Full text: 1955 (0083)

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Mund gelangen und in ihrer Bedrängnis in die 
Zunge, den Gaumen oder in die Luftröhre 
stechen. Die darauf folgenden Entzündungen und 
Anschwellungen haben schon zu wiederholten 
Malen durch Erstickung zum Tode geführt. Man 
muß also beim Trinken und Essen von süßen 
Dingen zur Zeit des Wespen- und Bienenfluges 
sehr vorsichtig sein, besonders im Freien. 
Zu den giftigen Insekten unserer Heimat zählen 
auch unsere Ameisen, von denen die bekann 
teste die große Waldameise ist. Sie trägt zum Un 
terschied von Biene und Wespe ihre Giftwaffe am 
Hinterende (Abb. 4). Im Gegensatz zu anderen 
Ameisenarten besitzt sie aber keinen Giftstachel. 
Als stachellose Ameise muß sie ihr Gift dem 
Opfer auf andere Art und Weise beibringen. 
Sie sucht ihre Gegner durch Bisse mit den Kie 
fern zu verletzen. Dann biegt sie schnell ihre 
Hinterleibspitze unter dem Rücken nach vorn und 
Abb. 4. Schemat. Schnitt 
durch den Hinterleib ei 
ner Ameise mit der Gift 
drüse (vergr.) 
Abb. 5. Wie die Ameise 
das Gift ous ihrer Drüse 
spritzt (vergr.) 
spritzt einen feinen Giftstrahl in die Bißstelle 
(Abb. 5). Diese Tätigkeit kann man gut beobach 
ten, wenn man gegen einen ihrer Nadelhügel mit 
der flachen Hand mehrere leichte Schläge aus 
führt. Sofort kommen viele Ameisen aus den Ein 
gängen gestürzt und schleudern gegen die hin- 
gehaltene Hand mit emporgehobenem Hinterleib 
ihr Gift, das wie ein feiner Sprühregen die Hand 
benetzt. An dem stark würzigen Duft erkennen 
wir die Ameisensäure. 
Bei einigen tropischen Ameisenarten hat das 
Gift eine andere chemische Zusammensetzung und 
ist von nachhaltiger Wirkung. Wird der Mensch 
von solchen Ameisen verwundet, so treten all 
gemeine Vergiftungserscheinungen auf, die von 
Ohnmaditen und vorübergehenden Lähmungen 
gefolgt sein können. Afrikanische Eingeborene 
machen sich die starke Giftwirkung einer roten 
Ameisenart zunutze, indem sie die getrockneten 
Ameisen zu Pulver verreiben und dieses mit 
Hilfe von 01 auf ihre Pfeilspitzen streichen. Ver 
letzungen mit solchen Pfeilen sollen rasch tödlich 
Abb 6. Siechrochen oder Giftflunder. 
Nach einem Original von P. Flanderky 
wirken. Einige Indianerstämme benutzen seit 
Jahrtausenden als Pfeilgift das furchtbar wirkende 
Rochengift. Es stammt von dem in tropischen 
Meeren heimischen Stechrochen (Abb. 6), 
dessen Rückseite mit vielen nagelartigen Stacheln 
bespickt ist. Schon mancher, der am Strand in 
den brandenden Wogen Abkühlung suchte, hat 
mit diesen Giftstacheln unliebsame Bekanntschaft 
gemacht. Die Indianer setzen einen solchen Gift 
stachel auf ihre tödlich wirkenden Pfeile. Ein 
geborene auf Samoa verwenden den Rochen 
stachel als Mordwaffe auf andere Weise. Sie 
bringen den Giftstachel aufrecht im Schlaflager 
ihres Opfers an. Ahnungslos legt sich der Müde 
auf sein Nachtlager, wobei ihm der tödlich wir 
kende Giftstachel ins Fleisch dringt. 
Zu den gefährlichsten Giftschlangen unseres 
Landstriches gehört die Kreuzotter, die 
jedoch in unserer Heimat ausgerottet ist. Sie wird 
sehr oft mit harmlosen Schlangen, wie z. B. der 
Ringelnatter, verwechselt. Als untrügliches Merk 
mal besitzt sie ein schwarzes Zickzackband, das 
Abb. 7. Die Kreuzotter (Phot. Carl Ruthe)
	        
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