Die Kokereineubauten Luisenthal
der Saarbergwerke
Von Kokereidirektor W. Schroeder, Heinitz
Der Ausbau der Kohleveredlung bei den
Saarbergwerken ist eine allgemein anerkannte
wirtschaftliche Notwendigkeit, die über den
Rahmen der Saarbergwerke hinaus das ganze
Saarland betrifft. Der erste größere Schritt auf
diesem Gebiete sind nun die Kokereineubauten
Luisenthal. Bei dem großen Interesse der ge
samten Belegschaft an diesem Bauvorhaben soll
dieses im folgenden näher beschrieben werden.
Zunächst ist der Bau einer neuen Kokerei,
einer modernen zentralen Benzolaufarbeitung
und einer größeren Anlage zur Reinigung und
Verdichtung von Ferngas vorgesehen. Es war
sehr schwierig, hierfür in der Nähe der Grube
Luisenthal ein genügend großes und geeignetes
Baugelände zu finden. Als Ergebnis mehrerer
Besprechungen mit den hierfür zuständigen Be
hörden fiel schließlich die Wahl auf das Ge
lände nördlich des Holzplatzes Fenne. Dieser
Standort erfüllt alle technischen und wirtschaft
lichen Voraussetzungen für das ebenso große
wie vielseitige Bauvorhaben, dessen hohe Inve
stierungskosten eine gründliche Vorplanung er
forderten. Die für die Festlegung des Baugelän
des ausschlaggebenden Gesichtspunkte waren:
1. Die Grube Luisenthal vergrößert zur Zeit
ihre Förderanlagen und wird im Sommer 1957
das neu vorgesehene Fördersoll erreichen. Die
dann anfallende Mehrförderung steht der neuen
Kokerei zur Verfügung, so daß die Kohlever
sorgung der bestehenden Kokereien, insbeson
dere der Hüttenkokereien, durch die neue Ver-
kokungskapazitäf nicht beeinträchtigt wird.
Der Einsatz von Luisenthal-Kohle für die Erzeu
gung von hochwertigem Hüttenkoks ist verhält
nismäßig schwierig und verlangt besondere
Einrichtungen, mit denen die moderne neue
Kokerei ausgerüstet wird. Der gewählte Stand
ort der Kokerei ermöglicht die unmittelbare
Kohlezufuhr von der Grube Luisenthal über ein
in einem Stollen verlegtes Transportband.
2. Der nahegelegene Rangierbahnhof Fürsten
hausen der Saarbahnen kann den Versand der
neuen Kokerei an Koks und Nebenprodukten
leicht aufnehmen, da er zur Zeit nicht voll be
lastet ist und auch frachttechnisch günstig liegt.
3. Die neue Ferngaskompressoranlage gibt
der Saar-Ferngas A. G. einen günstig gelegenen
neuen Stützpunkt für die Ferngasversorgung
sowohl nach dem Westen als nach dem unteren
Saartal.
4. Für die volle Ausnutzung der auf der
Schachtanlage Klarenthal anfallenden großen
Mengen Grubenmethan bestanden bisher große
Schwierigkeiten. Auf der nahe gelegenen neuen
Kokerei ist jedoch die volle Verwertung dieses
Grubenmethans ohne weiteres möglich.
5. Die neue moderne Benzolaufarbeitung
liegt besonders für die Mehrzahl der großen
Hüttenkokereien günstig. Eine Mitverarbeitung
des dort anfallenden Rohbenzols ist daher ohne
größere Frachtvorbelastung möglich.
6. Das Baugelände befindet sich bereits über
wiegend im Besitz der Saarbergwerke.
Der folgende Plan gibt eine Übersicht über
den nun in Angriff genommenen ersten Ausbau
im Kokereigelände Luisenthal. Die Nummern in
diesem Plan kennzeichnen die im folgenden
näher beschriebenen einzelnen Baugruppen.
1) Kohlenzufuhr
Der tägliche Ofeneinsatz der neuen Kokerei
beträgt bei normalem Vollbetrieb 2 800 t und
kann im Bedarfsfälle auf eine Höchstleistung
von 3100 t gesteigert werden. Die Hauptmenge
der Kokskohle kommt von der Schachtanlage
Luisenthal, der Flammkohlenzusatz von der
Grube Viktoria.
Außerdem ist die Möglichkeit der Zufuhr auch
anderer Saar-Fett- und Saar-Flamm-Kohle vor
gesehen. Als Magerungsmittel wird dieser Kohle
für die Erzeugung von Hausbrandkoks feinge
mahlenes Koksmehl zugemischt, für die Erzeu
gung von hochwertigem Export-Hochofenkoks
ist außer dem Koksmehl noch ein geringer Zu
satz von fremder Kohle erforderlich.
Die Zufuhr der Luisenthal-Kohle erfolgt über
eine Bandanlage, die bis zu dem Kokereigelände
in einem Stollen untergebracht und auf dem
Kokereigelände selbst in einer Bandbrücke ver
legt wird. Die Saar-Kohlen von anderen Schacht
anlagen und die Fremdkohlen werden über die
Saarbahnen angeliefert, außerdem ist eine An
fuhr mittels Lastwagen möglich. Zum Ausgleich
bei schwankenden Kohlenzufuhren und als Re
serve sind zwei größere Kohlensturzplätze vor
gesehen, welche insgesamt 20 000 t Kohle auf
nehmen können.
Das als Magerungsmittel benötigte Koksmehl
wird in einer Koksgrustrocknungs- und Mahl
anlage hergestellt, für die das Gebäude „1"
bestimmt ist. In erster Linie wird hier der eigene
Koksgrus und Kleinkoksanfall verarbeitet. Es ist
aber auch eine Zufuhr von fremdem Koksgrus
vorgesehen.