Full text: 1957 (0085)

steckt voller Merkwürdigkeiten 
Von Pfarrer K. Fischer, Hassel 
Das Land, das wir meinen, ist von Städten wie 
von Eckpfeilern einer Burg umgeben, von denen 
aus man einen Vorstoß zur Entdeckungsfahrt 
machen kann: Homburg und Zweibrücken im 
Osten, Saarbrücken und Saargemünd im Westen 
und Südwesten und die eigentliche Kapitale die 
ses Landstrichs im Norden: St. Ingbert. Ein Blick 
auf die historische Karte im 18. Jahrhundert zeigt, 
wie dieses Gebiet von allen Seiten und den man 
nigfachsten Herren äußerst begehrt gewesen ist. 
Geistliche und weltliche Herren gaben den Dör 
fern das Gepräge. Auf ihrem Unterlauf bis zur 
Saar durdifließt die Blies eine Landschaft von 
wechselvoller natürlicher Schönheit und ebenso 
voller Denkwürdigkeiten einer reichen geschicht 
lichen Vergangenheit. Das Sinnbild dieser alten 
Kulturlandschaft ist der G o 11 e n s t e i n. Er ist 
so alt, daß man keine genauen Angaben über 
sein Alter machen kann. Jedenfalls zählt dieser 
Menhir auf der Höhe zwischen Blieskastel und 
Alschbach zu den ältesten vorgeschichtlichen Denk 
mälern, die wir überhaupt in unserer Heimat 
aufzuweisen haben. Nach Jahrtausenden war der 
Gollenstein 1939 gestürzt worden, aber er ist in 
zwischen wieder errichtet worden, um den Be 
suchern Gelegenheit zu geben, zu rätseln und zu 
sinieren, was wohl die Ureinwohner des Landes 
bei der Errichtung dieses Riesenwetzsteines ge 
dacht und getan haben. Ob Sonnenkult oder Toten 
kult, Opferstätte oder Grabstätte, wir wissen es 
nicht mehr. Aber es ist ein mahnender Finger, 
der zum Himmel weist: Menschen vergehen, Gott 
aber bleibt bestehen! 
Wie Menschen vergehen in ihrem leiblichen 
Kleid, das fand man wieder vor noch nicht langer 
Zeit an jener Stelle, wo die Blies sich anschickt, 
aus der nordsüdlichen Richtung noch einmal nach 
Nordwesten umzubiegen, in dem Dorf mit dem 
runden Turm: Reinheim. Lange bevor das 
heutige Dorf gegründet wurde, etwa 400 Jahre 
vor Christi Geburt, trugen keltische Männer ihre 
lote Fürstin hier zur letzten Ruhe. Ende Februar 
1954 hat man das Grab dieser vornehmen Dame 
wieder entdeckt. Vor vielen hunderten von Jahren 
baute man ihr ein Totenhäuschen aus Eichenholz 
und gab ihr in das Reich der Toten den herr 
lichsten Schmuck, köstliche Dinge aus Gold, Stein, 
Bernstein und Glas mit. Die kostbaren Schmuck 
stücke lagen im Sand ein gewachsen an den Stel 
len, an denen einmal die Glieder der vornehmen 
Frau zur letzten Ruhe gebettet lagen. Vom Leib 
der Fürstin fanden sich noch Spuren in der Farbe 
des Sandes. Der Schmuck ist erhalten geblieben, 
vom menschlichen Leib nichts. Was nützt da aller 
Schmuck und alles Gold, was hülfe es dem Men 
schen, wenn er die ganze Welt gewönne und 
nehme doch Schaden an seiner Seele? Aber die 
Frage nach der Seligkeit oder Verdammnis -— das 
zeigen uns so manche Stücke dieser Vergangen 
heit — hat die Menschen von den Tagen der Er 
richtung des Gollensteins bis in unsere Zeit un 
unterbrochen bewegt. Glaube oder Aberglaube 
waren die geheimnisvollen Kräfte, die das Leben 
und Wirken, Blühen und Verderben der Ge 
schlechter bestimmt haben und auch in Zukunft 
bestimmen werden. 
Was an Kräften des Lebens aus der Epoche 
der Kelten noch übrig geblieben war, verschmolz 
sich um die Zeitwende mit der Kultur der Römer, 
die das Bliestal in ganz besonderer Weise für 
ihre Wohnsitze bevorzugt haben. Kein Boden, aus 
welchem der Landmann, der mit seinem Pflug 
darüberfährt, nicht irgendwann einmal ein Stückchen 
brauner Scherben ans Tageslicht fördert. Heiden- 
mauer, Heidengeld, schwarze Äcker bezeichnen
	        
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