Full text: 1959 (0087)

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Weitere vier Figuren bilden das hervor 
stechende weitere Merkmal der langen, mehrfach 
umgebauten Front in der Triererstraße; eine von 
ihnen hatte allerdings während des letzten Krie 
ges den Kopf verloren, ist jedoch inzwischen 
wieder hergestellt. Es ist die Figur des Gesteins 
hauers, der in der rechten Hand das Fäustel hebt, 
während er in der Linken den Gesteinsbohrer 
eine lange Stahlstange, hält. Als sein Gegenstück 
auf der anderen Seite der Vier finden wir den 
Kohlenhauer, der sich auf seinen Pickel stützt 
und den Schlägel zu Füßen liegen hat. Mit Fe 
derschmuck am Hut und in großer Paradeuniform 
stehen zwischen den beiden „Schaffern“ die Vor 
gesetzten: der Steiger, gelehnt auf seinen Stei 
gerstab und neben ihm der Bergwerksdirektor 
mit noch mehr Verschnürungen an der Uniform, 
zudem mit einem „erschröcklich“ breiten Säbel 
ausgerüstet, auf dem die eine Hand ruht, wäh 
rend die andere einen Bergplan hält; zum äuße 
ren Zeichen seiner Würde hat der Bergwerks 
direktor als einziger die Beine übereinander 
geschlagen, um sich auch schon in der Haltung 
ALLGEMEINE ELEKTRICITÄTS- 
GESELLSCHAFT 
Vertretung im Saarland: 
SICEL 
Saarbrücken 3 
MAINZER STRASSE 1 76 - TE L. 6 3 3 24 
von seinen Untergebenen zu unterscheiden. So 
verschieden also die Figuren aussehen, eines ist 
ihnen gemeinsam: Sie alle tragen das vorerwähnte 
berühmte A-Leder, die einen als — damalige — 
Berufskleidung, die Vorgesetzten dagegen als 
Traditionsstück zur Uniform. 
Unterhalb dieser vier Figuren entdecken wir 
außerdem noch sechs in Stein ausgehauene Me 
daillons, von denen jedoch nur vier ausgearbeitet 
sind. Sie zeigen die Köpfe des Bergrats Bücking, 
des Oberberghauptmanns von Dechen, des Ge 
heimen Bergrats Sello und des Oberberghaupt 
manns Krug von Nidda. Schließlich sehen wir 
noch auf den wappenschildartigen Steinarbeiten, 
die sich rund um den gesamten Sims des Baues 
hinziehen, in teils verblaßter, teils durch Kriegs 
einwirkungen zerstörter Goldschrift die Namen 
der damals bestehenden saarländischen Gruben 
wie Sulzbach, Heinitz, Dechen, Reden, Itzenplitz, 
König, Jägersfreude, Dudweiler, Altenwald, Geis 
lautern, Ensdorf, Dilsburg, von d!er Heydt, Ger 
hard, Prinz Wilhelm, Albert, Viktoria, Camphau 
sen und andere. 
Diese Figuren und der gesamte Bau sind zu 
gleich auch ein Stück Saarbrücker Stadtgeschichte 
und zeigen den Zwiespalt zwischen den beiden 
damals noch getrennten Städten Saarbrücken und 
St. Johann auf. Bis 1880 befand sich nämlich die 
Bergw'erksdirektion in Saarbrücken, also dem heu 
tigen Alt-Saarbrücken. Bereits im Jahre 1876 war 
von Regierungsseite — teilweise auch bedingt 
durch den von St. Johann an gebotenen billigeren 
Baugrund — der Plan einer Verlegung der Berg 
werksdirektion nach St. Johann gefaßt worden. 
Zwar wandten sich im gleichen Jahr noch zahl 
reiche Saarbrücker Bürger in einer Petition nach 
Berlin, aber bald kam „von oben“ die kalte 
Dusche, bestehend aus einem Schreiben des Mi 
nisters Achenbach, in dem es hieß, daß „die Er 
richtung des für die dortige Bergverwaltung 
nothwendig gewordenen neuen Dienstgebäudes 
im Interesse dieser letzteren auf dem rechten Saar 
ufer zu St. Johann, in unmittelbarer Nähe der 
übrigen bergfiscalischen Gebäude und des Sitzes 
der Saarbrücker Eisenbahndirektion zur Beseiti 
gung der erheblichen Nachteile erforderlich ist, 
unter welchen der Geschäftsverkehr der Bergver 
waltung in Folge der räumlichen Entfernung der 
vorerwähnten Localitäten vom jetzigen Amts 
gebäude gelitten hat.“ 
So zog denn am 1. Juli 1880 die Bergwerks 
direktion Saarbrücken nach St. Johann in das von 
den Architekten Gropius und Schmieden nach 
einem Entwurf des Karlsruher Baumeisters 
Warth im italienischen Palaststil erstellte Gebäude, 
das damals einer der repräsentativsten Bauten 
des aufstrebenden St. Johann war. Und noch 
heute blicken die steinernen Figuren von seiner 
Fassade wie gute, alte Bekannte auf die längst 
Großstädter gewordenen Saarbrücker und St. Jo- 
banner herab und künden von einer noch gar 
nicht so lange vergangenen Epoche der Saar 
brücker Stadtgeschichte.
	        
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