Full text: 1960 (0088)

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Fahnenverein" registriert. Weitere Vereinsgrün= 
düngen wurden vorgenommen: 1865 in Beckingen, 
1876 in Haustadt {einschließlich Honzrath), 1880 
in Reimsbach (für die Dörfer Reimsbach=Oppen), 
1885 in Erbringen, 1899 in Rissenthal und 1908 in 
Hargarten. Die ersten Fahnenweihen fanden in 
den 80er Jahren statt. 
Der 17. März 1885, der Tag der schweren Schlag= 
wetterexplosion auf Grube Camphausen, wurde 
auch für die Bergleute des Haustadter Tals zu 
einem Trauertag. Das um so mehr, als 13 Bergleute 
aus Reimsbach=Oppen bei dem Unglück jäh aus 
dem Leben gerissen wurden. An dem Schicksals= 
schlag, der die Verunglückten und deren Familien 
betroffen hatte, nahmen alle Bergmannsgemeinden 
des Haustadter Tales trauernd Anteil. So kam es, 
daß man am 22. März, als in allen Städten und 
Dörfern der 89. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. 
gefeiert wurde, im Haustadter Tal keine lachenden 
Gesichter sah und kaum ein lautes Wort hörte. 
Ohne alle Feierlichkeit wurde den Schulkindern 
der traditionelle „Kaiserweck" überreicht, und das 
sonst so laut begangene Fest wurde von der 
allgemeinen Trauer um die toten Bergknappen 
überschattet. Heute noch hält ein Denkmal auf 
dem Friedhof von Reimsbach die Erinnerung an 
die verunglückten Bergleute, die in einem Gemein= 
schaftsgrab ihre letzte Ruhestatt fanden, wach. 
Echter Kameradschaftsgeist der Bergleute 
Knappen reichet euch im Kreise 
Treu die Hand nach Väterweise; 
Leert die Becher, schwingt die Barten! 
Unserm Stand ein froh Glückauf! 
Goldene 5eiten in den Vereinschroniken sind die 
Fahnenweihen, die bis in die achtziger Jahre des 
vergangenen Jahrhunderts zurückreichen. Durch 
die beiden Weltkriege wurde überall die Vereins® 
tätigkeit unterbrochen. Nach dem letzten Kriege 
bis heute fanden in den meisten Dörfern des 
Haustadter Tales schon neue Bannerweihen statt. 
St. Barbara, die in die Schar der 14 Nothelfer ein= 
gereiht ist, gilt bekanntlich als Schutzpatronin der 
Bergleute. Dies war auch der Grund, warum die 
Bergleute des Tales, die täglich in den Schoß der 
Erde fahren, St. Barbarastatuen in den Kirchen 
und Kapellen aufstellten. Am St. Barbaratag scha= 
ren sie sich um ihre Schutzpatronin und bitten 
vereint mit dem Priester — meistens Ehrenpräsi® 
dent des Vereins — um St. Barbaras Fürbitte in 
Stunden der Not und Gefahr. 
Seit Gründung ist es Brauch, neben den kirchlichen 
und weltlichen Feiern in dem eigenen Dorf auch 
an den Stiftungsfesten und Fahnenweihen der Bru= 
Eine besonders schöne St.-Barbara-Statue in Hargarten, die 
am 8. Juli 1956 im Rahmen einer festlichen Veranstaltung 
eingeweiht wurde. 
dervereine in der übrigen Saarheimat teilzuneh® 
men. Diese kameradschaftliche Verbundenheit 
kommt aber auch zum Ausdruck, wenn man zu 
dem eigenen Jubiläum einlädt. Feste dieser Art 
dauern meistens drei Tage. 
Leider gehören die schönen Bergfeste, die in der 
Nähe der Schachtanlagen gefeiert wurden, der Ver= 
gangenheit an. Hier saßen die Bergknappen alle 
zwei Jahre mit ihren Familienangehörigen unter 
dem schützenden Sonnendach der Waldbäume und 
konnten essen und trinken nach Herzenslust. Nur 
Teller und Bestecke mußten von daheim mitge= 
bracht werden. Zur Erinnerung bekam jeder von 
der Berginspektion eine Briefmappe und ein „Er® 
innerungsglas" geschenkt. Das letzte Bergfest fand 
am 17. Juli 1910 auf der Grube Velsen statt.
	        
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