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mumm
Von Herbert Buitchereit
Was wissen wir, die wir im Lande
der Steinkohle leben und werken, von
der Braunkohle? Hand aufs Herz:
Eigentlich sehr wenig! Höchstens so
viel, daß aus Braunkohle Briketts ge
macht werden. Wo die Braunkohle
vorkommt, wie ihr Abbau erfolgt und
ihre Verwendungsmöglichkeiten sind,
ist für viele ein Buch mit sieben Sie
geln. Welche Bewandtnis es mit dem
Braunkohlenbergbau hat, der in den
letzten Jahren eine sprunghafte Ent
wicklung nahm, wird recht anschaulich
in dem Aufsatz „Die Braunkohle" ge
schildert, den wir dem Bergmannsbuch
„Kristall" (Verlag Glückauf, Essen)
entnehmen.
ährt man von Kottbus oder Senftenberg
nach Halle, von Leipzig nach Magdeburg,
von Helmstedt nach Braunsehweig oder
von Köln nach Aachen, so fallen dem Reisenden
recht bald die riesigen Tagebaue auf, in denen
Giganten von Maschinen Tag und Nacht gewal
tige Mengen Braunkohle gewinnen und fördern.
Deutschland befindet sich wie wenige Länder
der Erde in der glücklichen Lage, neben reichen
Steinkohlenvorräten auch umfangreiche und er
giebige Braunkohlenlager zu besitzen. So wie die
Steinkohle das Landschaftsbild und das industri
elle Gesicht des Saarlandes, des Ruhrgebietes
oder des Zwickauer Reviers gestaltet, so gibt die
Braunkohle den mitteldeutschen und rheinischen
Revieren ihr Gepräge. Steinkohle und Braunkohle
ergänzen daher in glücklicher Weise in der deut
schen Wirtschaft.
Allerdings zeigt sich zwischen Steinkohle und
Braunkohle ein wesentlicher Unterschied. Wäh
rend die Steinkohle meist in zahlreichen Flözen
von verhältnismäßig geringer Mächtigkeit auftritt,
die in große Tiefen hinabreichen, finden wir die
Braunkohle in Gestalt weniger, aber mächtiger
Flöze, die oft nur bis hundert Meter tief liegen.
Das erklärt, warum die Steinkohle in Deutschland
und den angrenzenden Kohlenrevieren ausschließ
lich im Tiefbau, die Braunkohle dagegen fast nur
im Tagebau gewonnen wird.
Deutschland besitzt eine große Anzahl bedeuten
der Braunkohlevorkommen: In Mitteldeutschland
um die Städte Halle, Leipzig, Senftenberg, Kott
bus, Frankfurt (Oder), Magdeburg, Kassel und in
Westdeutschland das Gebiet am linken Nieder
rhein bei Köln. Kleinere Vorkommen befinden
sich im Westerwald, im Rhein-Main-Gebiet, in
Hessen und Bayern. Die oberbayerischen Pech
kohlen mit ihren Vorkommen von Hausham, Peis-
senberg und Penzberg sind Braunkohlen, die
durch Gebirgsdruck und Wärme steinkohlenähn
liche Eigenschaften — Härte, schwarze Färbung
und hohen Heizwert — erhalten haben.
Deutschlands Braunkohlenvorräte sind gewaltig.
Die Schätzungen gehen auf etwa siebzig Milliar
den Tonnen. Der Schwerpunkt des deutschen
Braunkohlenbergbaus liegt in Mitteldeutschland.
Hier werden etwa zwei Drittel, in Westdeutsch
land dagegen wird rund ein Drittel der deutschen
Braunkohlenförderung gewonnen. Im Jahre 1950
betrug die Gesamtförderung ungefähr zweihun
dertzwanzig Millionen Tonnen. Bei dieser Jahres
förderung werden die Braunkohlenvorräte also
mehr als dreihundert Jahre reichen. Sie sind eine
sichere Grundlage für die auf der Braunkohle
aufgebauten Wirtschaftszweige. Zudem bildet die
deutsche Braunkohlenwirtschaft den Hauptbe
standteil der Braunkohlenwirtschaft Europas und
der Welt und damit einen wesentlichen Bestand
teil der gesamten Weltkohlenwirtschaft überhaupt.
Die Braunkohlenvorkommen werden fast aus
schließlich durch Tiefbohrung erforscht. Ein plan
mäßiges Anbohren des Grubenfeldes gibt Auf
schluß über den Verlauf des Kohlenflözes, seine
Lagerungsverhältnisse und seine Abbauwürdig
keit. Technische und wirtschaftliche Gesichtspunkte
entscheiden dann, ob die anstehende Kohle im
Tagebau oder im Tiefbau gewonnen werden
solle. Dabei ist der Tagebau das erstrebenswerte
Ziel. Neben den geringen Abbauverlusten läßt er
durch die Verwendung neuzeitlicher Gewinnungs
maschinen eine, außerordentlich hohe Förderung
mit wenigen menschlichen Arbeitskräften zu.
Allerdings erfordert der Tagebau genügend große
Kohlefelder, ein günstiges Verhältnis zwischen
Deckgebirge und Kohlenmächtigkeit und eine
große Kapitalanlage.
Für den Abban der Kohle im Tiefbau sind
ähnliche technische Einrichtungen wie im Stein
kohlenbergbau zu treffen, wenn auch die Abbau
verfahren und die Einrichtungen wegen der
Eigenschaften und anderen Lagerung der Braun
kohle verschieden sind. Das ergibt im Tiefbau
besondere Schwierigkeiten. Sie sind die Ursache
dafür, daß, anders als im Steinkohlenbergbau, die