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A) Versandbetriebe
1. Verwiegung: Als erstes zur Automatisierung der
Verwiegung ist zwischen einer Wäsche und der
dazugehörigen Kokerei eine automatische Band
waage eingerichtet. Sämtliche Kohlensorten werden
getrennt von einem eigenen Zubringerband über
die Bandwaage in die Kokerei befördert. Durch
Verriegelung der Druckautomatik mit den Zubrin
gerbändern werden die einzelnen Kohlensorten ge
trennt verwogen und registriert. Der Mensch steu
ert in diesem Falle nur noch die Aufgabe der Koh
len zur Kokerei, sämtliche anderen Regel- und
Steuervorgänge sowie Verwiegung einschließlich
Registrierung werden ihm von der Automatik abge
nommen.
2. Verladung: Der größte Teil der expedierten
Kohle wird mit der Eisenbahn verschickt. Die Ver
teilung der Waggons und Zusammenstellung der
Züge und Waggongruppen erfolgt durch Rangier
lokomotiven der Grube. In einem Grubenbahnhof,
von dem gleichzeitig auch eine Kokerei bedient
wird, sind in den Loks Rangierfunkanlagen einge
setzt. Durch diese Anlagen wird nicht nur die Ran
gierarbeit wesentlich verkürzt, sondern auch die
Sicherheit des Menschen im Rangierbetrieb er
höht. Besonders bei starkem Nebel stehen nun
die fahrenden Rangiereinheiten untereinander und
mit der Leitstelle in Sprechverbindung, so daß Zu
sammenstöße weitestgehend vermieden werden.
Durch Einsatz von Rangierwinden, die vom Wiege
meister bedient werden, wird die gefährliche Ar
beit des Waggonverschiebens unter der Wäsche
und Sieberei vereinfacht.
B) Aufbereitung (Wäsche und Sieberei)
Die Aufbereitung ist ein geschlossener Betrieb
innerhalb des Grubenbetriebes. Daher ist auch in
der Aufbereitung wieder Glied an Glied zu reihen,
bis auch hier die Kette der Automatisierung ge
schlossen ist. Bei der Saarberg sind schon mehrere
Schwerflüssigkeitswäschen in Betrieb, die die müh
same Handklauberarbeit an den Lesebändern über
nehmen. Da diese Versuche bereits abgeschlossen
sind, wurde über das Wesen und Prinzip dieser
Anlagen schon öfters ausführlich berichtet, über
die übrigen Teilprojekte der Aufbereitungsbetriebe
(wie z. B. automatische Regelung der Wäscheauf
gabe, automatische Überwachung der Bunker,
selbsttätige Einstellung der Bänder in diese zu fül
lende Bunker, Wichte-Regelung in den Schwerflüs
sigkeitswäschen und zentrale Überwachung aller
Betriebsvorgänge von einem Zentralleitstand) sind
noch Planungen und Vorversuche im Gange, über
die zu gegebener Zeit noch zu berichten sein wird.
C) Transport vom Schacht zur Aufbereitung
Bei Skipschächten (Gefäßförderung) ist die Ent
ladung der Gefäße kein Problem. Durch Fernanzeige
und Verriegelung der Bänder ist hier die Vorstufe
zur Automatisierung beereits erreicht. Bei Gestell
schächten und zum Beladen der Gefäße sind auto
matische Wipper eingesetzt, die sämtliche Regel
und Steuervorgänge selbst ausführen.
D) Schachtbetrieb
Seit einiger Zeit setzt sich die automatische Förder
maschine immer mehr durch. Gerade im Schacht
sind die Steuer- und Regelvorgänge immer diesel
ben, so daß sich die Automation der Förderma
schine geradezu angeboten hat. Zwei Anlagen sind
bei uns bereits in Betrieb, während mit der Mon
tage der dritten Anlage demnächst begonnen wird.
E) Kohlen- und Bergetransport unter Tage
Durch Verriegelung der Bandanlage (Band- und
Haufwerksüberwachung) ist die automatische För
derung der Kohle und Berge in weitem Umfange
durchgeführt. An Wendelrutschen und Bunkern sind
Bunkerstandsüberwachungen eingebaut, die bei
Verstopfungen und Füllung die nachgeschalteten
Fördermittel stillsetzen und durch eine Warnan
lage das Bedienungspersonal verständigen.
F) Wasserhaltung
Der Idealfall ist eine vollautomatische Wasserhal
tung, die ähnlich arbeitet wie die Wasserwerke. Die
Schwierigkeit, die hier zu überwinden ist, sind die
großen Drücke, die durch die Förderhöhe hervor
gerufen werden. Eine vollautomatische Wasserhal
tung ist in Planung. Die Vorversuche (Überwachung
der Pumpe und des Motors sowie des Wasserstan
des) sind bereits abgeschlossen.
Die Automatisierung hat sich aus der Elektrifizie
rung und Mechanisierung derart weiterentwickelt,
daß die bisher üblichen Denkaufgaben des Zählens,
Wiegens, Messens, Sortierens, Kontrollierens,
Überwachens, Steuerns und Regeins von Meß
instrumenten übernommen werden und mit Hilfe der
Elektrotechnik, Pneumatik und Hydraulik die Fern
steuerung betätigen.
Die Belegschaft muß sich mit den neuen techni
schen Erkenntnissen vertraut machen. Es wird ein
höheres Ausbildungsniveau vorausgesetzt. Die
Automation ist keine Revolution, die Arbeitslosig
keit nach sich zieht, sondern sie soll dem Men
schen die körperliche und geistige Arbeit erleich
tern; sie soll aber auch die Wirtschaftlichkeit er
höhen und dadurch mit dazu beitragen, die Kon
kurrenzfähigkeit der Kohle mit den anderen Ener
gieträgern zu erhöhen.