15
Neuartige Schutzvorrichtung an Schlepper
und Bremsberghäspel Untertage
Von Ing. Karl M a r z 1 i n, Saarbrücken
Die Unfälle an Brems- und Schlepperhäspel
Unterlage und insbesondere eine bestimmte
Art, welche noch näher beschrieben werden
soll, haben im Bereich der Saarbergwerke und
wie die Veröffentlichungen zeigen, auch in den
übrigen Bergbaurevieren ein Ausmaß angenom
men, daß sich die zuständigen Bergbehörden
gezwungen sahen, durch entsprechende Verord
nungen einzuschreiten.
Jedoch vor Erscheinen dieser Verordnungen
hatte man schon Schutzvorrichtungen für Haspel
entwickelt, die man als Vorläufer der heute
vollautomatisch wirkenden Unfallschutzvorrich
tungen bezeichnen kann.
Wie kommen nun diese oft tödlich auslaufen
den Unfälle zustande?
Die eigentlichen Ursachen liegen zum größten
Teil in der Unterschätzung der Gefahr, aber
auch einer gewissen Unachtsamkeit.
Die Verunglückten traten zwischen auf der
Sohle liegende Seilschlingen und konnten sich
nicht mehr befreien, wenn der Haspel plötzlich
eingeschaltet wurde. Die Haspelführer stellten
sich beim Führen des Seiles verbotswidrig vor
den Haspel und kamen versehentlich in eine
Seilschlinge.
Die Leute wurden in ungünstigen Fällen auf
die Haspeltrommel gezogen und aufgewickelt.
Ein meist qualvoller Tod oder der Verlust von
Armen oder Beinen waren die Folge.
Eine bekannte Spezialfirma für den Haspel
bau im Ruhrgebiet (Düsterloh) hatte nun schon
vor ca. 3 Jahren zur Vermeidung dieser Haspel
unfälle eine Sicherheitsvorrichtung entwickelt,
die den Haspel sofort stillsetzt, wenn ein Mann
gegen ihn gezogen wird.
In der schematischen Zeichnung Bild 1 ist zu
erkennen, daß die Vorrichtung in der Haupt
sache aus einem Schutzkorb „a" besteht, der
um eine Welle „b" am unteren Haspelrahmen
an der Seite des Seilauflaufes drehbar ist und
durch ein Verbindungsgestänge mit einem
Schnellschlußventil „c" des Haspels verbunden
ist. Am Ende der Verbindungsstange „d" ist
ein Bolzen „e" angeordnet, der in das haken
förmig gebogene Ende des Ventilhebels „f"
gleiten kann.
Wird ein Mann von einer Seilschlinge erfaßt
und gegen den Haspel hingezogen, so drückt
der Schutzkorb „a" die Verbindungsstange „d"
zurück und der Bolzen „e" gleitet aus dem
hakenförmigen Ende des Ventilhebels „f" her
aus.
Das Schnellschlußventil „c" schließt sich sofort
durch seine Federkraft und setzt den Haspel
still.
Es ist somit unmöglich, daß der Bedienungs
mann auf die Seiltrommel gezogen werden
kann.
Durch die oben beschriebene Vorrichtung war
zwar schon ein gewisser Schutz erreicht, es
konnte jedoch nicht verhindert werden, daß
der Verunglückte durch den Anprall noch Ver
letzungen erlitt, weil die dem mechanischen Teil
innewohnende Wucht bei Absperren der Preß
luftzufuhr nicht schnell genug vernichtet wurde.
Um die Zeit Mitte 1953, als die neuen dies
bezüglichen Bergpolizeiverordnungen der Ober
bergämter erschienen, kam man auf den Aus
weg, nicht allein den Motor stillzusetzen, son
dern ihn auch umzusteuern und dadurch kurz
fristig im entgegengesetzten Drehsinn zu be
wegen. Hierdurch wird die Wucht der beweg
ten Maschinenteile in kürzester Zeit verringert
und durch Drehung der Trommel in der umge
kehrten Richtung Hängeseit gegeben, sodaß
sich der Verunglückte aus der Seilschlinge selbst
befreien kann.
Ein Hauptmerkmal dieser neuen Vorrichtung
ist das nunmehr drehbar angeordnete Schutz
gitter (Schutzkorb) vor dem Haspel, durch wel
ches das Seil geführt wird. Diese Anordnung
Schlepperhospei mit Schutzkorb und Schnellschlußventil