Full text: 1957 (0085)

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denen dickere und dünnere Kohlenflöze zwi 
schengeschaltet sind. Etwa 120 von den rund 
140 benamten Flözen mit einer mittleren Mäch 
tigkeit von 1 Meter im einzelnen wurden bisher 
abgebaut. Manche Flöze erreichen aber auch 
Mächtigkeiten von mehreren Metern, in Lothrin 
gen über 20 Meter. Wir lassen uns sagen, daß 
die Fettkohlenschichten unter den Fiamm- 
kohlenschichten liegen, daß also die Fett 
kohlen älter sind als die Flammkohlen. 
Die Flöze sind mehr oder weniger auf 
gerichtet und fallen in einer bestimmten Rich 
tung ein; Faltungsdruck war die Ursache. 
Solche Faltungszonen kann man im kleinen 
auch über Tage sehen, wie z. B. auf der alten 
Grube Wellesweiler (Abb. 3) und im neuen süd 
lichen Eisenbahn-Einschnitt bei Bildstock. Und 
oft sieht man die Schichtenlagerung durch 
kleinere und größere Sprünge (Zerrzonen) ge 
stört. Diese Störungen sind dazu angetan, den 
Bergbau oft zu erschweren, dem Bergmann das 
Leben sauer zu machen. 
Sehen wir uns nun die Flöz-Bereiche etwas 
näher an. Dabei stellen wir zunächst fest, daß 
in den meisten Fällen unter dem Flöz ein kaum 
geschichteter, feinkörniger Sandstein liegt, der 
die Wurzel- und Stammreste von großen Bäu 
men in versteinertem Zustand enthält (Abb. 4). 
Es ist der „Wurzelboden", auf dem der Stein 
kohlenwald heranwuchs. Ueber dem Flöz liegt 
oft eine Schiefertonschicht „die Schneidfels". 
Beim Aufspalten läßt sie auf den hierbei ent 
stehenden Platten Wedel und Wedelreste von 
Farnen und farnähnlichen Gewächsen in ausge 
zeichneter, wunderbarer Erhaltung erkennen 
(Abb. 5). Im Flöz, d. h. in der Kohle selbst, die 
ja aus untergegangenen Steinkohlenwäldern 
entstanden ist, kann man mit bloßem Auge 
keine Pflanzenreste erkennen. Entsprechend 
präpariert und unter das Mikroskop gebracht, 
sieht man bei stärkerer Vergrößerung in ihr 
doch den Feinbau der ursprünglichen Pflanzen. 
Mitunter hat man das Glück, im Nebengestein 
auch als Seltenheiten Reste von Insekten, Spin 
nen- und Krebstieren, Fischen und Muscheln 
zu finden, die vor rund 250 Millionen Jahren 
im Steinkohlenwald und seinen Sümpfen gelebt 
haben. Einzelteile des Schnittbildes kann man in 
den Grubenbauen sehen und studieren; und 
immer wieder trifft man hierbei auf neue Ueber- 
raschungen was die Arten von Lebewesen und 
die Erhaltung des Lebens aus Urzeiten angeht. 
Betrachten wir uns nun ein Kohlenflöz aus der 
Nähe und sehen uns ein Stück Kohle einmal 
genauer an. Dabei stellen wir fest, daß das Flöz 
nicht immer aus reiner Kohle besteht, sondern 
es enthält jeweils zwischen zwei Kohlenbänken 
ein oder mehrere schwächere oder stärkere 
Zwischenmittel, die meistens aus Schieferton be 
stehen. Beim genaueren Betrachten eines Stük- 
kes Kohle fällt es auf, daß glänzende Stellen 
mit matten abwechseln, ferner, daß die matten 
Abb. 4 Slammrest mit Wurzelteilen in der alten Grube 
von der Heydt. Die beiden Grubenbeamte sind der 
Obersteiger Donie (r.) und der Kesselrevisor Grande (I.) 
teils sehr hart und zähe, teils weich und zer 
reiblich sind. Wir stellen fest, daß die verschie 
denen Kohlenarten im Flöz streifenartig ange 
ordnet sind. Man spricht infolgedessen von der 
„Streifenkohle". Die glänzenden Streifen wer 
den von dem harten und spröden Vitrit (Glanz 
kohle) gebildet. Die matten und zähharten Strei 
fen nennt man Durit (Mettkohle) und die zer 
reiblichen Fusit (Faserkohle). 
Bei den Tiefbohrungen ist es so, daß aus 
Bohrlöchern Gesteinsproben herausgezogen und 
bei Tageslicht betrachtet werden. Sie gewähren 
hierdurch einen guten, wenn auch nur indirek- 
Abb. 5 Farnwedel aus dem Hangenden eines Kohlenflözes
	        
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