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Mund gelangen und in ihrer Bedrängnis in die
Zunge, den Gaumen oder in die Luftröhre
stechen. Die darauf folgenden Entzündungen und
Anschwellungen haben schon zu wiederholten
Malen durch Erstickung zum Tode geführt. Man
muß also beim Trinken und Essen von süßen
Dingen zur Zeit des Wespen- und Bienenfluges
sehr vorsichtig sein, besonders im Freien.
Zu den giftigen Insekten unserer Heimat zählen
auch unsere Ameisen, von denen die bekann
teste die große Waldameise ist. Sie trägt zum Un
terschied von Biene und Wespe ihre Giftwaffe am
Hinterende (Abb. 4). Im Gegensatz zu anderen
Ameisenarten besitzt sie aber keinen Giftstachel.
Als stachellose Ameise muß sie ihr Gift dem
Opfer auf andere Art und Weise beibringen.
Sie sucht ihre Gegner durch Bisse mit den Kie
fern zu verletzen. Dann biegt sie schnell ihre
Hinterleibspitze unter dem Rücken nach vorn und
Abb. 4. Schemat. Schnitt
durch den Hinterleib ei
ner Ameise mit der Gift
drüse (vergr.)
Abb. 5. Wie die Ameise
das Gift ous ihrer Drüse
spritzt (vergr.)
spritzt einen feinen Giftstrahl in die Bißstelle
(Abb. 5). Diese Tätigkeit kann man gut beobach
ten, wenn man gegen einen ihrer Nadelhügel mit
der flachen Hand mehrere leichte Schläge aus
führt. Sofort kommen viele Ameisen aus den Ein
gängen gestürzt und schleudern gegen die hin-
gehaltene Hand mit emporgehobenem Hinterleib
ihr Gift, das wie ein feiner Sprühregen die Hand
benetzt. An dem stark würzigen Duft erkennen
wir die Ameisensäure.
Bei einigen tropischen Ameisenarten hat das
Gift eine andere chemische Zusammensetzung und
ist von nachhaltiger Wirkung. Wird der Mensch
von solchen Ameisen verwundet, so treten all
gemeine Vergiftungserscheinungen auf, die von
Ohnmaditen und vorübergehenden Lähmungen
gefolgt sein können. Afrikanische Eingeborene
machen sich die starke Giftwirkung einer roten
Ameisenart zunutze, indem sie die getrockneten
Ameisen zu Pulver verreiben und dieses mit
Hilfe von 01 auf ihre Pfeilspitzen streichen. Ver
letzungen mit solchen Pfeilen sollen rasch tödlich
Abb 6. Siechrochen oder Giftflunder.
Nach einem Original von P. Flanderky
wirken. Einige Indianerstämme benutzen seit
Jahrtausenden als Pfeilgift das furchtbar wirkende
Rochengift. Es stammt von dem in tropischen
Meeren heimischen Stechrochen (Abb. 6),
dessen Rückseite mit vielen nagelartigen Stacheln
bespickt ist. Schon mancher, der am Strand in
den brandenden Wogen Abkühlung suchte, hat
mit diesen Giftstacheln unliebsame Bekanntschaft
gemacht. Die Indianer setzen einen solchen Gift
stachel auf ihre tödlich wirkenden Pfeile. Ein
geborene auf Samoa verwenden den Rochen
stachel als Mordwaffe auf andere Weise. Sie
bringen den Giftstachel aufrecht im Schlaflager
ihres Opfers an. Ahnungslos legt sich der Müde
auf sein Nachtlager, wobei ihm der tödlich wir
kende Giftstachel ins Fleisch dringt.
Zu den gefährlichsten Giftschlangen unseres
Landstriches gehört die Kreuzotter, die
jedoch in unserer Heimat ausgerottet ist. Sie wird
sehr oft mit harmlosen Schlangen, wie z. B. der
Ringelnatter, verwechselt. Als untrügliches Merk
mal besitzt sie ein schwarzes Zickzackband, das
Abb. 7. Die Kreuzotter (Phot. Carl Ruthe)