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Arbeitermangels und das der Arbeitszeitver
kürzung können nur durch diese Techniken und
insbesondere durch die Automatisierung gelöst
werden, ohne daß die Produktion verringert
wird. Das bisher Erreichte verdanken wir auch
diesen Techniken; aber die Zukunft verlangt
noch mehr von ihnen.
Die ethischen Gründe für die Automatisierung
Es ist sicher, daß die Gründe für den permanen
ten Arbeiterschwund im Bergbau die harte, den
ganzen Mann verlangende Arbeit des Unter
tagebetriebes und die untertägigen Gefahren
sind. Auf die Dauer kann der gewährte Spitzen
lohn des Bergbaus diese Momente nicht ausglei-
chen, vor allem da in der übrigen Industrie auf
Grund leichterer Produktivitätssteigerungen auch
leichter Spitzenlöhne gezahlt werden können.
Hier hat die Mechanisierung, Elektrifizierung
und Rationalisierung schon vieles getan, um die
Härte der Arbeit zu mildern und die Gefahren
zu verringern. Die Automatisierung wird das
letzte tun, um die Arbeit unter Tage so leicht
und so gefahrlos für den Menschen zu machen,
wie in den übrigen Tagesbetrieben der Indu
strie. Das wird die edelste und vornehmste Auf
gabe der Technik sein, hier einzuspringen. Übrig
bleiben werden nur die Aufgaben für den Men
schen, die seiner wahrhaft würdig sind, als Herr
der Technik. Auch wenn es viel Geld erfordert.
So ist die Technik der Mechanisierung, der Elek
trifizierung, der Rationalisierung und schließlich
der Automatisierung im Sinne des Bergarbeiters
sogar ethisch begründet.
Die technischen Möglichkeiten der
Automatisierung im Bergbau
Wenn wir nach den technischen Möglichkeiten
suchen, so folgen wir am besten dem Produk
tionsfluß. Die Kohle wird im Streb gewonnen,
aus dem Streb herausgefördert, weitergeför
dert durch die Abbaustrecken in die Hauptstrec
ken, durch den Schacht hinauf nach über Tage
und dort in die Aufbereitung, aus der die Kohle
gebrauchsfertig zum Versand oder zum Eigen
verbrauch geht. Den entgegengesetzten Weg
gehen die Versatzberge und all das Gruben
material für unter Tage. Daneben geht die Per
sonenförderung, die Bewetterung und die Was
serhaltung. Aufgabe der Automatisierung ist es
nun, auf diesen Produktionswegen Anwendungs
möglichkeiten zu finden. Wir stellen dabei fest,
daß es schon eine Anzahl von Automatisierun
gen gibt. Wer kennt nicht die automatische
Bandförderung und die automatische Schachtför
derung und die automatischen Kleinpumpen! Sie
haben sich schon bestens bewährt. Also können
wir auch Vertrauen haben in die noch möglichen
Automatisierungen. Als da sind: Automatisie
rung der Übergaben mit Bandselbstschutz und
Verriegelung der Bänder untereinander, mit
Haufwerkswächtern, mit Bunkerstandswächtern,
mit Wächtern an Blindschächten, Rutschen, Wen
deln und Treppen; oder Automatisierung des
Zugverkehrs durch automatische Weichen, durch
Gleisbildstellwerke, durch Zug-Fernsprechver
kehr oder durch automatische Lokomotiven;
oder durch automatische Ladestellen für Kohle
und Berge; durch automatische Wettertüren;
durch automatische Wasserhaltungen; durch
automatische Schlagwetterwächter; Automatisie
rung der Schachtbeschickung durch automatische
Schachtwächter; über Tage durch automatische
Siebereien, automatische Wäschen und auto
matische Verladestellen für Kohle und Berge;
und durch automatische Pumpenstetionen.
Für alle diese Dinge hat die Industrie, insbe
sondere die Elektroindustrie, Maschinen und
Apparate bereit aus ihren Erfahrungen bei der
übrigen Industrie. Diese müssen allerdings für
4!£ Tabakverarb-Industrie
7% Ernährungs-Industrie
10% NE-Metall—In dustrie
13% Eisenschaf F-Industrie
14% Chemische-Industrie
15% Papierverar b-Industrie
16 % Bekleidungs-Industrie
50 %
Bergbau
Prozentualer Lohnanteil (ohne Gehälter) an den Selbst
kosten in verschiedenen Industriezweigen 1957/58
den Bergbau speziell angepaßt werden und wir
müssen auch hier wieder Erfahrungen sammeln,
bis wir sagen können, daß wir bergbauechte
Lösungen haben. Aber das sind keine Wunder,
die hier geschehen müssen; sondern ernste ziel
strebige Arbeit von Arbeitern, Handwerkern,
Technikern und Ingenieuren muß hier geleistet
werden. Natürlich kosten diese Dinge auch
Geld, sogar sehr viel Geld. Der Bergbau ist
ohnehin außer lohnintensiv auch kapitalintensiv;
durch die Automatisierung wird er noch ka
pitalintensiver werden, aber auf Kosten der
Lohnintensität, was aus all den angeführten
Gründen ja als notwendig erkannt wurde.
Die Automatisierung, eine Technik, die sich in
der Wirtschaftsgeschichte nicht immer nur von