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Mechanisches Laden beim Weiterteufen von
Schacht II auf Grube Göttelborn
Von Dipl.-Ing. Paul Kessler
Das Abteufen eines Schachtes stellt im Berg
bau eine der gefährlichsten und mühevollsten
Arbeiten dar. Das gewöhnliche Abteufen eines
Schachtes erfolgt von Hand mit Schießarbeit,
d. h. jeder Abschlag muß von Hand geladen
werden. Diese Ladearbeit nimmt natürlich eine
große Zeitspanne in Anspruch und verlangt
von den Hauern auf der Schachtsohle einen
ganz erheblichen Arbeits- und Kräfteaufwand.
Die Bestrebungen im Bergbau laufen da hinaus,
einmal großen Gewinn an Zeit zu erreichen,
zum anderen den Arbeitsaufwand durch Scho
nung der Arbeitskraft des Schachthauers, der
durch die schwere Wegfüllarbeit auf der
Schachtsohle sehr beansprucht wird, zu verrin
gern und schließlich den Einsatz von Menschen
auf der Schachtsohle so niedrig wie möglich
zu halten, um der Unfallgefahr vorzubeugen.
Hierzu leistet das mechanische -Wegladen des
Haufwerkes auf der Schachtsohle einen erheb
lichen Beitrag.
In einigen Jahren muß auf Grube Göttelborn
die jetzige Hauptfördersohle, 3. Sohle, durch
eine neue ersetzt werden. Der gewählte Soh
lenabstand beträgt 120 m. Es mußte also mit
dem Weiterteufen eines Schachtes begonnen
werden und hierzu wurde Schacht II bestimmt,
der einen lichten Durchmesser von 5,10 m hat.
Dadurch, daß die Förderung von Schacht II von
der 3. zur 2. Sohle umgestellt werden konnte,
bereitete das Weiterteufen des Schachtes kei
nerlei betriebsstörende Schwierigkeiten. Vor
dem Weiterteufen mußten zwischen der 2. und
3. Sohle die entsprechenden Schutzvorrichtungen
eingebaut werden. Im Füllort der 3. Sohle be
finden sich für das Abteufen folgende Einrich
tungen :
— Ein elektrischer Abteufhaspel mit Seilschei
benverlagerung im Schacht, oberhalb des
Sohlenanschlages.
— Eine preßluftbetätigte Schachtklappe zum
öffnen und Schließen des Schachtes.
— Ein Bergetrichter zum Kippen des Kübels und
Verladen der Berge in Wagen (2.500 I).
— Eine Mörtelmaschine für das Mauern des
Schachtes.
— Ein Betonmischer zum Herstellen der Form
steine.
Erfolg: Schonung der Arbeits
kraft des Schachthauers
Kurz nur will ich den Ablauf der Arbeiten,
eingesetzte Maschinen und Gezähe beim Wei
terteufen schildern:
1. Bohrarbeit
Das Bohren der Abschläge wird mit Bohr
hämmern MEUDON SP, bei einem Betriebs
druck von 5 atü und einem Wasserdruck von
10 atü, durchgeführt. Ein Bohrhammer wiegt
26 kg. Es werden Abschläge von 3,0 m ab
gebohrt, so daß man im Durchschnitt mit
2,8 m Fortschritt je Abschlag rechnen kann.
2. Schießarbeit
Bei anstehender Kohle wird mit Schießstufe 2
(Wettersprengstoff und Millisekundenzünder)
und in reinem Gestein mit Schießstufe 1 (Ge
steinssprengstoff und Millisekundenzünder)
geschossen. Gezündet werden die Schüsse
vom Füllort, 3. Sohle, aus.
Die Schußschwaden ziehen durch einen sau
genden Luttenstrang ab, ohne andere be
legte Grubenbaue zu bestreichen.
3. Ladearbeit
Die Ladearbeit liefert wohl den interessan
testen Teil des Weiterteufens. Erstmalig an
der Saar wurde der Eimkolader auf der
Schachtsohle zum Wegladen des Haufwerkes
eingesetzt.
Wir verwenden den Eimkolader 21. (Siehe
Abb. 1). Normalerweise ist die Schaufel die
ses Laders zentriert und kann nur in der
Längsachse der Maschine entleeren. Diese
Zentriereinrichtung wurde ausgeschaltet, so
daß die Schaufel mit dem Oberbau jetzt ge
dreht und auch nach der Seite hin entleeren
kann. Ferner wurden an der Lademaschine
4 Ösen angebracht, um einen Transport mit
dem Abteufhaspel zu ermöglichen.
Die zum Laden verwendeten Kübel fassen
1.500 I. Das Fahren des Laders auf dem
Haufwerk erfordert ein besonderes Gestänge,
auf welchem er hin- und herfahren kann.
Dieses Gestänge besteht aus einer Notlänge
(24 kg Schienen) von 1,8 m Länge und zu
sätzlichen auf die Seite gelegten Vorzugs
schienen (24 kg), zum Verlängern der Fahr
bahn von 2,5 m Länge. Die Gesamtfahrbahn
länge beträgt somit etwa 4,0 m (siehe Abb. 2).