wissenschaft 
um Wünschelruten und Wünschelrutengänger 
Von Walter Hensel, Homburg 
issen um die geheimen Kräfte der Natur gibt 
Macht! „Medizinmänner" beherrschen ihre primi* 
tiven Indianerstämme, „Zauberer" und „Fetisch- 
männer" sind die Furcht erheischenden Halbgötter 
unwissender Naturvölker. Ererbte oder erworbene 
Geheimkenntnisse werden ausgespielt, tun die 
Herrschaft zu sichern und „Tabus" zu fordern. Nur 
sehr selten ist der Nachweis lieferbar, das wirk* 
liehe geistige Kräfte und echtes Wissen vorliegen, 
die einen solchen Machtanspruch rechtfertigen. 
Finsterer Aberglaube, abwegige Vorstellungen, Irr 
lehren werden leicht heraufbeschworen und halten 
sich oft Jahrhunderte. Unsere heutige Kultur, un 
sere Wissenschaften, unsere Religion verhindern 
das Aufkommen solcher Irrlehren, und die Gesetze 
schützen den Menschen gegen derlei mystischen 
Unfug. 
„Bestraft wird, wer gegen Lohn oder zur Errei- 
chung eines sonstigen Vorteils sich mit angeblichen 
Zaubereien oder Geisterbeschwörungen, mit Wahr- 
sagen, Kartenlegen, Schatzgraben, Zeichen- und 
Traumdeutungen oder anderen dergleichen Gau 
keleien abgibt." Gehört die Wünschelrute auch zu 
einem verbotenen Gerät? 
Was hat es auf sich mit den mystischen Wünschel 
rutengängern, die Wasseradern tief in der Erde 
spüren, ohne durch die Erdrinde schauen zu kön 
nen, die Edelmetalle aufzeigen, die „Erdstrahlen" 
erkennen und Entstrahlungsgeräte verkaufen? 
Was ist von allen diesen Dingen wahr und echt, 
was Betrug, was Selbsttäuschung? Kann die echte 
Naturwissenschaft darauf überhaupt eine Antwort 
geben? 
Es gibt seit einigen Jahren Institute und Forscher, 
die sich sehr ernsthaft bemühen, Licht in diese und 
sehr verwandte Probleme zu bringen. Aber gerade 
die Wissenschaftler setzen sich immer wieder dem 
Vorwurf aus, sie würden mit ihren Schulwissen 
schaften diejenigen Erkenntnisse ersticken oder 
erdrücken, die eben über den wissenschaftlichen 
Horizont hinausgingen. Die „wahre" geistige Ent 
wicklung werde durch sie nur behindert. Das Ur 
teil der Hochschulwissenschaftler sei daher ganz 
und gar nicht maßgebend. Derlei Einwendungen 
der „Wundermänner" sind billig. 
Man kann dazu mit Recht sagen: Die Wahrheit 
fürchtet sich nicht vor Forschung, Nachforschung, 
Kontrolle und Kritik. Im Gegenteil, je mehr ein 
Okkultist von der Wahrheit seiner geheimen 
Künste überzeugt ist, um so mehr müßte er ge 
radezu die ehrliche Prüfung wünschen. Es ist also 
immer schon ein schlechtes Zeichen, wenn ein 
Wünschelrutengänger eine wissenschaftliche Kon 
trolle ablehnt; gerade in dieser Hinsicht offenbart 
sich ehrliches Ringen um Erkenntnis. Und in der 
Tat haben schon viele „Rutler" sich häufig und 
willig den Prüfungen der Wissenschaft unterzogen. 
Aber sprechen wir zunächst von der Wünschelrute 
und ihrer Handhabung selbst. Der Wünschelruten 
gänger schreitet mit seiner Rute ein Gelände lang 
sam planmäßig ab und wartet, ob seine Rute 
wippt oder ausschlägt und ihm damit ein Zeichen 
gibt, daß sich unter seinen Füßen Wasser befindet. 
Die Wünschelrute hat meist die Form einer läng 
lichen Schleife (Abb. 1). Sie besteht im allgemeinen 
aus einem blanken etwa 2 bis 3 mm starken Stahl 
draht. In der gezeichneten Form ist sie spannungs 
los. Faßt man die Rutenenden mit Untergriff ent 
sprechend (Abb. 2), so werden die Enden ausein 
andergebogen, d. h. die Rute wird wie eine Feder 
gespannt, wozu es einer gewissen Muskelanspan 
nung bedarf. Man versuche, das einmal mit einem 
biegsamen Rohrstock, z. B. einer Weidenrute oder 
ebenfalls mit einem Stahldraht, nachzumachen. Da 
bei wird man spüren, daß die nach vorn gehaltene 
Schleife der Rute gern aus dieser gespannten 
Lage in die ungespannte zurückspringt. Dabei
	        
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