Full text: 1960 (0088)

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Die Gersweiler Kohlengruben in alter Zeit / von Carl Büch 
Der Berg, auf dem das alte Gersweiler liegt, 
fällt nach Norden zur Saar hin ab. Hier, in den 
Rödern, wie der alte Flurname heißt, waren schon 
im 17. Jahrhundert Steinbrüche. Unweit davon 
gruben die Gersweiler wild Kohlen. Erst um 1751 
nahm sich die fürstliche Verwaltung dieser wilden 
Kohlengräberei an und erklärte die Kohlenvor» 
kommen als Staatsbesitz. Die alten Privatstollen 
mußten geschlossen werden und in der Nähe, am 
Matzenberg, wurde unter staatlicher Aufsicht ein 
neuer Stollen angehauen und mit der Kohlenför» 
derung begonnen. Der Abtransport der Kohle war 
allerdings nicht einfach, da die Wege nach der 
Grube noch nicht ausgebaut waren und die Bauern 
mit ihren Fuhrwerken es gefährlich fanden, die 
geförderte Kohle wegzuschaffen. 
Es war auch gar nicht so einfach, die Allgemein 
heit zu bewegen, anstelle des bisher verwendeten 
Holzes nunmehr Kohle zu verfeuern. Obwohl die 
Kohle recht billig verkauft wurde, blieb man vor= 
erst lieber bei dem bisher gewohnten Holz als 
Brennmaterial. 
Eine Reihe von Glashütten, auch die Krugbäckerei 
in Krughütte, entstanden im 18. Jahrhundert im 
Gersweiler Raum. Auch durch diese Betriebe wurde 
außerordentlich viel Holz verfeuert, so daß sich 
die fürstliche Regierung in eine prekäre Lage ver= 
setzt sah. Auf der einen Seite förderte sie die neu 
erstandenen Betriebe, auf der anderen Seite war 
sie jedoch gezwungen, dem Holzverbrauch Einhalt 
zu gebieten. Nur die Benutzung von Kohle statt 
Holz als Brennmaterial konnte die immer mehr 
sich lichtenden Wälder vor ihrem endgültigen Un= 
tergang retten. 
Die Regierung ließ deshalb, um die Umstellung 
auf Kohle zu erreichen, die Dorfmeier und Geist= 
liehen ersuchen, der Bevölkerung immer wieder 
deutlich zu machen, „daß Steinkohlen zur Erwär= 
mung der Stuben sehr nützlich angewendet werden 
könnten". Um noch ein übriges zu tun, wurden 
die Kohlen an die Untertanen verbilligt abgegeben, 
und zwar zum Preise von 2 bis 3 Kreuzer je Zent= 
ner. Hier dürfte einer der Anfänge der sogenann= 
ten „Berechtigungskohlen" zu suchen sein. 
Aus einem Verzeichnis der staatlich bebauten Stol= 
len zu Anfang des Jahres 1773 ist zu ersehen, daß 
zu jener Zeit in Gersweiler drei Stollen bestanden, 
in denen 14 Arbeiter beschäftigt waren. Die ge= 
ringe Zahl der Belegschaft mag vielleicht verwun= 
Der alte Grubenstollen hinter der Steingutfabrik in Gersweiler um 1900.
	        
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