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Rückansicht des Museums für Ur- und Frühgeschichte in Saarbrücken mit Turm der Ludwigskirche
deren Etikette verkohlt, aber wenigstens teilweise
noch leserlich waren, schließlich wichtige Schrift
stücke und Dokumente des Amtes — alle verkohlt.
Nacheinander wurden alsdann die evakuierten
Museums bestände heimgeführt, zuerst die in der
Seyssel-Kaseme zu Germersheim gelagerten Kisten.
Diese waren zum großen Teil nicht mehr intakt.
Germersheim war am Ende des Krieges 3 Tage
lang einer Plünderung ausgesetzt. Was danach
in den Gewölben der Kaserne noch vorhanden
war, verfiel nach und nach der Beutegier unkon-
troilierbarer Elemente. So kam aus Germersheim
nur noch ein Teil des Museumsgutes wieder zu
rück. Es erwies sich dadurch, wie richtig es ge
wesen war, nur ein Drittel der Kisten dort zu
verwahren, denn aus Kochendorf in Württemberg
und Schloß Ortenburg in Niederbayern kam alles
vollständig und unangetastet zurück. Das weit
herzige Entgegenkommen der Verwaltung des
Salzbergwerks in Kochendorf und des Schloßver
walters in Ortenburg verdient den Dank des Saar
landes. Auch darf nicht vergessen werden, der
Verwaltung der Universität des Saarlandes zu
danken, die für die weitere Aufbewahrung der
Kisten trockene Räume zur Verfügung stellte. Ein
Teil des Materials mußte allerdings in dem Mu
seumsgebäude am St. Johanner Markt untergebracht
werden — in einer ehemaligen Bedürfnisanstalt
im Museumshof. Für die hochempfindlichen Ge
genstände in den Kisten war diese unwürdige
Räumlichkeit der schlechteste Aufbewahrungsort,
den man sich denken kann, zumal die Kisten eines
Tages dem Hochwasser der Saar ausgesetzt waren,
das bis in diesen abscheulichen Raum vordrang.
Der wissenschaftliche Wert der in den Kisten ver
packten Bodenurkunden stand auf dem Spiel, denn
nur die mitverpackten Beschriftungszettel konnten
Auskunft über den Fundort, das Funddatum, die
Siedlung oder das Grab und die Inventamummer
geben, weil die Inventarverzeichnisse des Museums
am Ludwigsplatz den Flammen des Luftkrieges
zum Opfer gefallen waren. Diese Beschriftungs
zettel aber wurden jetzt durch das eingedrungene
Wasser aufgeweicht. Sie verfaulten mit dem Ver
packungsmaterial und wurden von Mäusen zer
fressen; die verpackten Gegenstände erlitten schwe
ren Schaden.
Alle im Laufe der nächsten Jahre ständig wie
derholten Bemühungen, diesen unverantwortlichen
Zustand zu beenden, blieben erfolglos. Das Mu-
seumsgebäude Keplerstraße 3 wurde zwar wieder
aufgebaut, aber nun der Schule für Kunst und
Handwerk zur Verfügung gestellt, obwohl es laut
Museumssatzung von 1937 dem Saarlandmuseum
zugesprochen war. Auch darauf wurde seitens des
Konservators hingewiesen; man scheint sich aber
mit dem Verlust des Museumsgebäudes zufrieden
gegeben zu haben, denn es erfolgte in dieser