77
losung einen Ballen Kleiderstoff. Laniol aber
schickte statt des Ballens Stoff eine schöne Ta
schenuhr, die sich auf den jüngsten Bruder Mau
ritius Herrmann in Göttelborn vererbte, der sie
heute noch aufbewahrt.
Dies alles berichtet der heute 85 Jahre alte
Nikolaus Herrmann, der vor fast zehn Jahren er
neut begann, Nachforschungen anzustellen. Er
ist nämlich seit jener Nacht der Abreise von
Peter Laniol davon überzeugt, daß die Sage um
den Klosterschatz nicht nur Sage ist, sondern
einen wahren Kern in sich birgt.
Eine gewisse Bestätigung für die Sage bildet
die Auffindung des Sterbeaktes eines alten Tho-
leyer Paters, der nicht geflohen war, als die
schwere Zeit über die Abtei Tholey hereinbrach
und sein Versteck in einem Haus am Blasiusberg
nahe der Kapelle hatte, das noch heute Ver
wandten Herrmanns gehört. Ehe Akte aus dem
Sterbebuch 1812 des Sterbeamtes Tholey lautet:
„Im Jahre 1812 am 5. Ocktober Abends um 7 Uhr
erschienen vor mir Peter Gimand, Bürgermeister
und Standesbeamter der Gemeinde Tholey De
partement Mosel Peter Sayler von Beruf Schnei
der ... und Hugo Schwann 48 Jahre alt und er
klärten: daß heute morgen um 5 Uhr gestorben
sei Wilhelm Frank Exbruder, herimtage, vom
Blasiusberge Gemeinde Bergweiler. Gesetzl. Sohn
von dem verstorbenen Bernhard Frank und Ka-
thina Seringer aus Bemkastel. Der Verstorbene
war geboren zu Bemkastel am 4. April 1731. Und
war 81 Jahre, 6 Monate und 1 Tag ald. (Unter
schriften)“.
Dieser Exbruder Frank dürfte also der Hüter
des Klosterschatzes gewesen sein. Und so wie
der junge Herrmann in jener Nacht 1884 ge
glaubt hatte, daß der Bonner Kollektant den
Klosterschatz gehoben und fortgeschafft habe,
so ist er heute davon überzeugt, daß der Schatz
immer noch verborgen in der Heimaterde des
Schaumberges nahe jenem Steinkreuz ruht. Wies
die Spur des sagenhaften Schatzes zunächst nach
Bonn, so weist sie heute, nachdem die seinerzei
tige Existenz des letzten Klosterbruders nicht
mehr zu leugnen ist, unzweifelhaft nach Bem
kastel wohin des Toten Nachlaß gegangen ist, bei
dem sich noch etwaige Hinweise oder Zeichnun
gen vermuten lassen.
Der letzte Klostermann von Tholey hatte auch
einen volkstümlichen Beinamen und wurde ob
seiner Leibesfülle, Größe und Schwerfälligkeit
„Pater Lappes“ genannt. (Vergl. hierzu den Aus
druck Lappes im Volksmund, worunter man einen
großen, starken, aber etwas schwerfälligen Mann
versteht). Es ist anzunehmen, daß auch dieser
starke Mann allein den Schatz fortzuschaffen nicht
imstande war und daß er Helfershelfer gehabt
haben muß, die er aber nur unter seinen ge
treuen Bergweilem besaß. So wird vermutet, daß
er den Schatz zu Lebzeiten in der Nähe seines
Abteikirche in Tholey, im Hintergrund der Schaumberg mit Aussichtsturm und Kriegergedächtniskapelle