Full text: 1961 (0089)

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nicht höher war als eine Topfblume. Und er 
meinte: „Nehmt euch ein Beispiel an mir. Ich 
bringe den Römern nur dieses Pflänzchen mit, für 
das ich lediglich ein Trinkgeld zahlte." Da lachten 
die Soldaten ihn aus: „Was sollen wir mit einem 
Bäumchen? Die römischen Gärten sind grün 
genug!" 
Lukullus ließ sie spotten. Lächelnd trug er sein 
Bäumchen aufs Schiff und dachte: Es mag stimmen, 
daß ich gerne gut esse und gut trinke; wenn ich 
aber sparsam war, geschah es immer mit Über= 
legung . . . 
Bald wurden die Anker gelichtet, und als der 
Feldherr wieder nach Rom kam, pflanzte er sein 
sorgfältig gehütetes Bäumchen ein, das sich in 
wenigen Jahren zu einem nützlichen Obstbaum 
entfaltete. — So kam die Kirsche nach Europa, wo 
man sie bisher nicht gekannt hatte. Bedenkt man 
nur, daß es heute viele Millionen von tragenden 
Kirschbäumen im Abendland gibt, die alle das von 
Lukullus ums Jahr 73 vor Christi aus Klein=Asien 
mitgebrachte „Andenken" zum Stammvater ha= 
ben, dann reicht der klügste Kopf nicht aus, um 
zu berechnen, wieviel gemünzten Nutzen jener 
Mann bewirkte, der vor über 2 000 Jahren am 
richtigen Ende zu sparen verstanden hatte. Würde 
man die Kirschen den Zinsbeträgen aus Kapital 
gleichsetzen, es ginge in die Milliarden. Der Firle= 
fanz aber, den die Soldaten damals für ihren Sold 
gekauft hatten, ist längst vergessen. Doch Kirschen 
essen wir Heutigen immer noch. Und sie schmek= 
ken uns vortrefflich. Sie schmecken uns sogar — 
lukullisch. 
Wir nannten vorhin diese Anekdote ein „Histör= 
chen". Wir möchten jetzt hinzufügen, daß das 
Histörchen einen beweisbaren geschichtlichen Hin= 
tergrund hat, über den wir gelegentlich ein wenig 
nachdenken dürfen. Dies vor allen Dingen dann, 
wenn wir in Versuchung sind, irgendeinen Firle= 
fanz zu kaufen, wie die römischen Soldaten es 
in Klein=Asien taten. 
Schon der alte Sokrates sagte: „Wie viele Dinge 
gibt es doch auf dieser schönen Welt, die ich nicht 
brauche." Diese Weisheit reicht einer anderen 
Erkenntnis die Hand, die wir einem Philosophen 
unserer Tage verdanken, nämlich dem gütigen 
Urwalddoktor Albert Schweitzer, der einmal 
mahnte: „Wer schwer verdient, wirft auch das 
Kleinste nicht leichtsinnig weg!" 
Übrigens dürfen wir auch nicht die alten Spartaner 
vergessen, deren Kunst, einfach und haushälte= 
risch zu sein, zu einem geradezu sprichwörtlichen 
Ruhm in der Weltgeschichte gelangte. Den Spar= 
tanern sagt man nach, sie wären sogar maßvoll mit 
ihren Worten gewesen. Was zu viel war, das 
wurde gerügt, und was zu wenig war, das hatten 
Geist und Phantasie zu ersetzen. — So kam denn 
einmal ein athenischer Reisender an einem spar= 
tanischen Brunnen vorüber. Da die Sonne brannte 
und der Reisende heftigen Durst hatte, näherte er 
sich dem Brunnen, zog einen Becher hervor und 
sagte dem Manne, der das Wasser schöpfte: „Zeus 
grüße dich, lieber Freund, der Tag ist heiß und 
mein Becher ist leer. Bitte reich mir einen Trunk 
kühlen Wassers, damit ich mich labe!" — Nun, 
der Wasserschöpfer tat es gern. Doch als der 
Athener seinen Durst gestillt hatte, sagte der Spar= 
taner: Merke dir eins, lieber Fremdling: Daß der 
Tag heiß ist, das spüre ich selber, daß dein Becher 
leer war, das sah ich auf den ersten Blick, daß fer= 
ner der Brunnen kühles Wasser spendet, das ist 
kein besonderes Geheimnis, und daß du dich zu 
erquicken gedachtest, wie sollte mir das verborgen 
gewesen sein. Es hätte also durchaus genügt, mir 
den Becher zu reichen und zu sagen ,Bitte'! — 
sonst aber nichts. Merke dir das für das nächste 
Mal, denn wir Spartaner mögen alles törichte Ge= 
rede nicht, um so mehr lieben wir die kurze, klare 
Wahrheit!" 
Nun, wir Heutigen und Gegenwärtigen wollen 
keine Fanatiker sein; zwischen Geizen und Sparen 
ist seit eh' und je ein Unterschied. 
'J'est verbunden bleiben ivir — 
OColjle, ^Kumpels 
KARLSBERG-BIER
	        
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