Im Leben muß man immer dazulernen!
Probleme der betrieblichen Einarbeitung
Nach einem Vortrag von Fritz Deuse
Die nachstehenden Ausführungen, die ein aktuelles
Thema behandeln, gehen zurück auf einen Vortrag
von Fritz Deuse, den dieser in Vorlesungen vor
der Volkshochschule Saarbrücken gehalten hat.
Im Leben muß man immer lernen, um „auf der
Höhe zu bleiben“. Man kann niemals auslernen, da
die schnelle Entwicklung unserer Zeit auf allen Ge
bieten immer Neues bringt. Was vor 10 Jahren noch
uie letzte Erkenntnis war, kann heute schon lange
überholt sein; das bringt das technische Zeitalter
mit sich. In einem Industriebetrieb unterscheiden
wir drei Formen des Lernens:
Neulernen: für Lehrlinge und Anlernlinge, die den
Beruf noch nicht kennen.
Zulernen: Ein Schlosser beispielsweise, der bisher
nur Metalle geschweißt hat, muß auch lernen, Kunst
stoffe zu verwenden.
Umlernen: Das gilt besonders für die Einführung
neuer Werkstoffe (Verarbeitungsvorgang und -mög-
lichkeiten) und Maschinen; was früher von Hand
oder teilweise von Hand gemacht wurde, wird heute
von vollautomatischen Maschinen hergestellt, so
daß der Arbeiter die Handhabung und das Funk
tionieren der Maschine lernen muß. Ferner gilt das
Umlernen auf einen anderen Beruf oder eine an
dere Arbeitsweise für Kriegs- und Unfallversehrte.
Ein Arbeiter kann das von ihm Geforderte auch
ohne Anleitung lernen, aber das ist für den Betrieb
unrationell, da viel Zeit und Material vergeudet
werden. Daher hat jeder Betrieb die wichtige Auf
gabe, seine Leute auf sichere und einfache Weise
zu unterweisen. Dabei haben Ungelernte häufig be
sondere Minderwertigkeitsgefühle; die Unterwei
sung muß also pädagogisch und psychologisch rich
tig durchgeführt werden.
Bei der Arbeitsunteriveisung im Betrieb unterschei
den wir, psychologisch gesehen, vier verschiedene
Arten: 1. Erlernung neuer Einzelarbeiten und das Be
herrschenlernen eines neuen Gebietes; 2. Einarbei
tung unter neuen Bedingungen; 3. Unterweisung bei
Umschulung; 4. Unterweisung in einem neuen Be
ruf.
Um bei jeder Unterweisung einen positiven Erfolg
zu gewährleisten, muß man bei dem „Schüler“ das
notwendige Verständnis für seine Arbeit erwecken.
Man muß also einige Fragen, die die Vernunft an
sprechen, herausstellen: Was wollen wir überhaupt?
— Was kommt dabei heraus? — Worauf kommt es
also an?
Aus einer solchen Unterweisung erwachsen fol
gende Vorteile: Eine höhere Qualitätsarbeit wird
erzielt, Materialverlustc werden weitgehend aus
geschaltet, Maschinen werden sorgfältiger behan
delt und erreichen eine höhere Lebensdauer; Zeit
verluste durch Maschinonreparaturen sind gering;
der Arbeiter ist einsatzfähiger und wird zum Stamm
arbeiter.
Die Unterweisung muß also richtig, erfolgreich und
wirtschaftlich sein. Wenn diese Anforderungen er
füllt werden, dann ist das auch für den Betrieb ein
voller Erfolg, d. h., der Betrieb erhält sich viele gute
Stammarbeiter, auf die er sich stützen kann; denn
jeder Betrieb hat die Menschen, die er verdient.
Für einen Betrieb mit schlechter Arbeitsausbildung
wird das Interesse der Arbeiter bald erlahmen, und
sie wechseln häufig, was in jeder Weise unrationell
ist.
Die einzelnen Stufen der Unterweisung sind: 1.
Kennenlernen: Der Lernende muß mit Material und
Maschine oder Werkzeug vertraut werden. — 2.
„Probieren geht über Studieren“: Der Lernende soll
selbst solange probieren, bis er sagen kann: „Ich