Full text: 1959 (0087)

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losung einen Ballen Kleiderstoff. Laniol aber 
schickte statt des Ballens Stoff eine schöne Ta 
schenuhr, die sich auf den jüngsten Bruder Mau 
ritius Herrmann in Göttelborn vererbte, der sie 
heute noch aufbewahrt. 
Dies alles berichtet der heute 85 Jahre alte 
Nikolaus Herrmann, der vor fast zehn Jahren er 
neut begann, Nachforschungen anzustellen. Er 
ist nämlich seit jener Nacht der Abreise von 
Peter Laniol davon überzeugt, daß die Sage um 
den Klosterschatz nicht nur Sage ist, sondern 
einen wahren Kern in sich birgt. 
Eine gewisse Bestätigung für die Sage bildet 
die Auffindung des Sterbeaktes eines alten Tho- 
leyer Paters, der nicht geflohen war, als die 
schwere Zeit über die Abtei Tholey hereinbrach 
und sein Versteck in einem Haus am Blasiusberg 
nahe der Kapelle hatte, das noch heute Ver 
wandten Herrmanns gehört. Ehe Akte aus dem 
Sterbebuch 1812 des Sterbeamtes Tholey lautet: 
„Im Jahre 1812 am 5. Ocktober Abends um 7 Uhr 
erschienen vor mir Peter Gimand, Bürgermeister 
und Standesbeamter der Gemeinde Tholey De 
partement Mosel Peter Sayler von Beruf Schnei 
der ... und Hugo Schwann 48 Jahre alt und er 
klärten: daß heute morgen um 5 Uhr gestorben 
sei Wilhelm Frank Exbruder, herimtage, vom 
Blasiusberge Gemeinde Bergweiler. Gesetzl. Sohn 
von dem verstorbenen Bernhard Frank und Ka- 
thina Seringer aus Bemkastel. Der Verstorbene 
war geboren zu Bemkastel am 4. April 1731. Und 
war 81 Jahre, 6 Monate und 1 Tag ald. (Unter 
schriften)“. 
Dieser Exbruder Frank dürfte also der Hüter 
des Klosterschatzes gewesen sein. Und so wie 
der junge Herrmann in jener Nacht 1884 ge 
glaubt hatte, daß der Bonner Kollektant den 
Klosterschatz gehoben und fortgeschafft habe, 
so ist er heute davon überzeugt, daß der Schatz 
immer noch verborgen in der Heimaterde des 
Schaumberges nahe jenem Steinkreuz ruht. Wies 
die Spur des sagenhaften Schatzes zunächst nach 
Bonn, so weist sie heute, nachdem die seinerzei 
tige Existenz des letzten Klosterbruders nicht 
mehr zu leugnen ist, unzweifelhaft nach Bem 
kastel wohin des Toten Nachlaß gegangen ist, bei 
dem sich noch etwaige Hinweise oder Zeichnun 
gen vermuten lassen. 
Der letzte Klostermann von Tholey hatte auch 
einen volkstümlichen Beinamen und wurde ob 
seiner Leibesfülle, Größe und Schwerfälligkeit 
„Pater Lappes“ genannt. (Vergl. hierzu den Aus 
druck Lappes im Volksmund, worunter man einen 
großen, starken, aber etwas schwerfälligen Mann 
versteht). Es ist anzunehmen, daß auch dieser 
starke Mann allein den Schatz fortzuschaffen nicht 
imstande war und daß er Helfershelfer gehabt 
haben muß, die er aber nur unter seinen ge 
treuen Bergweilem besaß. So wird vermutet, daß 
er den Schatz zu Lebzeiten in der Nähe seines 
Abteikirche in Tholey, im Hintergrund der Schaumberg mit Aussichtsturm und Kriegergedächtniskapelle
	        
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