steckt voller Merkwürdigkeiten
Von Pfarrer K. Fischer, Hassel
Das Land, das wir meinen, ist von Städten wie
von Eckpfeilern einer Burg umgeben, von denen
aus man einen Vorstoß zur Entdeckungsfahrt
machen kann: Homburg und Zweibrücken im
Osten, Saarbrücken und Saargemünd im Westen
und Südwesten und die eigentliche Kapitale die
ses Landstrichs im Norden: St. Ingbert. Ein Blick
auf die historische Karte im 18. Jahrhundert zeigt,
wie dieses Gebiet von allen Seiten und den man
nigfachsten Herren äußerst begehrt gewesen ist.
Geistliche und weltliche Herren gaben den Dör
fern das Gepräge. Auf ihrem Unterlauf bis zur
Saar durdifließt die Blies eine Landschaft von
wechselvoller natürlicher Schönheit und ebenso
voller Denkwürdigkeiten einer reichen geschicht
lichen Vergangenheit. Das Sinnbild dieser alten
Kulturlandschaft ist der G o 11 e n s t e i n. Er ist
so alt, daß man keine genauen Angaben über
sein Alter machen kann. Jedenfalls zählt dieser
Menhir auf der Höhe zwischen Blieskastel und
Alschbach zu den ältesten vorgeschichtlichen Denk
mälern, die wir überhaupt in unserer Heimat
aufzuweisen haben. Nach Jahrtausenden war der
Gollenstein 1939 gestürzt worden, aber er ist in
zwischen wieder errichtet worden, um den Be
suchern Gelegenheit zu geben, zu rätseln und zu
sinieren, was wohl die Ureinwohner des Landes
bei der Errichtung dieses Riesenwetzsteines ge
dacht und getan haben. Ob Sonnenkult oder Toten
kult, Opferstätte oder Grabstätte, wir wissen es
nicht mehr. Aber es ist ein mahnender Finger,
der zum Himmel weist: Menschen vergehen, Gott
aber bleibt bestehen!
Wie Menschen vergehen in ihrem leiblichen
Kleid, das fand man wieder vor noch nicht langer
Zeit an jener Stelle, wo die Blies sich anschickt,
aus der nordsüdlichen Richtung noch einmal nach
Nordwesten umzubiegen, in dem Dorf mit dem
runden Turm: Reinheim. Lange bevor das
heutige Dorf gegründet wurde, etwa 400 Jahre
vor Christi Geburt, trugen keltische Männer ihre
lote Fürstin hier zur letzten Ruhe. Ende Februar
1954 hat man das Grab dieser vornehmen Dame
wieder entdeckt. Vor vielen hunderten von Jahren
baute man ihr ein Totenhäuschen aus Eichenholz
und gab ihr in das Reich der Toten den herr
lichsten Schmuck, köstliche Dinge aus Gold, Stein,
Bernstein und Glas mit. Die kostbaren Schmuck
stücke lagen im Sand ein gewachsen an den Stel
len, an denen einmal die Glieder der vornehmen
Frau zur letzten Ruhe gebettet lagen. Vom Leib
der Fürstin fanden sich noch Spuren in der Farbe
des Sandes. Der Schmuck ist erhalten geblieben,
vom menschlichen Leib nichts. Was nützt da aller
Schmuck und alles Gold, was hülfe es dem Men
schen, wenn er die ganze Welt gewönne und
nehme doch Schaden an seiner Seele? Aber die
Frage nach der Seligkeit oder Verdammnis -— das
zeigen uns so manche Stücke dieser Vergangen
heit — hat die Menschen von den Tagen der Er
richtung des Gollensteins bis in unsere Zeit un
unterbrochen bewegt. Glaube oder Aberglaube
waren die geheimnisvollen Kräfte, die das Leben
und Wirken, Blühen und Verderben der Ge
schlechter bestimmt haben und auch in Zukunft
bestimmen werden.
Was an Kräften des Lebens aus der Epoche
der Kelten noch übrig geblieben war, verschmolz
sich um die Zeitwende mit der Kultur der Römer,
die das Bliestal in ganz besonderer Weise für
ihre Wohnsitze bevorzugt haben. Kein Boden, aus
welchem der Landmann, der mit seinem Pflug
darüberfährt, nicht irgendwann einmal ein Stückchen
brauner Scherben ans Tageslicht fördert. Heiden-
mauer, Heidengeld, schwarze Äcker bezeichnen