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von Ingeborg Margait, Saarbrücken
Die Männer, denen wir gegenübersitzen und
die wir zum Sprechen zu bewegen suchen, sind
im allgemeinen schweigsam. Es sind Bergleute,
die 40 und mehr Jahre im Bergbau tätig waren
und ein hartes Leben hinter sich haben. Sie
taten ihre Pflicht, sie verfuhren ihre Schichten,
Jahr für Jahr, sie zogen ihre Kinder groß. Was
soll man da erzählen? Das Leben verlief in sei
nem natürlichen Gleichmaß, ohne große Ereignisse,
ohne aufsehenerregende Erfolge, die die Öffent
lichkeit interessiert hätten. Es hat de dennoch
reich beschert. Ihre Freude und ihr Glück liegt
in der Familie verborgen, ihre Feste .sind Hoch
zeiten und Kindtaufen. Aber dies alles gehört
ihnen ganz privat. Sie spredien nicht darüber.
Doch was können sie nicht andererseits alles
erzählen! Wieviel haben sie gesehen, wieviel er
lebt! Greifen wir von den turbulenten Gescheh
nissen des beginnenden 20. Jahrhunderts nur
einmal den Siegeslauf der Technik auf! Als unsere
Jubilare in die Grube einfuhren, begannen sie
ihre Laufbahn meist als Schlepper oder Pferde-
lührer, Pferde in der Grube! Für uns heute ganz
undenkbar! Und dennoch ist es gar nicht so
lange her, seit die letzten Grubengäule abge
schafft wurden. Es scheint als habe man die
eigentliche Entwicklung im Bergbau erst in un
serem Zeitalter begonnen. Rufen wir uns einmal
ins Gedächtnis zurück, wie es früher war.—
Die ältesten Nachrichten von der Gewinnung
der Kohle reichen in das 15. Jahrhundert zurück.
Es wurde in dieser Zeit ein ganz primitiver, hori
zontaler Abbau betrieben, denn es mangelte den
einzelnen Besitzern sowohl an Geld als auch an
Kenntnis zum Ausbau der Bergwerke. Ein Auf
schwung in der Kohlenförderung trat ein, als
durch ein Dekret des Fürsten Wilhelm Heinrich
von Nassau-Saarbrücken, die gesamte Steinkoh-
lengewinnung im Jahre 1751 in Landesherrlichen
Besitz überging. Das planlose Kohlengraben
wurde durch systemvolles, fachgemäßes Ab
bauen ersetzt, von fürstlichen Beamten, Bergin
spektoren, vereidigten Steigern und Kontrol
leuren geleitet, die aus anderen Bergbaugebieten
berufen wurden. Während der Verwaltung der
Saargruben durch den Fürsten wurde auf der
Grube Griesborn eine Dampfmaschine zur Was
serhaltung verwandt. Diese „Feuermaschine“
(pompe ä feu), die im Jahre 1773 in Dienst ge
stellt wurde, war die erste Grubenmaschine
Deuts chlands.
Der Beginn des 19. Jahrhunderts brachte um
wälzende Neuerungen auf dem Gebiet der Tech
nik. Auch die Verwaltung der saarländischen
Gruben dachte fortschrittlich. 1817 wurde in der
königlidien Eisengießerei zu Berlin eine Loko
motive bestellt, die Kohlen von Grube Gerhard
nach Luisenthal transportieren sollte. Diese erste
Lokomotive Deutschlands wurde in Kisten ver
packt geliefert, konnte aber niemals in Gang ge-
hradit werden. Nach einem Jahr vergeblidier
Mühe, wurde sie verschrottet. Wenn auch der
erste Versuch mißlang, so schritt die technisdie
Entwicklung doch rasch vorwärts. Im Jahre 1880
befanden sich bereits 301 Dampfmaschinen und
20 Preßluftmaschinen im Besitz der saarländi
schen Gruben. Ein weiterer großer Fortsdnitt
stellte der Übergang vom Stollenbetrieb zum
Tiefbauschacht dar. (1822—25 Hostenbach als
erste Grube). Das Saarland darf es für ,sidi bu
chen, eine weitere umwälzende Einrichtung beim
Bergbau als erstes Land Europas eingeführt zu
haben: die maschinelle Seilförderung auf Grube
„Von der Hevdt“ im Jahre 1862. Auf diesem
Bergwerk wurde audi zum ersten Male eine
Streckenförderung mit Seil ohne Ende durchge
führt.
Trotzdem die technische Entwicklung im Berg
bau im 19. Jahrhundert sehr beachtlidi war, so
hält sie doch keinen Vergleidr mit dem tedmi
schen Fortschritt nadi Beendigung des ersten
Weltkrieges aus. Als unsere Jubilare 1914 als
Jugendlidie auf ihrer Grube anfuhren, gab es,
wie gesagt, nodi Pferde unter Tage, und der
Bergmann grub die Kohle wie seine Vorfahren
mit Pickel. Hammer und Sdilägel. Jeglidie Arbeit
wurde im Handbetrieb geleistet. Da wußte man
nodi nichts von Bohrhämmern, Sdiüttelrutschen,
Schrämmaschinen, Transportbändern — und sie
waren zu fünft oder zu sedist, wo heute einer
allein steht.
Unsere Jubilare haben mit ihrem Schaffen teil
gehabt an der stürmischen Vorwärtsentwicklung
des Bergbaues. Aufgeschlossen für alle Neuerun