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Delegation der Firma Friedrich Krupp vor etwa
zwei Jahren bereits feststellen können, die sehr
beeindruckt von der Besichtigung der chinesischen
Stahlwerke zurückkehrte. Wenn wir dann die Ent»
Wicklung der Stahl= und Kohleproduktion in den
osteuropäischen Ländern noch mit einbeziehen, so
wird nicht daran zu zweifeln sein, daß irgendwann
zwischen heute und dem Jahre 2000 die Energie»
und Stahlproduktion im Block der kommunisti»
sehen Länder die in den USA plus ganz West»
europo überrunden wird.
Mit diesen Tatsachen muß allen Ernstes gerechnet
werden. Das heutige Ausmaß der Investitionen ist,
insbesondere in der Sowjetunion, sehr hoch. Höchst»
wahrscheinlich wird der Teil des Sozialprodukts,
der investiert wird, nicht so hoch bleiben wie ge»
genwärtig (30 v. H.), zumal er zum Teil auf dem
Zwang eines autoritären Systems beruht, das der
Bevölkerung nur erlaubt, einen Teil der durch
Produktivitätssteigerung erzeugten Mehrproduk»
tion zu konsumieren. Aber wenn jahrzehntelang
ein so hoher Anteil des Sozialprodukts investiert
wird, wenn jahrzehntelang ein Zuwachs des So»
zialprodukts in der Größenordnung von fast
10 v. H. erreicht wird, wenn jahrzehntelang der
Konsum von sehr aufwendigen langlebigen Kon»
sumgütern, wie beispielsweise Personenwagen,
niedrig gehalten wird, so ergibt sich eben doch
ein Anwachsen des Anlagekapitals, das für die
westliche Welt geradezu erschreckend hoch ist.
Wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsfor»
schung, Berlin, kürzlich festgestellt hat, sind die
Investitionen in Maschinen» und Fabrikeinrichtun»
gen in der UdSSR seit 1929 auf das Siebzigfache
gestiegen — eine Feststellung, die sich mit den An»
gaben von Allen W. Dulles, daß die Produktion
an Werkzeugmaschinen in der UdSSR das vier»
fache der Produktion in den USA ausmacht, gut in
Übereinstimmung bringen läßt.
Wir würden uns in gefährlichen Illusionen wiegen,
wenn wir diese außerordentlich ernsten Perspek»
tiven nicht zur Kenntnis nehmen wollten. Es ist
ja zum Glück noch nicht zu spät, die Konsequen»
zen aus dieser Lage zu ziehen. Daß beispielsweise
das Technische Ausbildungswesen in der west»
liehen Welt, in den USA ebenso wie in der Bundes»
republik Deutschland, nicht nur außerordentlich
verbesserungsbedürftig ist, sondern auch praktisch
sehr viel ergiebiger gestaltet werden kann, daran
kann es keinen Zweifel geben.
Friedrich Edding, ein langjähriger Mitarbeiter des
Instituts für Weltwirtschaft an der Universität Kiel,
der jetzt auf den eigens für ihn geschaffenen Lehr»
stuhl für Ökonomie des Bildungswesens an der
Hochschule für Internationale Pädagogische For»
schung in Frankfurt am Main berufen wurde, hat
festgestellt, daß in der UdSSR ein doppelt so ho»
her Prozentsatz des Volkseinkommens für For»
schung und Ausbildung ausgegeben wird wie bei
uns. Es ist durchaus noch Zeit, das Ausbildungs»
wesen in der Bundesrepublik Deutschland ent»
scheidend zu verbessern, wenn auch daran gezwei»
feit werden muß, ob diese Verbesserung ohne eine
Änderung des Grundgesetzes mit dem nötigen
Nutzeffekt durchgeführt werden kann. Das rus»
sische Ausbildungswesen verfügt nicht nur über
einen doppelt so großen prozentualen Anteil am
Volkseinkommen wie bei uns, es hat außerdem noch
den Vorzug, daß für ein Volk von über 200 Mill.
Menschen die gesamte Forschung und die gesamte
Universitätsausbildung zentral von einem Ministe»
rium betreut werden.
Ja, es wäre jetzt schon zu bedenken, daß nach der
Gründung einer Europäischen Wirtschaftsgemein»
schaft auch die Fragen des Ausbildungswesens und
der Forschung im europäischen Maßstab zentral
betreut werden müßten.
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