Full text: 1957 (0085)

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im Merchinger Wald im Tagelohn Holz gefällt 
hatten, mit der Axt bewaffnet, Nachtwache bei 
den Pferden und Fohlen im Dienste des Gehöfer- 
schaftsbesitzers Jakob Naumann. Wenn die Wölfe 
sich vom Storkenbusch und vom Hahn diesen 
Nacht weiden näherten, umstellten die Pferde 
ihre Fohlen im Kreise und empfingen Isegrim 
mit kräftigen Hufschlägen; Unter wohlgezielten 
Axthieben der geübten Holzfäller und Nacht 
wächter blieb mancher Wolf auf der Strecke. Ein 
Fechtbruder aus Zwalbach wurde von einem 
Wolf auf seinem Heimwege im Walde angefallen 
und am Bein verwundet. In seiner Not und Ver 
zweiflung schnallte der Arme seine „Hott“ los, 
die Brot und Kartoffeln enthielt, und warf sie der 
Bestie hin als Köder und „Blitzableiter“. Wäh 
rend Isegrim sich mit dem Inhalt der Hott be 
schäftigte, machte sich ihr totenblasser Besitzer 
auf und davon. 
Vädder Kounert konnte Kühe verhexen und im 
Wälde mit den Bäumen sprechen. Seine Kunst 
gab er aber nicht im Kreise der andächtig Lau 
schenden preis. Schange Sejer erzählte vom Rei- 
terbom in der obersten Wiese „Kuerpenbom“ 
genannt, hinterm Hause des pensionierten Eisen- 
bähnbeamten Puhl, in dem ein Reiter mit seinem 
Pferde in dem damaligen Sumpfgelände den Tod 
gefunden hatte. Vom Hahn — bewaldete Anhöhe 
nahe der Reimsbacher Straße -—■ wußte er von 
einer Burg zu berichten, die mit der Siersburg 
bei Rehlingen und der Burg Litermont in einer 
„telefonischen“ Verbindung stand — gemeint war 
wohl eine optische Telegraphenstation mit Wink 
zeichenturm. {— Wahrscheinlich handelte es sich 
um eine Volks-Fluchtburg — Alte Leute wissen 
sich noch der Mauerreste dieser Burg an dem 
Rissentaler Abhang zu erinnern). 
Eine Pfeife nach der anderen wurde geraucht 
und in hohem Bogen in das Feuer gespauzt. 
Die Zunge brannte gar manchem von der scharfen 
Beize. Ein kühler Trunk aus der „Pezz“ brachte 
dem trockenen Gaumen Labung und Milderung. 
Zum Schluß ein Wort über den Erzähler der 
lustigen Geschichten. Den Spitznamen „Als“ hat 
ten die Leute diesem Bauernoriginal zugelegt, 
weil er stundenlang von seinen Salzfahrten bei 
der Train (Fahrabteilung) im Kriege 1870/71 er 
zählte und dabei häufig von der Mundart abwich. 
Dabei begann er viele Satze mit dem unterord 
nenden Binderwort „als“. Diese Konjunktion tritt 
in der moselfränkischen Mundart des Haustadter 
Tales nicht auf. 
Ich bedauere heute, daß ich dem „langen Als“ 
in meiner Jugendzeit nicht häufiger zuhörte und 
seine Erzählungen, die auf viele Generationen 
zurückreichten, nicht aufzeichnete. Er hatte ein 
geradezu ungewöhnliches Gedächtnis und ver 
stand es, plastisch und farbenfroh die Dinge dar 
zustellen, und zwar in der uns heute leider so 
oft fehlenden Ruhe und Beschaulichkeit. 
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