37
In Abbaustrecken ist reiner Ankerausbau
bisher nur ausnahmsweise eingebracht worden.
Naturgemäß bestehen hier wegen der beim
Vorbeigehen der Streben auftretenden Ge
birgsbewegungen noch starke Bedenken. Die
Verankerung vermag aber in vielen Fällen das
Hangende über einer Strecke zu befestigen
und zu verbessern. Damit kann der übliche Aus
bau entlastet oder durch einen leichteren er
setzt werden. Abb. 6 zeigt eine schwebende
Wetterstrecke in Flöz Josefa der Grube Göttel
born. Hier sind U-Schienen an vier Ankern auf
gehängt, am abgebauten Seitenstoß von Holz
pfeilern unterfangen und am anderen Stoß in
der Kohle eingebühnt. Der aus schmalen Blech
streifen bestehende Verzug am Kohlenstoß
wird ebenfalls von Ankerbolzen gehalten.
Die Grube Göttelborn hat eine Reihe von
Strecken in den Flözen Eiiert und Josefa in
dieser Art ausgebaut, die sich mit einer Aus
nahme sehr gut gehalten haben. Besonders be
merkenswert ist die schwebende Bandstrecke
Nr. 4 in Flöz Josefa, wo trotz der durch Fahr
weg, 1000-mm-Band und Monorait bedingten
lichten Streckenbreite von 5 m und trotz einer
erheblichen, in zwei Abschnitten erfolgenden
Absenkung der Zustand der Strecke vorzüglich
und der notwendige Querschnitt voll erhalten
geblieben ist.
Es ist unwahrscheinlich, daß dieser Quer
schnitt bei Verwendung von Streckengestellen
ohne Nachreißen hätte aufrecht erhalten wer
den können. Die Zusammensetzung des Han
genden aus dünnbänkigem Schiefer und einer
Kohlenlage unmittelbar über den Ankerköpfen
beweist, daß hier nicht eine Aufhängung der
Dachschichten an eine feste Bank, sondern ein
wandfrei eine Bündelung und Festigung dünner
Schichten zu einer festen Platte vorliegt.
Eine weitere, schon mehrfach mit Erfolg ver
wandte Möglichkeit der Verbolzung besteht
darin, eine zum Quellen neigende Strecken
sohle durch Anker so zu befestigen, daß das
Abgraben unterbleiben kann. Von der Ver
ankerung der Seitenstöße ist bereits gespro
chen worden. Sie ist überall möglich, wo eine
harte, nicht unter starkem Druck stehende Kohle
ansteht. Die Versuche dagegen, in Abbaustö
ßen einen gebrächen Nachfall durch Anker
bolzen anzubauen, sind im allgemeinen nicht
erfolgversprechend verlaufen und dürften sich
auch kaum bezahlt machen.
Der Umfang des im Ankerausbau im Saar
bergbau aufgefahrenen Streckennetzes (bis
Ende Mai 1954 etwa 6.200 m) und die Zahl der
bisher eingebrachten Ankerbolzen (rd. 44.000)
zeigen, daß das neue Ausbauverfahren heute
bereits weit über das eigentliche Versuchs
stadium hinaus ist. Es ist verständlich, wenn es
heute noch einem gewissen Mißtrauen und
Unsicherheitsgefühl begegnet. Der große Nach-
Abb. 4. Grundstrecke, 2. Sohle, Flöz Gisela, Gr. Göttelborn
teil besteht nun einmal darin, daß das tragende
Element des Ausbaues dem Auge unsichtbar
bleibt. Theoretische Berechnungen, ausgedehnte
praktische Erfahrungen und eingehende Zieh
versuche haben aber gezeigt, daß bei Einhal
tung bestimmter Voraussetzungen die notwen
dige Sicherheit durchaus gegeben ist. Diese be-
Abb. 5. Bandstrecke im Schwalbacher Flöz, Gr. Griesborn
stehen in einer sorgfältigen Beobachtung des
Gebirges und einer Beschränkung des Anker
ausbaues auf das geeignete Gestein, in gewis
senhafter Einbringung und regelmäßiger Kon
trolle der Verankerung und in periodischen
Ziehversuchen zur Überprüfung von Ankern
und Gestein.
Abb. 6. Schwebe nde Wetters trecke, FlözJosefa, Gr. Göttelborn