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Von Ingeborg Margait, Saarbrücken
sj ie haben wohl eines gemeinsam — die 868 Männer, die am St.-Barbara-Tag
V mit einer Ehrenurkunde und einem Geldgeschenk für ihre 40jährige Tätig-
^J keit bei den Saargruben ausgezeichnet wurden. Und dieses Gemeinsame ist
ihre schwere Jugend. Oft nicht einmal vierzehn Jahre alt, fuhren die meisten
von ihnen im harten Kriegsjahr 1917 auf der Grube an. Sie waren vorzeitig aus der
Schule entlassen werden und sollten nun mit ihren schwachen Kräften die Väter
ersetzen, die an der Front standen. Als Vierzehn- und Fünfzehnjährige arbeiteten
sie schon unter Tage. Früh nahm das Leben sie in seine harte Schule. Das ist bitter.
Und dennoch gereichte es ihnen nicht zum Schaden. Aus den frühreifen Kindern wur
den ernste, tüchtige Bergleute, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen und sich
durchzusetzen wissen. Es sind Bergleute vom alten Schlag, die, voll Stolz auf ihren
Beruf, den Bergmannsstand hochhalten. Als geachtete Männer haben viele
von ihnen Ehrenposten inne. Sie wurden zu Sicherheitsmännern, Knappschafts
ältesten oder Betriebsratsmitgliedern gewählt, sie betätigen sich aktiv als Gemeinde
ratsmitglieder oder gar als Bürgermeister in der Gemeinde, sie bekleiden die ver
schiedensten Ämter bei der Freiwilligen Feuerwehr, sie stellen sich den freiwilligen
Sanitätskolonnen zur Verfügung und stehen als Vorsitzende an der Spitze von
Vereinen.
Und andere, die nicht in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt sind, erwerben
sich einen guten Ruf durch Erfolge, die sie ganz privat auf dem Gebiete ihrer Lieb
habereien gewinnen — etwa als Musiker, Maler, Bastler, Imker, Tauben-, Hunde
oder Blumenzüchter, Gartenfreund und Bergmannsbauer. Uber jeden einzelnen von
ihnen gäbe es viel zu erzählen, aber es ist verständlich, daß wir nicht die Lebens
läufe von 868 Belegschaftsmitgliedern wiedergeben können. Deshalb bleibt es mehr
oder weniger dem Zufall überlassen, unter all diesen tatkräftigen Männern einige
herauszufinden, deren Leben für das ihrer Kameraden mitsprechen soll.
Weit geringer an Zahl sind unsere Belegschaftsmitglieder mit 50 Dienstjahren.
Diesmal können nur fünf verdiente Männer, die als Abteilungsleiter, Grubeninspek
toren und Fahrsteiger bei den Saarbergwerken tätig sind, dieses seltene Jubiläum
begehen. Ihnen allen, die dem Betrieb in guten und in schlechten Tagen die Treue
hielten, sagen wir unseren herzlichsten Dank. Für ihr zukünftiges Wirken und ihren
weiteren Lebensweg ein herzliches
GLUCK AUF!
„ic Jtai, was JkotvhU"
„Nur nicht zu viel aufschreiben, nur nicht zu
viel Aufhebens machen!" wehrt Grubeninspek
tor August Knoblauch von Grube König
ab, den wir als Repräsentanten der Männer be
suchen, die in diesem Jahre ihr 50jähriges
Dienstjubiläum feiern. Wir verstehen seine
Reaktion, denn es liegt auf der Hand, daß ein
solch vitaler Mensch, dessen Leben ganz auf die
Tat abgestimmt ist, von großen Worten nichts
hält. Dem Jubilar kann keiner etwas vormachen,
denn er hat von der Pike auf gedient. Am 20.
April 1907 fuhr er als Jugendlicher auf Grube
J
Dechen an und wurde zwei Jahre später nach
Grube König verlegt. Von 1907 bis 1908 besuchte
er die Werkschuloberklasse, von 1908 bis 1910
die Bergvorschule und von 1910 bis 1912 die
Bergschule zu Saarbrücken. Nachdem seine Aus
bildung abgeschlossen war, wurde er zunächst
aktiver Soldat und nahm als solcher auch am
Weltkrieg teil. Er kam auf allen Kriegsschau
plätzen zum Einsatz und war zweimal schwer
verwundet. 1919 kehrte er in die Heimat zurück
und nahm seine Tätigkeit als Reviersteiger in
Grube König auf. 1925 wurde er zum Fahrsteiger,
1935 zum Obersteiger und 1952 zum Gruben
inspektor befördert.