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sind erstens wirtschaftlicher und eignen sich
außerdem vorzüglich zur Fernsteuerung und
Fernüberwachung.
Rationalisierung heißt, Aufwand und Pro
duktionsergebnis in das vernünftige Verhältnis
zu setzen, d. h. bei kleinstem Aufwand größtes
Produktionsergebnis zu erzielen, was höchste
Wirtschaftlichkeit ergibt. Die Arbeit muß ver
nünftig organisiert, alle unnötigen Arbeiten müs
sen wegfallen, unnötige Wege erspart werden,
der Produktionsweg verkürzt, Verluste vermie
den, der Produktionsgang konzentriert werden.
Automatisierung bedeutet dann schließlich,
die verbleibenden mechanisierten, elektrifizierten
und rationalisierten Arbeiten möglichst selbst
tätig ablaufen zu lassen, ohne daß der Mensch
noch viel dazutun muß, als nur die Überwachung
und Unterhaltung der Maschinen und Einrichtun
gen. Automatisierung heißt selbsttätige Überwa
chung und selbsttätige Steuerung der Maschinen.
Das aber heißt doch, daß nunmehr auch verstan
desmäßige Arbeiten, sinnesmäßige Tätigkeiten
des Menschen von Maschinen und Apparaten
übernommen werden müssen. Wo der Mensch
vorher durch seine fünf Sinne (Augen = Gesicht,
Ohren = Gehör, Nase = Geruch, Finger =
Gefühl, Mund = Geschmack) Wahrnehmungen
machen konnte, die ihn dank seines Gehirns
zu verstandesmäßigen, vernunftmäßigen Hand
lungen veranlaßten, da muß jetzt ein Gerät
oder Apparat Wahrnehmungen machen können
und gesetzmäßige Handlungen auslösen, die
unserem Denken und Wollen entsprechen. Die
Automatisierung verlangt also nicht nur, daß die
körperliche Arbeit sondern auch die Sinnes- und
Kopfarbeit des Menschen durch Maschinen und
Geräte ersetzt, ja sogar vergrößert und ver
vielfacht wird. Aber immer nur so weit es der
Mensch will. Denn die Maschinen und Appa
rate der Automatisierung müssen von Menschen
erdacht, von Menschen konstruiert und von
Menschen gebaut werden. Der Mensch ist ihr
Schöpfer und Herr und Meister. Wer sie ver
steht, beherrscht sie auch, und niemals kann die
Automatisierung den Menschen beherrschen.
Eine automatisierte Maschine oder Aniage kann
zwar viele Menschenarbeit ersetzen, weil sie
viel leistungsfähiger ist, aber sie braucht den
Menschen als Erfinder, als Unternehmer, als
Überwacher und Instandhalter. Wir können
uns ihrer bedienen in einem Maße, wie wir wol
len. Sie ist unser Diener, sie arbeitet für uns.
Die Elektrotechnik war es in der Hauptsache,
welche die Bauelemente der Automation gelie
fert hat. Fotozellen sind ihr Augen, Mikrofone
ihre Ohren, elektrische Taster ihre Finger, elek
trochemische Zellen ihre Organe für Geruch
und Geschmack. Mit Röntgenstrahlen und Strah
lungen von radioaktiven Isotopen schaut die
Elektrotechnik in die festen Körper hinein und
sogar hindurch. Mit Mikrofonen spezieller Kon
struktion hört die Elektrotechnik tausendmal
feiner und tausendmal schneller als das mensch
liche Gehör es vermag. Und mit Geräten der
Elektronik, bestückt mit Elektronenröhren, Kri
stallzellen, magnetischen Verstärkern und lonen-
röhren, vermag die Elektrotechnik jene gesetz
mäßige Denkarbeit zu leisten, die für die selbst
tätige Steuerung und Regelung von Arbeitsvor
gängen notwendig ist. Die Elektrotechnik, ins
besondere die Elektronik, ist die Technik der
Automatisierung. Aber auch die Pneumatik und
die Hydraulik spielen eine große Rolle bei der
Automatisierung, nämlich dann, wenn Fern
überwachung und Fernsteuerung nicht notwen
dig sind.
All dieser Techniken, der Mechanisierung, der
Elektrifizierung, der Rationalisierung und der
Automatisierung, haben sich unsere Konkurren
ten bedient, um die Selbstkosten durch Vermin
derung des Lohnkostenanleiles zu verringern;
und zwar mit bestem Erfolg, wie wir zu spüren
bekamen. Wir müssen dasselbe tun, wir müssen
sie einholen und sogar übertreffen. Dann sind
wir wieder konkurrenzfähig und unser Lebens
standard und unsere Arbeitsplätze sind ge
sichert. Wir müssen aber vor allem automati
sieren, weil diese Technik am stärksten auf den
Lohnanteil drückt, und das ohne befürchten zu
müssen, daß jemand dadurch arbeitslos wird.
In der Mechanisierung, Elektrifizierung und Ra
tionalisierung haben wir schon einiges getan,
zwar immer noch nicht genug, aber in der Auto
matisierung können wir praktisch noch alles tun.
Wir haben also alle Aussicht, den Konkurrenz
kampf noch günstig zu bestehen und zu ge
winnen.
Die sozialpolitischen Gründe für die
Automatisierung
Seit den Jahren der Hochkonjunktur und der
Vollbeschäftigung ist es dem Bergbau unmög
lich, die notwendigen Arbeitskräfte für den
Untertagebetrieb auf dem näheren und weite
ren Arbeitsmarkt zu finden. Es ist uns deshalb
auch nie gelungen, trotz intensivster Einstel
lungsaktionen den natürlichen Abgang von
jährlich etwa 10% auszugleichen. Die Gesamt
belegschaft ist langsam aber sicher geringer ge
worden. Außerdem wurde die Arbeitszeit wäh
rend einer Schicht laufend verkürzt und schließ
lich ist die Abwesenheitsquote seit dem letzten
Jahr bedeutend gestiegen. Und die Zukunft ist
bereits vorbelastet durch das Ziel einer 40-Stun-
den-Woche.
Alles in allem ist das Arbeitszeitverkürzung für
den Bergarbeiter. Für das Unternehmen bedeu
tet es Mehraufwand für Löhne, der auf irgend
einer anderen Seite ausgeglichen werden muß.
Hier helfen wiederum nur Mechanisierung,
Elektrifizierung, Rationalisierung und ganz be
sonders wieder die Automatisierung. Denn sie
sind ja die Techniken zur Einsparung von Ar
beitskräften und Arbeitszeit. Das Problem des