Full text: 1958 (0086)

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Die weiße Katze g g g 
und die 
Von Werner Jakobi 
Es war einmal ein Mädchen, dessen Mutter 
war schon lange tot, und es lebte mit seinem Va 
ter, einem armen Holzfäller, in einem elenden 
Hüttchen. Obwohl Armut und Not aus den Fen 
stern des Häuschens schauten, hatten die beiden 
Menschen darin ein fröhliches Herz. Singend 
versorgte das Mädchen den kleinen Haushalt, 
und mit einem frohen Wort begrüßte es den 
Vater, wenn er abends müde von der Arbeit 
heimkam. 
Einmal aber mußte das Mädchen lange auf den 
Vater warten, und dann brachten zwei Männer 
ihn auf einer Bahre. Ein umstürzender Baum 
hatte ihn getroffen und erschlagen. Nun stand 
das Mädchen mutterseelenallein auf der Welt 
und wußte nicht, wo es das tägliche Brot her 
nehmen sollte. Schweren Herzens verschloß es 
die Tür des Hüttleins und machte sich in den 
Wald. Müde vom Weinen und Traurigsein ließ 
es sich auf einem Baumstumpf nieder und legte 
den Kopf auf die Knie. 
Plötzlich schreckte es auf. Da strich etwas 
leise schnurrend an seinem Rock entlang, und als 
das Mädchen hinsah, erblickte es eine schnee 
weiße Katze. Die Katze fing an, jämmerlich zu 
miauen; dann sprach sie: „Folge mix!“ Das Mäd 
chen wußte nicht, was es tun sollte, aber immer 
dringlicher miaute die Katze: „So folge mir 
dochl" Und weil das Mädchen ja doch von nie 
mand erwartet wurde, so folgte es ihr. 
Die Katze lief eilig voran, quer durch den 
Wald, das Mädchen immer hinterher, bis sie am 
Ufer eines Baches ankamen. Dort hing von den 
niedrigsten Zweigen einer Weide aufgefangen, 
ein zugebundener Sack, in dem es sich heftig 
bewegte. Die Katze strich zärtlich an dem Sack 
vorbei und als das Mädchen ihn heruntergenom 
men und geöffnet hatte, sah es darin fünf nied 
liche Kätzchen, ebenso weiß wie ihre Mutter. 
Freudig beleckte die Katze ihre Jungen und trug 
eins nach dem andern auf ein weiches Plätz 
chen im Moos. Dankbar sah sie das Mädchen an, 
und dann sprach sie: „Ich danke Dir, Du gutes 
Kind! Ohne Dich wären meine lieben Kinder 
elendiglich umgekommen. Nimm zum Dank die 
ses Pfeifchen, und wenn Du in Not bist, dann 
rufe mich damit!“ 
Das Mädchen sah die Katze ungläubig an, 
nahm aber doch die Pfeife und dachte: „Wer weiß, 
vielleicht kannst Du sie wirklich einmal ge 
brauchen!" Langsam ging es wieder tiefer in den 
Wald hinein, aß von den Beeren, die es fand 
und überlegte, wo es die Nacht schlafen sollte, 
denn es war schon dämmerig geworden. Immer 
dunkler wurde es, da sah das Mädchen in der 
Ferne ein Licht. Darauf ging es zu und stand 
plötzlich vor einem alten, efeubewachsenen 
Turm. Leise klopfte es an die Tür. Eine Stimme 
rief: „Herein!" Und als das Mädchen die Tür 
öffnete, sah es eine Stube, wie es noch nie eine 
gesehen hatte. Auf dem Herd standen allerlei 
Töpfe, in denen es dampfte und brodelte. An 
den Wänden hingen alle möglichen getrocknete 
Kräuter und ausgestopfte Tiere. Uber dem Tisch 
brannte eine trübe Lampe, und darunter, über 
ein dickes Buch gebeugt, saß ein sehr magerer 
Mann im schwarzen Mantel. Auf dem Kopf hatte 
er eine hohe, spitze Mütze, und auf seiner rie 
sigen Hakennase saß eine große Brille mit dunk 
len Gläsern. Vor Angst und Schreck wollte das 
Mädchen die Tür zuschlagen und fliehen, aber 
der Mann sprach ganz freundlich: „Tritt nur her 
ein, Du brauchst Dich nicht zu fürchten. Wo 
willst Du noch hin in der finsteren Nacht? Leg 
Wettmantelkönin 
Saarbrücken, Kaiserstraße 8 
Bitte richtigen Eingang beachten! 
LYON WRONKER 
Neunkirchen, Bahnhofstraße 35
	        
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