Full text: 1960 (0088)

Im Leben muß man immer dazulernen! 
Probleme der betrieblichen Einarbeitung 
Nach einem Vortrag von Fritz Deuse 
Die nachstehenden Ausführungen, die ein aktuelles 
Thema behandeln, gehen zurück auf einen Vortrag 
von Fritz Deuse, den dieser in Vorlesungen vor 
der Volkshochschule Saarbrücken gehalten hat. 
Im Leben muß man immer lernen, um „auf der 
Höhe zu bleiben“. Man kann niemals auslernen, da 
die schnelle Entwicklung unserer Zeit auf allen Ge 
bieten immer Neues bringt. Was vor 10 Jahren noch 
uie letzte Erkenntnis war, kann heute schon lange 
überholt sein; das bringt das technische Zeitalter 
mit sich. In einem Industriebetrieb unterscheiden 
wir drei Formen des Lernens: 
Neulernen: für Lehrlinge und Anlernlinge, die den 
Beruf noch nicht kennen. 
Zulernen: Ein Schlosser beispielsweise, der bisher 
nur Metalle geschweißt hat, muß auch lernen, Kunst 
stoffe zu verwenden. 
Umlernen: Das gilt besonders für die Einführung 
neuer Werkstoffe (Verarbeitungsvorgang und -mög- 
lichkeiten) und Maschinen; was früher von Hand 
oder teilweise von Hand gemacht wurde, wird heute 
von vollautomatischen Maschinen hergestellt, so 
daß der Arbeiter die Handhabung und das Funk 
tionieren der Maschine lernen muß. Ferner gilt das 
Umlernen auf einen anderen Beruf oder eine an 
dere Arbeitsweise für Kriegs- und Unfallversehrte. 
Ein Arbeiter kann das von ihm Geforderte auch 
ohne Anleitung lernen, aber das ist für den Betrieb 
unrationell, da viel Zeit und Material vergeudet 
werden. Daher hat jeder Betrieb die wichtige Auf 
gabe, seine Leute auf sichere und einfache Weise 
zu unterweisen. Dabei haben Ungelernte häufig be 
sondere Minderwertigkeitsgefühle; die Unterwei 
sung muß also pädagogisch und psychologisch rich 
tig durchgeführt werden. 
Bei der Arbeitsunteriveisung im Betrieb unterschei 
den wir, psychologisch gesehen, vier verschiedene 
Arten: 1. Erlernung neuer Einzelarbeiten und das Be 
herrschenlernen eines neuen Gebietes; 2. Einarbei 
tung unter neuen Bedingungen; 3. Unterweisung bei 
Umschulung; 4. Unterweisung in einem neuen Be 
ruf. 
Um bei jeder Unterweisung einen positiven Erfolg 
zu gewährleisten, muß man bei dem „Schüler“ das 
notwendige Verständnis für seine Arbeit erwecken. 
Man muß also einige Fragen, die die Vernunft an 
sprechen, herausstellen: Was wollen wir überhaupt? 
— Was kommt dabei heraus? — Worauf kommt es 
also an? 
Aus einer solchen Unterweisung erwachsen fol 
gende Vorteile: Eine höhere Qualitätsarbeit wird 
erzielt, Materialverlustc werden weitgehend aus 
geschaltet, Maschinen werden sorgfältiger behan 
delt und erreichen eine höhere Lebensdauer; Zeit 
verluste durch Maschinonreparaturen sind gering; 
der Arbeiter ist einsatzfähiger und wird zum Stamm 
arbeiter. 
Die Unterweisung muß also richtig, erfolgreich und 
wirtschaftlich sein. Wenn diese Anforderungen er 
füllt werden, dann ist das auch für den Betrieb ein 
voller Erfolg, d. h., der Betrieb erhält sich viele gute 
Stammarbeiter, auf die er sich stützen kann; denn 
jeder Betrieb hat die Menschen, die er verdient. 
Für einen Betrieb mit schlechter Arbeitsausbildung 
wird das Interesse der Arbeiter bald erlahmen, und 
sie wechseln häufig, was in jeder Weise unrationell 
ist. 
Die einzelnen Stufen der Unterweisung sind: 1. 
Kennenlernen: Der Lernende muß mit Material und 
Maschine oder Werkzeug vertraut werden. — 2. 
„Probieren geht über Studieren“: Der Lernende soll 
selbst solange probieren, bis er sagen kann: „Ich
	        
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