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Sie gewöhnte sich auch an das neue, schöne
Heim, freute sich über die feinen, neuen Kleider,
die herrlichen Spielsachen und den kleinen, weißen
Spitz, der ganz allein ihr gehörte. Sie freute sich
auch über das feine Essen, das sie bekam; Kuchen,
Braten und Obst waren Dinge, die sie nie gekannt
und von denen sie nun essen konnte, soviel sie
wollte. Wie im Traume gingen dem glücklichen
Kinde acht Tage dahin, und zufrieden meinten
die Pflegeeltem:
„Nun ist’s geschafft! Nun wird Rosel kein Heim
weh mehr bekommen.
Eines Tages bei Tisdi, die Köchin hatte gerade
einen knusprigen Braten auf den Tisdr gestellt,
sagte Rosels Pflegevater zu seiner Frau:
„Das reidilidie und gute Essen bekommt mir
gar nidit mehr. Ich werde zu dick und fühle mich
gar nicht wohl. Bringe doch einmal eine einfache
Mahlzeit auf den Tisch!“
Die Frau sagte:
„Es ist recht!“ und dadite: „Morgen gibts Pell
kartoffeln und Sauermilch wie damals im Köhler
haus!“
Am anderen Mittag stellte die Köchin eine
Schüssel Sauermilch und Pellkartoffeln auf den
Tisdi. Rosel kam wie immer fröhlich ins Zimmer
gesprungen, und lustig sdiwatzend setzte es sidi
auf ihren Platz. Dodi das Wort erstarb auf ihren
Lippen, als sie die dampfenden Pellkartoffeln und
die Schüssel mit Sauermilch erblickte. Plötzlich sah
sie die Eltern und die Gesdiwister daheim um
den Tisch sitzen. Sie legte den Löffel hin, und
Tränen stürzten aus ihren Augen.
„Ich will wieder nach Hause!“ rief sie, „ich will
keinen Braten, ich will keine sdrönen Kleider,
keine herrlidien Spielsachen, — ich will nur nach
Hause!“
Bestürzt sahen die Pflegeeltern sich an. Alles
gute Zureden half nichts. Das Heimweh war so
plötzlidi und stark über Rosel gekommen, daß sie
zuletzt ganz krank davon wurde. Sie aß und trank
nichts, weinte nur immer und rief:
„Ich will nadi Hause!“
Der Arzt wurde gerufen, und nadidem er Rosel
gesehen hatte, sagte er:
„Da hilft keine Medizin, da hilft nur eins: Das
Kind muß wieder nach Hause!“
Sdiweren Herzens packten die Pflegeeltem
Rosels Sachen, und auch der kleine, weiße Spitz
durfte mit.
Wie groß war die Freude, als der Wagen mit
Rosel vor dem Köhlerhäuschen vorfuhr.
Jubelnd fiel Rosel der Mutter, die vor Freude
weinte, um den Hals, und der Vater streidielte
nur immer wieder über die blonden Locken seines
Töditerdiens. Und die Geschwister reichten das
Schwesterchen hemm wie einen Gummiball, herz
ten und küßten es.
Zu den Pflegeeltem aber, die traurig wieder
davonfahren mußten, sagte Rosel bittend:
„Seid nidit böse! Es war so sdiön bei Euch!
Aber bei Vater und Mutter ist es doch am aller
schönsten! Jeden Sommer aber werde ich Euch
bestimmt besuchen!“
MÖBELHAUS
JL. Wey* <£ Söhne
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