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Kohlenverschiffung an der Südseite der Hafenhalbinsel im freien Flußbett durch einen Kran (Aufnahme aus dem Jahr 1953)
war die in der Heimatgeschichte bekannte „Wittib
Heintz" die „Oberschichtmeisterin" (Hafenmei=
sterin) der Saarbrücker Kohlwaage.
Die größten Schiffe hatten damals 75 bis 80 t
Ladefähigkeit, doch überwog das mittlere Schiff
mit 35 bis 40 t bei weitem, denn die Tiefe der
Fahrrinne, die im Frühjahr und Herbst durch=
schnittlich 1,2 m betrug, sank im Sommer an man=
chen Stellen unter 30 cm, so daß der Schiffsverkehr
dann wochenlang ganz aussetzte, falls nicht Gewit=
tergüsse für kurze Zeit die Wasserführung ver=
besserten. Im Sommer und Winter stiegen deshalb
die Kohlenvorräte auf der Kohlwaage stets an,
während im Frühling und Herbst der Abtransport
durch die Schiffe meist die Kohlenanfuhr durch die
Pferdefuhrwerke überstieg. Die Ausfuhr der Koh*
len von Saarbrücken aus ging vor allem saar* und
moselabwärts, aber auch auf dem Rhein verkehr=
ten Schiffe mit Saarkohle.
Nach dem Übergang der Städte Saarbrücken und
St. Johann an Preußen im Jahre 1815 wurde die
Niederlassung an der Kohlwaage vergrößert und
mit einem Zaun umgeben. 1816 betrug der Schiffs=
Versand von der Kohlwaage 2 500 Fuder Kohlen
und 200 Fuder Koks. Bis zum Jahre 1830 stieg der
Kohlenversand zu Schiff auf 3 000 Fuder und der
Koksversand auf 2 000 Fuder an. Der Koksabsatz,
der damals ausschließlich der Kohlwaage vorbe*
halten war, steigerte sich gar noch bis auf 3 500
Fuder, so daß um 1850 die gesamte Verschiffung
von Kohlen und Koks an der Kohlwaage etwa
10 000 t betrug. 1830 hatte Bergrat Sello die An=
läge eines Stollens beantragt, durch welchen ein
unterirdischer Kohlentransport auf Booten von den
Gruben des Sulzbachtales nach der Kohlwaage hin
ermöglicht werden sollte. Für den Stollen war eine
Höhe von 130 Zoll und eine Breite von 102 Zoll in
Aussicht genommen. Die Stollensohle sollte durch
Grubenwässer schiffbar gehalten werden. Vor
dem Stollenmund war die Anlage eines größeren
Wasserbeckens zur Aufnahme von 30 bis 40 Schif=
fen geplant. Dieses Becken sollte durch Schleusen
mit der Saar verbunden werden, so daß die bela=
denen Kähne unmittelbar in die Saar und dann
weiter zur Mosel und zum Rhein hätten gelangen
können. Am 26 September 1832 wurde der Stollen
tatsächlich angehauen, jedoch wurden die Arbeiten
später wegen der Unwirtschaftlichkeit des Unter*
nehmens wieder eingestellt, wodurch die Kohl*
waage keinen weiteren Aufschwung nehmen
konnte.
Am 4. Februar 1843 schrieb der Berghauptmann
Dr. Heinrich von Dechen an seinen Bruder: „Von
Saarbrücken aus könnte ich Deutschland ziemlich
beheizen, wenn wir nur gute Wasserverbindungen
hätten." Hatte die Kohlenverschiffung von Saar*
brücken aus auf dem seichten, unkanalisierten
Fluß immerhin noch den Wettbewerb mit der
Landfuhre ausgehalten, so vermochte die regellose,
freie Flußschiffahrt den Kampf mit der aufkom*