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wurde im Laufe langer Zeiträume Steinkohle
und aus tierischen und pflanzlichen Kleinlebe
wesen als ausgesprochene Wasserbewohner
Faulschlammgesteine und Erdöl.
Befassen wir uns nun mit dem allerobersten,
durch den Bergbau erschlossenen Teil der festen
Gesteinskruste. Da ist zunächst zu sagen, daß
im Laufe der jeweils viele Jahrmillionen um
spannenden Erdzeitalter sich die Erde immer
weiter abgeköhlt und zusammengezogen hat.
Dabei kam es auch weiterhin innerhalb der
Abb. 2 Vor Ort in einer Dachschiefergrube von
Gemünden im Hunsrück
festen Gesteinskruste infolge sich allmählich
und plötzlich auslösender Spannungen in den
Gebirgsschichten zu großen Schollenverlagerun
gen und Zusammenpressungen. In lang anhal
tenden Gebirgs-Faltungsperioden entstand in
frühkarbonischer Zeit das Rheinische Schiefer
gebirge als Teil des sogenannten variszischen
Gebirges, das bogenförmig von den Karpaten
durch Mitteldeutschland und das Rheinische
Schiefergebirge nach Mittelfrankreich verläuft.
Die Gebirgsschichten wurden oft stark und
mehrfach gefaltet. Befährt man z. B. eine Dach
schiefergrube im Hunsrück (Abb. 2), so sieht
man, daß die Schieferschichten als Teile von
Faltenschenkeln senkrecht stehen. In jüngerer
Zeit entstanden durch die alpidische Faltungs
periode die Alpen, Anden und Himalaja. In
diesen gebirgsbildenden Perioden ging es im
Innern der Erde drunter und drüber, wobei
auch die verschiedenen Gesteine große Um
wandelungen hinsichtlich ihres Aufbaues und
ihres Mineralbestandes erfuhren. Aus Sand
stein konnten durch die großen Drucke und die
sich dabei entwickelnden hohen Temperaturen
Quarzit oder Gneis, aus Schiefer Glimmerschie
fer oder Phyllit entstehen. An vielen Orten der
Erde kam es zu stärkerer und schwächerer
vulkanischer Tätigkeit, wobei Magmamassen
aus dem noch nicht verfestigten Teil der Ge
steinskruste nach oben drangen, die bei der
Gebirgsbildung entstandenen gelockerten oder
Schwäche-Zonen der Gebirgsschichten aus
nützend.
Um einen guten Einblick in das Innere unserer
Heimaterde zu bekommen, müßte man mit
einer riesigen Säge einen 4000 bis 5000 m
tiefen Schnitt, etwa nach der Linie St. Ingbert—
Göttelborn herstellen und dann beide, auf
diese Art voneinander getrennte Gebirgsteile
weit auseinander rücken. Was wäre da nicht
alles auf dieser großen Schnittfläche zu sehen?
— Auf diese Frage können der Geologe und
der Bergmann schon eine Antwort geben, wenn
es zu dem phantastischen Schnitt noch nicht ge
kommen ist. Sie können aufgrund der durch
den Bergbau und die Bohrlöcher geschaffenen
Erdaufschlüsse hinsichtlich des Gebirgsbaues
ein Schnittbild konstruieren, nachdem die ent
sprechenden Untersuchungen durchgeführt wur
den. All die vielen Einzelheiten, die in den
zahlreichen Aufschlüssen nicht nur unter Tage,
sondern auch über Tage beobachtet und fest
gestellt wurden, tragen hierzu bei. Das kon
struierte Schnittbild kommt der Wirklichkeit
und wahren Natur oft sehr nahe. Die durch
den Bergbau geschaffenen Aufschlüsse, die
Schächte und Stollen wie auch die Abbau
betriebe sind auch geeignet, einen idealen
Schnitt durch eine Grube mit vielen Einzelhei-
Abb. 3 Gefaltete Gebirgsschichten mit Kohlenflözen
auf der alten Grube Wellesweiler
ten des Abbaues, der Förderung usw. darzu
stellen. Beim Betrachten eines solchen Bildes
gewinnt der Laie schon eine bessere Vorstel
lung vom Inneren einer Grube oder eines
Bergwerks.
In einem Querschnittbild kann man feststel
len, daß die Gebirgsschichten generell in nord
westlicher Richtung einfallen, daß sie eine
Wechsellagerung von Konglomerat, Sandstein,
Schieferton und sonstigen Gesteinen darstellen,