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Abbildung 4: Grabmal des Grafen Ludwig Kraft und
seiner Gemahlin Philippine Henriette
Auf dem Gebälk: „Der Tod trennt die Liebenden
nicht.“
Auf der Inschrifttafel Beweine, Leser, das durch
Adel, Würde und Schönheit erlauchte Ehepaarl
Den erhabenen und erlauchten Grafen, Herrn
Ludwig Kraft, Grafen zu Nassau-Saarbrücken
und Saarwerden, Herrn zu Lahr, Wiesbaden und
Idstein, des allerchristlichsten Königs General
leutnant und Obersten des Reiterregiments
Royal-Allemand. Die erhabene und erlauchte
Gräfin, Frau Philippine Henriette, Gräfin
zu Nassau-Saarbrücken und Saarwerden, Herrin
zu Lahr, Wiesbaden und Idstein, geborene Grä
fin von Hohenlohe und Gleichen, Herrin zu Lan-
genburg und Kranichfeld. Der Tod, der den Leib
zerstörte, konnte die Beharrlichkeit der Seelen,
die fester ist als dieser Stein, nicht zerstören.
Der erhabene und erlauchte Graf, siegreich in
den Waffen, in der Rede und in der Menschen
freundlichkeit, starb unerschüttert im Glauben
im Jahre 1713 den 14. Februar. Die erhabene und
erlauchte Gräfin, siegreich in Hoffnung, Geduld
und Beständigkeit, starb unerschüttert im Glau
ben im Jahre
Das reich bemalte Grabmal besteht in der
Hauptsache aus Sandstein, Teile sind aus Stuck
marmor angefertigt.
Graf Ludwig Kraft war der älteste Sohn von
Gustav Adolph- und Eleonore Clara. 1685 über
nahm er im Alter von 22 Jahren die Regierung,
die er mit großer Umsicht und Tatkraft führte.
Er sorgte für Ordnung und Sparsamkeit, Sicher
heit im öffentlichen Leben und Schutz seiner Un
tertanen im Kriege. Für die Armen war er ein
Wohltäter. Besondere Hilfe ließ er den Kirchen
und Schulen zukommen. Aber seine friedliche
Tätigkeit war immer nur kurz, denn die meisten
Jahre seines Lebens waren dem Kriegsdienst ge
widmet, so daß er die Mitarbeit seiner „herz
allerliebsten Frau Mutter", wie er sie als Student
in seinen Briefen aus Tübingen nannte, sehr zu
schätzen wußte. Im französischen Heeresdienst
brachte er es zum Generalleutnant und Chef des
Reiterregiments Royal-Allemand. Ludwig XIV.
versuchte, ihn zum katholischen Glauben zu be
wegen, aber Ludwig Kraft blieb seinem luthe
rischen Bekenntnis treu. Trotzdem war er am
französischen Hofe sehr angesehen.
Das Renaissanceschloß in Saarbrücken ließ er
durch den Architekten J. C. Motte dit la Bonte
im barocken Sinn erneuern; als Schlußpunkt
wurde dem großen Schloßturm eine welsche
Haube aufgesetzt. Ludwig Kraft vollendete da
mit das von seiner Mutter begonnene Werk.
Dann ließ er den großen Schloßgarten mit den
vom Schloß absteigenden Terrassen und Frei
treppen, Baumreihen und Rasenflächen, Rabatten
Abbildung 5: Graf Ludwig Kraft