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tung breiter Straßen, kennzeichnet das A r b ei
te r d o r f. Die Siedlungen sind licht und locker
gebaut und von Gärten und Äckern durchsetzt,
oft liegen sie, wie z. B. Kohlhof und zum Teil
Elversberg, mitten im Wald.
Die Industrie schloß die Wälder auf, um die
Wende des 17./18. Jahrhunderts die Glas- und
Eisenindustrie und schließlich Ende des 18. Jahr
hunderts der Kohlenbergbau. Dennoch erklärt sich
für Anfang des 19. Jahrhunderts nach H. Overbeck
das Bild der Bevölkerungsverteilung weitgehend
„als Ausdruck der landwirtschaftlichen Bonitierung
und läßt so in den anthropogeographischen Ein
heiten eine enge Beziehung zu den naturräum
lichen Gegebenheiten erkennen. Das mittelsaar
ländische Waldland hat zwar durch die im 17.
und 18. Jahrhundert erfolgten Siedlungsneugrün
dungen im Zuge der merkantilistischen Gewerbe
politik seinen siedlungsfeindlichen Charakter ver
loren, es tritt uns jedoch um 1800 auf der Grund
lage eines im ganzen recht primitiv betriebenen
Steinkohlenabbaues, zum Teil in Form der soge
nannten Bauemgruben, und mit seinem — durch
Verwendung der einheimischen Rohstoffe (Eisen
erz, Quarzsand, Pottasche aus Buchholz) und
Kraftstoffe (Holzkohle, Wasserkraft, Steinkohle)
— bodenständigen Eisen- und Glasgewerbe als
eine noch stark naturgebundene Raumeinheit ent
gegen. Audi die landwirtschaftlichen Betriebs
systeme stehen für die Zeit um 1800 — so hat
es Müller-Wille für das Rheinisdie Schie
fergebirge gezeigt — in ihrer agrargeographi
schen Differenzierung unter der raumordnenden
Wirkung natürlicher Faktoren,, insbesondere des
Klimas. Seit der Wende des 18. zum 19. Jahr
hundert entsteht im mittleren Saarland unter dem
Einfluß der nun mehr zentralisierten Kohle- und
Eisenindustrie ein eigenständiges Wirtschaftsge
biet, dessen Ursprünge sdion um 1800 deutlich
den späteren Industrieraum spüren lassen. Dieses
Gebiet ist „ein wirtschaftlich organisiertes Raum
gebilde, eine wirtschaftlidi-funktionale Einheit,
die die zentrale Bergbau- und Industriezone samt
einigen Vorposten wie Mettlach, Merzig und
Homburg mit ihrem Arbeitereinzugsgebiet als
Hinterland verbindet“ (Overbeck). Dieses Wirt
schaftsgebiet ist durch das zentralörtliche Ord
nungsprinzip bestimmt, d. h. um einen größeren
Industrieort, bzw. um ein Industriezentrum scha
ren sich zahlreiche kleinere Arbeitersiedlungen.
Während die früheren Rodungen von Waldgebie
ten der Verbreiterung der Ernährungsfläche
diente, lebten die neugegründeten Arbeitersied
lungen vorwiegend von der Industrie, sie bean
spruchten daher weniger Raum, wuchsen aber so
schnell, daß sie z. B. im Sulzbachtal heute von
Saarbrücken bis Friedrichsthal eine einzige zu
sammenhängende Kette bilden.