Full text: 1961 (0089)

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noch immer unter dem Eindruck des Verlustes 
einer fürsorgenden Hausmutter. Der Vater ist jetzt, 
nach dem Tode der Mutter, mehr bei seinen noch 
zu Hause verbliebenen Kindern, als dies vorher der 
Fall war, und es ist für ihn ein Trost, daß er die 
Winterabende im Kreise seiner Kinder verbrin= 
gen kann und eine Herzlichkeit verspürt, die sie 
alle miteinander vereint. 
Friedrich Koellner, der Pfarrer, wurde am 8. Mai 
1764 in Saarbrücken geboren. Nach dem Besuch 
der Elementarschule trat er in das Gymnasium 
ein. Wie es damals in vielen Saarbrücker Familien 
üblich war, wurden Söhne und Töchter nach Be= 
endigung der Schulzeit in eine Pension nach Metz 
geschickt, um sich in der französischen Sprache zu 
vervollkommnen. Es gehört zum guten Ton, auch 
Französisch zu parlieren, und im Brief redet der 
alte Koellner seinen Sohn mit „Mon eher fils!" an. 
Inzwischen richtete der Vater ein Gesuch an den 
Fürsten Ludwig um Gewährung eines Stipendiums 
zum Studium des Sohnes. In wohlwollender Weise 
teilt Präsident Hammerer vom Haiberg aus dem 
Gartendirektor mit, daß das Gesuch genehmigt 
sei. Nun kann der Sohn zum Studium nach Halle, 
das dem Vater sehr geeignet erscheint. Etwa zur 
gleichen Zeit wohnen im Hause des Professors 
Johann Salomo Semmler in Halle der junge Koell» 
ner und mit ihm der spätere Rektor Kiefer und 
Superintendent Hildebrandt von Saarbrücken. 
Friedrich Koellner lernt neben Halle auch noch das 
Universitätsleben von Jena kennen, kehrt nach 
drei Jahren wieder in die Heimat zurück und wird 
als Freiprediger angestellt. Die erste Predigt darf 
er in der Schloßkirche halten. Aber als Freiprediger 
hat er noch keinen Lebensunterhalt, und er nimmt 
daher eine Hauslehrerstelle beim Obristen von 
Bode, dem Kommandeur des Regiments Nassau, 
an und folgt dieser Familie nach Bergzabern und 
Sultz. Dort ist ein Oheim Koellners Superinten= 
dent, dem er neben seiner Lehrtätigkeit in pfarr= 
amtlichen Verrichtungen hilft. In dieser Zeit 
machen sich im Elsaß und im Fürstentum Saar= 
brücken die Stürme der Französischen Revolution 
bemerkbar. Koellner möchte zurück nach Saar= 
brücken, aber die Ereignisse zwingen ihn, noch 
eine Zeitlang der Stadt ferne zu bleiben. 
In jene Tage fällt die Abfassung des Briefes, der 
mit Gedanken und Sorgen über die kommenden 
Ereignisse beginnt. Georg Firmond, ein Saar» 
brücker Kaufmann, schrieb ein Tagebuch, das die 
Unruhen schildert, die in Saarbrücken durch die 
Revolution in Frankreich ausgelöst wurden. Der 
Unwille der Bürger richtete sich in erster Linie 
gegen die Willkür des höchsten fürstlichen Beam» 
ten, des Präsidenten Hammerer. 
„1790 hat die Revolution auch hier ihren Anfang 
genommen", schreibt Firmond, „welche die fran» 
zösische Luft hierher geweht. Da haben die Bür» 
ger ihre alten Rechte wieder gefordert und wollten 
die allzu großen Auslagen und Anforderungen des 
Fürsten, welche man ihm nicht mit Recht schuldig 
war, nicht mehr zahlen. Die Wirte wollten das all» 
zustarke Ohmgeld nicht mehr zahlen, wie auch 
keinen Bannwein mehr annehmen. Sie wollten 
sich von der Polizei nicht mehr so nach Willkür 
strafen lassen; das mußte gezahlt werden, was nur 
dem Amtmann gefiel anzusetzen übers Gesetz. 
Sie wollten den freien Tabak und Branntwein» 
handel wieder haben nebst einer gewissen Abgabe 
pro Maß und Pfund, Abschaffung des allzu vielen 
Wildbrets groß und klein nebst der unsäglichen 
Menge Fasanen und Feldhühner, Kaninchen und 
was dergleichen mehr. Wollten ihre Waldungen von 
dem Wildbret nicht mehr so ruiniert haben, woll» 
ten den Wildzaun nicht mehr unterhalten, keine 
Grundbierenzehnten mehr zahlen, viel weniger 
mehr so viele Soldaten logieren, die nicht zum 
Kreis gehören, sondern nur zum Vergnügen des 
Fürsten und Verdruß der Bürger da sind, wollten 
nicht mehr soviel in die Militärkasse zahlen und 
wollten Recht getan haben von der Landkasse, 
woraus der Fürst zuletzt jeden Jäger und Stall» 
jungen zahlte und was ihm vorkam. Bei Nach» 
rechnung hat sich befunden, daß der Fürst seit 
Das auf den Saarfelsen thronende Sommerhaus am Schloß 
in Saarbrücken (nach einer zeitgenössischen Darstellung)
	        
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