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denen dickere und dünnere Kohlenflöze zwi
schengeschaltet sind. Etwa 120 von den rund
140 benamten Flözen mit einer mittleren Mäch
tigkeit von 1 Meter im einzelnen wurden bisher
abgebaut. Manche Flöze erreichen aber auch
Mächtigkeiten von mehreren Metern, in Lothrin
gen über 20 Meter. Wir lassen uns sagen, daß
die Fettkohlenschichten unter den Fiamm-
kohlenschichten liegen, daß also die Fett
kohlen älter sind als die Flammkohlen.
Die Flöze sind mehr oder weniger auf
gerichtet und fallen in einer bestimmten Rich
tung ein; Faltungsdruck war die Ursache.
Solche Faltungszonen kann man im kleinen
auch über Tage sehen, wie z. B. auf der alten
Grube Wellesweiler (Abb. 3) und im neuen süd
lichen Eisenbahn-Einschnitt bei Bildstock. Und
oft sieht man die Schichtenlagerung durch
kleinere und größere Sprünge (Zerrzonen) ge
stört. Diese Störungen sind dazu angetan, den
Bergbau oft zu erschweren, dem Bergmann das
Leben sauer zu machen.
Sehen wir uns nun die Flöz-Bereiche etwas
näher an. Dabei stellen wir zunächst fest, daß
in den meisten Fällen unter dem Flöz ein kaum
geschichteter, feinkörniger Sandstein liegt, der
die Wurzel- und Stammreste von großen Bäu
men in versteinertem Zustand enthält (Abb. 4).
Es ist der „Wurzelboden", auf dem der Stein
kohlenwald heranwuchs. Ueber dem Flöz liegt
oft eine Schiefertonschicht „die Schneidfels".
Beim Aufspalten läßt sie auf den hierbei ent
stehenden Platten Wedel und Wedelreste von
Farnen und farnähnlichen Gewächsen in ausge
zeichneter, wunderbarer Erhaltung erkennen
(Abb. 5). Im Flöz, d. h. in der Kohle selbst, die
ja aus untergegangenen Steinkohlenwäldern
entstanden ist, kann man mit bloßem Auge
keine Pflanzenreste erkennen. Entsprechend
präpariert und unter das Mikroskop gebracht,
sieht man bei stärkerer Vergrößerung in ihr
doch den Feinbau der ursprünglichen Pflanzen.
Mitunter hat man das Glück, im Nebengestein
auch als Seltenheiten Reste von Insekten, Spin
nen- und Krebstieren, Fischen und Muscheln
zu finden, die vor rund 250 Millionen Jahren
im Steinkohlenwald und seinen Sümpfen gelebt
haben. Einzelteile des Schnittbildes kann man in
den Grubenbauen sehen und studieren; und
immer wieder trifft man hierbei auf neue Ueber-
raschungen was die Arten von Lebewesen und
die Erhaltung des Lebens aus Urzeiten angeht.
Betrachten wir uns nun ein Kohlenflöz aus der
Nähe und sehen uns ein Stück Kohle einmal
genauer an. Dabei stellen wir fest, daß das Flöz
nicht immer aus reiner Kohle besteht, sondern
es enthält jeweils zwischen zwei Kohlenbänken
ein oder mehrere schwächere oder stärkere
Zwischenmittel, die meistens aus Schieferton be
stehen. Beim genaueren Betrachten eines Stük-
kes Kohle fällt es auf, daß glänzende Stellen
mit matten abwechseln, ferner, daß die matten
Abb. 4 Slammrest mit Wurzelteilen in der alten Grube
von der Heydt. Die beiden Grubenbeamte sind der
Obersteiger Donie (r.) und der Kesselrevisor Grande (I.)
teils sehr hart und zähe, teils weich und zer
reiblich sind. Wir stellen fest, daß die verschie
denen Kohlenarten im Flöz streifenartig ange
ordnet sind. Man spricht infolgedessen von der
„Streifenkohle". Die glänzenden Streifen wer
den von dem harten und spröden Vitrit (Glanz
kohle) gebildet. Die matten und zähharten Strei
fen nennt man Durit (Mettkohle) und die zer
reiblichen Fusit (Faserkohle).
Bei den Tiefbohrungen ist es so, daß aus
Bohrlöchern Gesteinsproben herausgezogen und
bei Tageslicht betrachtet werden. Sie gewähren
hierdurch einen guten, wenn auch nur indirek-
Abb. 5 Farnwedel aus dem Hangenden eines Kohlenflözes