36
Schutzanlage, die in einen ungefähr 30 m hohen
Hang südl. der Anlage Velsen getrieben wurde.
Nach dem Kriege wurde der größte Teil dieser
Anlage der Ausbildungsabteilung zur Einrich
tung eines Lehrstollens übergeben, in dem Lehr
linge und Berufsfremde geschult werden sollten
Um sich den Verhältnissen in der Grube mög
lichst weit zu nähern, entschloß man sich zu
einer Erweiterung des Luftschutzstollen.
Ein Stapel von 4,50 m Durchmesser und 20 m
Höhe und 2 Aufhauen mit Kopfstrecken brach
ten zusätzlich zwei neue Sohlen mit je einer
Kopfstrecke und 2 Streben mit 12° und 21 ° Ein
fallen und mit einer vollkommenen Einrichtung.
Nach Beendigung dieser Erweiterungsarbeiten
konnten unsere Lehrlinge nach Untertage
gesichtspunkten mit den Verhältnissen und den
Arbeiten im Ostfeld der Grube Velsen gründ
lich vertraut gemacht werden.
In dieser Zeit war der Grubenbetrieb durch
den Rösselsprung in das Velsener Westfeld
vorgedrungen. Dabei wurde festaestellt, daß
das Westfeld ein Einfallen von 45° hat. Als-
baid wurde der Lehrstollen so erweitert, daß
auch hier ein Westfeld entstand, das die glei
chen Verhältnisse aufweist wie das wirkliche
Westfeld. Zwischen dem Ost- und Westfeld der
Grube Velsen liegt der Rösselsprung. Dieser
Sprung wurde auch im Lehrstollen als vorhan
den angenommen und nach bergmännischen
Regeln ausgerichtet.
Heute sind wir in der Lage, unsere Lehrlinge
und unsere jungen Hauer unter Berücksichti
gung der Arbeitsbedingungen im Ost- und
Westfeld unserer Grube auszubilden.
Seit seiner Erweiterung ist der Lehrstollen
von vielen Hunderten Besuchern befahren und
von mehreren Tausend Lehrlingen und Knappen
im Rahmen ihrer Ausbildung benutzt worden.
Kenner sagen, daß er schöner, größer und
echter ist ais die bekannten Schaubergwerke
etwa des Deutschen Museums in München oder
des Bergbaumuseums in Bochum.
Die Interessierten — und wer wäre im Saar
land nicht am Bergbau interessiert — werden
gebeten, das nebenstehende perskeptivische
Bild gründlich anzusehen und dann mit dem
Verfasser im Geiste den Lehrstoilen gemein
sam zu befahren.
Die Abbildung zeigt uns bei (1) das Stollenmund
loch. In diesem befindet sich ein Tor, das die
aufgehende Sonne versinnbildlicht und in deren
Mitte „Schlägel und Eisen" prangen. Bei (2) sind
wir im Vorraum des Stollens. Hier sind sechs
Schaukästen angebracht mit Unfailschutzmitteln,
mit elektrischen Geräten, mit einer Gesteins
und Kohlensammlung, mit früheren und heu
tigen Grubenlampen, mit einer Holzsammlung
u. a. m.
Wir fahren — sagt der Bergmann und meint
damit gehen — weiter und kommen nach dem
Mcdellraum (3). Hier finden wir die Arten des
Ausbaues, die verschiedenen Mauerverbände,
Rohre, Ventile, Schmierapparate u. a. mehr.
Wir fahren im Hauptquerschlag weiter nach Sü
den. Unser Blick wendet sich nach Osten zum
Belehrungsraum (4), der mit den gebräuchlichsten
Streckenausbauarten in natürlicher Größe aus
gestattet ist. Gegenüber finden wir den Raum
für den Ausbildungssteiger (5). Es folgt der
Hauptquerschlag in ganzer Länge (6), der mit
Saarstreckengestellen ausgebaut und an einer
Stelle mit Polygonzimmerung verstärkt ist. Das
zusammenhängende System eines modernen
Kohlengewinnungspunktes lassen die Bilder 7-9
erkennen, der östlich vom Hauptquerschlag
liegt. Er besteht aus der Grundstrecke mit Strek-
kenvortrieb, aus dem Streb, in dem die Kohle
gewonnen wird und aus der Kopfstrecke. Die
Grundstrecke ist in Holz in verschiedenen Arten
ausgebaut. (Deutscher und polnischer Türstock).
Für den Ausbau im Streb werden Gerlach-
stempel und Schiomskappen verwendet. Als
Fördermittel dient eine Schüttelrutsche, ange
trieben durch einen Flottmanndruckluftmotor.
Bei einem Einfallen von 12° und einer Mächtig
keit von 1,25 m wird Wanderpfeilerbruchbau
angenommen. Türstöcke aus Holz und Stahl
gibt es in der Kopfstrecke. Im Westen des
Hauptquerschlages erkennen wir nochmals eine
Fußstrecke, einen Streb und eine Kopfstrecke,
also wieder einen Abbau (Bild 10—12). In der
Fußstrecke ist Mollausbau, ein Stahlausbau an
gewandt, der nachgiebig ist. Der Streb ist bei
einem Einfallen von 21» und mit einer Mächtig
keit von 1,60 m mit Holzstempeln und Holzkap
pen in streichender Richtung ausgebaut. In der
Kopfstrecke sind Spitzbaue eingebracht. Ein
Kratzband dient als Fördermittel. Als Versatz
ist Vollversatz angenommen. Fahren wir vom
Hauptquerschlag in westlicher Richtung, so
kommen wir zum Gezäheraum und zum Maga
zin (13—14), anschließend zum Rösselsprung
(18). Es treten jetzt die Verhältnisse im Westfeld
der Grube Velsen in Erscheinung (19—22). Im
Aufhauen 45» (19) gibt es streichenden Holzaus
bau. Die Fußstrecke (20) steht zum Teil in Stahl,
zum Teil in Holz. Der Streb (21) als Schrägbau
mit 32° Einfallen aufgefahren, an dessen Fertig
stellung zur Zeit noch gearbeitet wird, erhält
Leichtmetallausbau. Ein Winkelförderer wird
als Fördermittel Verwendung finden. Das För
dergut wird von einem Streckenband übernom
men und durch die Fußstrecke (20) zur Groß
ladestelle im westlichen Abteilungsquerschlag
(16) transportiert. Deutscher Türstock und Poly
gonausbau bilden den Ausbau der Kopfstrecke
(22). Unser Weg führt nun zur Richtstrecke (23),
aus welcher der Stapel (24) hochgebrochen
wurde. In der Verlängerung der Richtstrecke
befinden wir uns an einer mit Toussaint-Heintz-
mann-Ausbau versehenen Nachreißerstelle (26).
Wir sind nun am Ende unserer Befahrung wie
der im Hauptquerschlag (6). Nachdem wir die
Wettertüre (25) passiert haben, sehen wir wie
der das Stollenmundloch (1).