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im Merchinger Wald im Tagelohn Holz gefällt
hatten, mit der Axt bewaffnet, Nachtwache bei
den Pferden und Fohlen im Dienste des Gehöfer-
schaftsbesitzers Jakob Naumann. Wenn die Wölfe
sich vom Storkenbusch und vom Hahn diesen
Nacht weiden näherten, umstellten die Pferde
ihre Fohlen im Kreise und empfingen Isegrim
mit kräftigen Hufschlägen; Unter wohlgezielten
Axthieben der geübten Holzfäller und Nacht
wächter blieb mancher Wolf auf der Strecke. Ein
Fechtbruder aus Zwalbach wurde von einem
Wolf auf seinem Heimwege im Walde angefallen
und am Bein verwundet. In seiner Not und Ver
zweiflung schnallte der Arme seine „Hott“ los,
die Brot und Kartoffeln enthielt, und warf sie der
Bestie hin als Köder und „Blitzableiter“. Wäh
rend Isegrim sich mit dem Inhalt der Hott be
schäftigte, machte sich ihr totenblasser Besitzer
auf und davon.
Vädder Kounert konnte Kühe verhexen und im
Wälde mit den Bäumen sprechen. Seine Kunst
gab er aber nicht im Kreise der andächtig Lau
schenden preis. Schange Sejer erzählte vom Rei-
terbom in der obersten Wiese „Kuerpenbom“
genannt, hinterm Hause des pensionierten Eisen-
bähnbeamten Puhl, in dem ein Reiter mit seinem
Pferde in dem damaligen Sumpfgelände den Tod
gefunden hatte. Vom Hahn — bewaldete Anhöhe
nahe der Reimsbacher Straße -—■ wußte er von
einer Burg zu berichten, die mit der Siersburg
bei Rehlingen und der Burg Litermont in einer
„telefonischen“ Verbindung stand — gemeint war
wohl eine optische Telegraphenstation mit Wink
zeichenturm. {— Wahrscheinlich handelte es sich
um eine Volks-Fluchtburg — Alte Leute wissen
sich noch der Mauerreste dieser Burg an dem
Rissentaler Abhang zu erinnern).
Eine Pfeife nach der anderen wurde geraucht
und in hohem Bogen in das Feuer gespauzt.
Die Zunge brannte gar manchem von der scharfen
Beize. Ein kühler Trunk aus der „Pezz“ brachte
dem trockenen Gaumen Labung und Milderung.
Zum Schluß ein Wort über den Erzähler der
lustigen Geschichten. Den Spitznamen „Als“ hat
ten die Leute diesem Bauernoriginal zugelegt,
weil er stundenlang von seinen Salzfahrten bei
der Train (Fahrabteilung) im Kriege 1870/71 er
zählte und dabei häufig von der Mundart abwich.
Dabei begann er viele Satze mit dem unterord
nenden Binderwort „als“. Diese Konjunktion tritt
in der moselfränkischen Mundart des Haustadter
Tales nicht auf.
Ich bedauere heute, daß ich dem „langen Als“
in meiner Jugendzeit nicht häufiger zuhörte und
seine Erzählungen, die auf viele Generationen
zurückreichten, nicht aufzeichnete. Er hatte ein
geradezu ungewöhnliches Gedächtnis und ver
stand es, plastisch und farbenfroh die Dinge dar
zustellen, und zwar in der uns heute leider so
oft fehlenden Ruhe und Beschaulichkeit.
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