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Vaterbaum in Amerika, Schweden, Japan oder
sonstwo steht. Mit Luftpost kann Blutenstaub aus
der ganzen Welt zu den Zuchtstationen gebracht
werden.
Über 13 000 Lärchenbastarde aus den verschiede»
nen Kreuzungen vom Jahre 1951 werden in Graf=
rath in ihrer Wuchsleistung auf großen Versuchs»
flächen beobachtet. Ihre Überlegenheit im Höhen»
wuchs gegenüber den Normallärchen beträgt bisher
30 bis 65 Prozent. Erhebliche Bastardleistungen
haben Forstzüchter auch mit Schwarzpappel, Zit»
terpappel (Aspe) und Silberpappel erzielt.
„Der Wald im Blumentopf" möchte man sagen,
wenn man die „Säuglingsstube" einer modernen
staatlichen Forstpflanzenzuchtgärtnerei betritt. Da
sehen wir, wie buchstäblich mit der Flasche solch
gepfropftes Bäumchen aufgezogen wird; Nährlö»
sungen fördern sein Wachstum. In einem anderen
Gewächshaus stehen auf geräumigen Arbeits»
tischen große Blumentöpfe mit Pfropflingen von
ausgewählten Elite=Kiefern. Diese Pfropflinge wer»
den später in Samen=Plantagen ausgepflanzt und
liefern schon in 10 bis 20 Jahren hochwertiges
Züchtungs=Saatgut.
Eine andere Züchtungsmöglichkeit ist die künst»
liehe Veränderung der Chromosomenzahl (Chro=
mosomen sind Bestandteile des Zellkerns, Träger
der Erbanlage). Auch im Obst» und Gartenbau
kennt man auf Chromosomenvervielfachung beru»
hende Formen, z. B. bei der Erdbeere und Tomate.
Die wissenschaftlichen Grundlagen zur Leistungs»
Steigerung und genetischen Erforschung unseres
Waldes werden in den Labors erarbeitet. Die Er»
forschung der Erbanlagen, die Konservierung des
Blütenstaubs für die künstlichen Kreuzungen und
vieles mehr — alle diese Gebiete sind eine Wissen»
schaft für sich. Für eine junge Wissenschaft, die
dazu noch in Generationen vorausdenken muß,
hat die Forstgenetik und Forstpflanzenzüchtung
schon erstaunliche Anfangserfolge zu verzeichnen.
100 Jahre sind den Forschern nur ein kleiner
Schritt auf einem langen Weg, dessen Ziel sie ken»
nen, aber nicht mehr erleben werden. Der Forst»
mann ist in Handeln und Denken gewohnt zu
warten und die Frucht seiner Arbeit künftigen
Geschlechtern anzuvertrauen. Auch die Früchte der
heutigen Züchtungsmaßnahmen mit unseren Wald»
bäumen wird erst die nächste Generation ernten.
In Reih und Glied sind im Treibhaus des Forstlichen Versuchsgartens Grafrath die Pfropflinge aufgestellt, um in ihrer
Entwicklung ständig überwacht zu werden