Full text: 1958 (0086)

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und Springbrunnen anlegen, der sich zwischen 
der Saar und der heutigen Talstraße gegen die 
Saarwiesen hinaus dehnte. So entstand die erste 
barocke Gartenanlage in Saarbrücken. Zur Aus 
schmückung der Anlage mit Statuen und Vasen 
hatte er den Bildhauer Pierard de Coraille von 
Wilhelmsbronn herangezogen. Coraille war mit 
mancherlei Arbeiten am Schloß selbst und am 
Neubau des Lustschlosses Montplaisir auf dem 
Haiberg tätig, das der Architekt Motte nach dem 
französischen Vorbild Marly errichtete. Im Jahre 
1700 ließ der Graf durch Coraille das Grabmal 
seiner Eltern Gustav Adolph und Eleonore Clara 
ausführen, das oben schon besprochen wurde. 
1713 starb Ludwig Kraft im 49. Lebensjahr an 
einem Gehirntumor und wurde in der Schloß- 
3. Grabmal des Grafen Karl 
as 9 Meter hohe Grabmal (Abbildung 6) 
wurde von dem Bildhauer und Stucka 
teur Hotten im bewegten Barockstil ganz 
aus schwarzem und braunem Stuckmarmor er 
stellt; es steht im Chor der Schloßkirche neben 
dem Grabmal des Grafen Gustav Adolph. Aehn- 
lich wie bei dem Grabmal seines Bruders Ludwig 
Kraft steht auch hier der Graf mit seiner Familie 
in einer großen Nische, umrahmt von einer kraft- 
Abbildung 6: Grabmal des Grafen Karl Ludwig 
und seiner Familie 
kirche beigesetzt. Sein Nachfolger Karl Ludwig 
ließ wiederum durch Pierard de Coraille das 
Grabmal für ihn und seine Gemahlin Philippine 
Henriette errichten. 
Die Gräfin Philippine Henriette hatte ihrem 
Gemahl acht Kinder geboren, sieben Prinzessin 
nen und einen Prinzen. Aber dieser starb schon 
als Kind, so daß ein männlicher Nachfolger für 
die Regentschaft fehlte. Aus diesem Grunde über 
nahm nach dem Tode des Grafen Ludwig Kraft 
dessen jüngerer Bruder Carl Ludwig die Regie 
rung. Philippine Henriette lebte als Witwe mei 
stens bei ihrer Tochter Karoline, zuletzt in Berg 
zabern, wo sie 1751 starb und begraben wurde. 
Sie ist die Ururgroßmutter Kaiser Wilhelms I. 
und des Königs Maximilian II. von Bayern. 
Ludwig und seiner Familie 
vollen Barockarchitektur, jedoch nicht bühnen 
artig wie dort, sondern vorteilhafter zusammen 
gefaßt. Die hellen Figuren heben sich wirkungs 
voll von dem schwarzen Hintergrund ab. Vor 
dem Grafen Karl Ludwig und seiner Gemahlin, 
der Gräfin Christiane von Ottweiler-Nassau, ste 
hen in lebhafter Bewegung die beiden früh ver 
storbenen Kinder Friedrich Karl und Ludwig 
Karl. Die Nische wird oben von einer großen 
Muschel ausgefüllt. Links reihen sich in senk 
rechter Anordnung die Ahnenwappen Nassau, 
Baden, Hessen, Rheingrafen, Nassau-Dillenburg, 
Würtenberg, Pfaltz und Salm; rechts Hohenlohe, 
Pfaltz, Nassau, Braunschweig, Solms, Stolberg, 
Hessen und Denemark. Auf dem Sockel sind die 
vergoldeten Inschriften, über der Nische ist das 
gräfliche Wappen angebracht. Die Rahmenarchi 
tektur ist dem vorgeschrittenen Stil entsprechend 
nicht mehr gradlinig flach, sondern geschwungen 
vorgewölbt; Das Gebälk über den Pilastern ist 
doppelt schräg verkröpft. Nach oben folgt eine 
offene Segmentverdachung und als Abschluß 
ein gesteifter Aufsatz. Der Aufbau ist klar, im 
Vergleich zum Grabmal des Grafen Ludwig Kraft 
einfacher, aber dafür großzügiger. Die latei 
nischen Inschriften lauten: 
In der Mitte: „Sieh, Wanderer! Den Du hier im 
Bilde siehst, ist Karl Ludwig, aus dem uralten 
Geschlechte der erlauchten Grafen von Nassau, 
unter denen so viele und so große Helden als 
Fürsten, Heerführer, Kurfürsten, Könige, selbst 
Kaiser glänzten. Seines Lebens Ursprung war im 
Schlosse zu Saarbrücken am 6. Januar 1665, er 
entzog sich der Welt durch einen frommen und 
sanften Tod im Schlosse zu Idstein am 6. Dezem 
ber 1723, zuvor aber knüpfte er den lieblichen 
Ehebund am 22. April 1713 mit Christiane, Gräfin 
von Nassau-Ottweiler. Zwei männliche Sprosse 
entstammten dieser Ehe, doch bald siechten sie 
wiederum dahin. 
Weile jetzt noch ein wenig und staune! Von 
seltenen Tugenden wirst Du lesen. Dieser Graf
	        
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