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und Inj^tiidte vetsinkenl
In einem Lande, wo — wie bei uns — viel von Grubenschäden die Rede ist, dürfte nach=
stehender Beitrag von ganz besonderem Interesse sein. Er zeigt die für manchen vielleicht
verblüffende Tatsache auf, daß in allen Erdteilen das gleiche beobachtet, kontrolliert und
registriert wird: bestimmte Gebäude, ja ganze Städte geraten aus verschiedenen Gründen aus
dem Stabilen in die Bewegung. Dabei erscheint bemerkenswert, daß diese Vorgänge, gegen
die Architekten, Ingenieure und die Technik anzukämpfen haben, in Gebieten festgestellt
werden, wo kein Abbau unter der Erde erfolgt.
o ktober 1959: Alarm in Stockholm! Das Kö=
nigsschloß der schwedischen Hauptstadt droht zu
versinken. Schon zeigen sich gefährliche Risse und
Sprünge. Messungen ergaben, daß die königliche
Residenz jedes Jahr einige Millimeter tiefer in die
Erde sinkt. Es sind zwar nur Millimeter, die aber
im Laufe der Jahre zu vielen Zentimetern werden.
Und der Grund? Das Königsschloß ist auf weichen
und schlüpfrigen Grund gebaut, die Funda=
mente geben nach. Nur die allernotwendigsten
Sicherungsarbeiten — soweit diese überhaupt er=
folgreich sein können — kosten über fünf Mil=
Honen Kronen, das sind über 4,5 Millionen Mark.
Eine Weltstadt rutscht ins Meer
Der Fall des schwedischen Königsschlosses ist
keine Seltenheit. Kürzlich fand in Venedig ein
internationaler Kongreß von Ingenieuren und
Architekten statt, der sich ausschließlich mit der
Frage befaßte, auf welche Weise das an unzähligen
Plätzen der Erde auftretende Phänomen versinken=
der Gebäude, ja ganzer Städte, verhindert werden
kann.
Immer deutlicher zeigt sich angesichts der zuneh=
menden Konstruktion von Hochhäusern mit einem
gewaltigen Belastungsgewicht, daß der Erdboden
nicht überall imstande ist, diese Belastung zu
ertragen. Gibt eines Tages der Boden unter Lon=
don, unter New York, unter Hamburg oder Barce=
lona nach? Schon heute sind zahlreiche, zum Teil
altehrwürdige und historische Gebäude und Städte
in einer langsamen, aber unheimlichen „Bewe=
gung".
Seit etwa 30 Jahren sind Englands Baufachleute
ernstlich besorgt um die Zukunft der Weltstadt an
der Themse. Es wurde nämlich festgestellt, daß
London auf einem Tonblock sitzt. Dieser Tonblock
hat aber ein schräge Lage. Die Schräge aber führt
ins Meer. Das bedeutet mit anderen Worten, daß
die Stadt London ganz langsam mit all ihren Ge=
bäuden, mit der City, dem Buckingham=Palast,
dem Tower, ins Meer gleitet. Viele alte englische
Kaufhäuser und Lagerschuppen an den Ufern der
Themse beobachten in den Kellern dieses Ab=
gleiten, indem Jahr für Jahr das Grundwasser
steigt. Was dieses Gleiten der Stadt London in
in einem Jahrhundert oder in zwei Jahrhunderten
bedeuten wird, das können sich die Architekten
heute schon ausrechnen. Trotz aller Atomkräfte,
die man der Materie abringt, war bisher noch kein
Architekt oder Baumeister in London in deT Lage,
Londons Abgleiten ins Meer auch nur eine Stunde
aufzuhalten.
Kommt man nach Mexiko=City, dann führen uns
die Kenner zum Palast der schönen Künste, zum
früheren Nationaltheater. Und man erzählt uns,
daß dieser Palast im Laufe der letzten Jahre über
2 Meter in den Boden gesunken ist. Eine Treppe,
die vormals den Eingang bildete, liegt jetzt genau
zur ebenen Erde.
Ganze Straßenzüge sinken in einem Rhythmus
von 25 bis 40 cm pro Jahr in den Boden. Die Ur=
sache: Die Stadt wurde über einen gewaltigen
Krater mit Vulkanasche gebaut, eine leichte
pulvrige Unterlage, bei welcher der Zwischenraum
der Aschenteilchen durch Wasser gefüllt war. Das
Gewicht der Gebäude aber, die man auf der Asche
errichtete, preßte die Asche zusammen.
Selbst die größte Stadt der Erde, New York, hat
mit diesem Problem zu kämpfen. New York, ins=
besondere der Bezirk Manhattan, ist die Stadt der
Hochhäuser und der Wolkenkratzer. Ein Gebäude
von zwanzig Stockwerken hat ein ungeheueres
Gewicht. Nun haben die Bautechniker ausgerech=
net, daß die sogenannte Manhattan=Insel, also der
Boden, auf welchem die meisten Wolkenkratzer
stehen, sich nach und nach senkt und vielleicht
eines Tages unter dem Druck der Gebäudebelastung
nachgibt und völlig in den Boden hineingleitet und
alles mit sich reißt, was auf Manhattan steht. Man
hat sogar schon ausgerechnet, in welchem Augen=