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Fehlerortbestimmung an Hochspannungskabeln
im elektrischen Versorgungsnetz der Saarbergwerke
Von El.-Steiger Friedrich, Kraftnetzabteilung
Durch den immer größer werdenden Bedarf
an elektrischer Energie steigen auch die Anfor
derungen an die Übertragung. Im Versorgungs
netz der Saarbergwerke wirkt sich diese Erschei
nung durch die starke Elektrifizierung der
Untertagebetriebe in den letzten Jahren beson
ders aus.
Das Versorgungsnetz besteht aus rd. 425 km
lOkV-Kabel, 153 km 35kV-Kabel und 102 km
65kV-Freileitungen. Es wird von der Kraftnetz
abteilung der Kraftwerke und elektrischen Be
triebe unterhalten.
Wo Bergbau betrieben wird, sind Grubensen
kungen nicht vermeidbar. Diese wirken sich auch
auf die im Erdboden verlegten Kabel in Form
von Zerrungen und Stauchungen (Abb. 1), welche
Abb. I Stauchung eines Kabels durch Grubensenkung
dann zu Kabelfehlern führen, aus. Abbildung 2
zeigt den Anteil der durch Bergschäden hervor-
gerüfenen Fehler.
Damit das Kabel an der richtigen Stelle frei
gelegt werden kann, bestimmt man die örtliche
Lage der Fehlerstelle vorher durch elektrische
Messung. Als Unterlage für diese Messungen
müssen genaue Kabelpläne, in welchen Länge,
Querschnitt, Werkstoff und Lage der Kabel ein
getragen sind, vorhanden sein. Die Pläne wer
den bei der Kabelv^rlegung angefertigt.
Da ein fehlerhaftes Kabel immer ein Loch in
der Versorgung ist, muß sofort mit der Messung
begonnen werden. Um den richtigen Einsatz
der Meßgeräte vorzunehmen, muß das Kabel
vorher mit Hilfe eines Kurbelinduktors oder
Leitungsprüfers genau auf die Fehlerart geprüft
werden. Diese Prüfung wird wie folgt durchge
führt:
Zuerst überzeugt man sich, ob das Kabel auf
der eigenen wie auf der Gegenseite ordnungs
gemäß abgeschaltet ist. Dann wird das Kabel,
um die Ladung zu beseitigen, geerdet. Nach
erfolgter Entladung werden die Hochspannungs
sicherungen der Spannungswandler (inlOkV-Sta-
tionen älterer Bauart vorhanden) beiderseits
entfernt. Jetzt kann man mit der Kabelunter
suchung beginnen. Beim Prüfen auf Erdschluß
wird eine Meßleitung des Kurbelinduktors an
die Kabelerde angeschlossen und die andere
abwechselnd an jede Kabelader. Hat sich hier
bei nichts gezeigt, so prüft man auf Kurzschluß.
Bei dieser Prüfung werden beide Meßleitungen
auf je eine Kabelader geklemmt. Dies wieder
holt man so lange, bis man alle Adern unter
einander geprüft hat. Wurde auch jetzt kein
Fehler bemerkt, so überprüft man auf Unter
brechung. Hierzu muß auf der Gegenseite ein
Kurzschluß in alle Adern gelegt werden. Es
wird wie bei Prüfung auf Kurzschluß verfahren.
Die Prüfung eines Kabels soll von jedem
Kabelende aus durchgeführt werden. Nur so
kann die Fehlerart einwandfrei bestimmt werden.
Es kommt oft vor, daß ein Kabel schadhaft
ist und der Fehler mit einem Kurbelinduktor
nicht feststellbar ist (Zusammenlaufen der Kabel
masse in einer Verbindungsmuffe). In diesen
Fällen muß das Kabel wieder mit Hochspan
nung beschickt werden. Die Beschickung kann,
wenn möglich, von einem Kraftwerk mit Hilfe
eines Prüfaggregates erfolgen, oder mit einem
tragbaren Gleichstrom-Hochspannungsgenerator
(Abb. 3), welcher an das Lichtnetz angeschlossen
werden kann.
Abb. 2 Anteil der durch Bergschäden hervorgerufenen
Kabelfehler