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Bergmann Valentin Bettschneider, im Bad, Gr. Göttelborn
sten Farben erblühen. Er kann dann lange bei
ihnen müssig bleiben und sieh an ihnen erfreuen.
Die Blumenzucht füllt seine Freizeit aber noch
nicht vollständig aus. Da sind noch die Tauben—
45 Stüde an der Zahl, die Jungen mit einge
rechnet. Seine Erfahrung auf dem Gebiet der
Züchtung und ein gewisses Fingerspitzengefühl
ermöglkhen ihm die Auswahl der Tiere, die er
für die Wettflüge abrichten kann. In der letzten
Zeit hat er 2 Preise gemacht. Eine der Tauben
flog bis an die Spanische Grenze.
Unser Jubilar wünscht sich, seine Jahre bis
zur Pensionierung in guter Gesundheit voll
machen zu dürfen. Danach will er gern in den
wohlverdienten Ruhestand treten, seinen ,,Stek-
ken“ nehmen und Spazierengehen.
Der Bergmann BETTSCHEIDER hat es nidit
immer leicht gehabt bei seiner schweren Arbeit
und der stattlichen Kinderzahl. Aber er blieb
und bleibt guten Muts und möchte sogar mit
seinen Brüdern nicht tauschen, die es beide zu
etwas Besonderem gebracht haben.
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Wamdtwald im frischen Schmuck des Früh
sommers. Reine Luft und Vogelgezwitscher.
Das weiße Band der Straße senkt sich. Förder
räder tauchen zwischen den Bäumen auf. Grube
Velsen. Am jenseitigen Hang liegen Häuser. Eine
Bergmannssiedlung. Wir betreten eine der Woh
nungen.
Dort finden wir den 59jährigen Bergmann
Johann SCHMITT in seiner gemütlich eingerich
teten Wohnküche beim Zeitunglesen. Lange Zeit
hat er zwar nicht mehr, denn bald beginnt die
Schicht. Unser Jubilar ist als Gczäheausgeber
auf Grube Velsen beschäftigt und muß vor
jedem Schichtbeginn an Ort und Stelle sein, um
seinen Dienst zu versehen, das heißt 6 mal am
Tage den 20min üligen Weg von der Wohnung
zur Grube zurücklegen. Aber das macht
SCHMITT nichts mehr aus. Längst hat er sich
an diese Diensteinteilung gewöhnt.
1912 fuhr der Jubilar in Luisenthal als Ju
gendlicher an. Audi er zunächst als Pferdejunge,
dann als Schlepper und schließlich als Lehr
hauer.
Im ersten Weltkrieg stand er als Soldat in
Rußland. Er geriet in russisdie Gefangensdiaft,
wurde nach Sibirien verschleppt und schlug sich
nach der russisdien Revolution mit 11 Mann nadi
dem Westen durdi. Während des zweiten Welt
krieges wurde er mit seiner Familie zweimal
evakuiert. Bis 1922 arbeitete der Bergmann
SCHMITT auf Grube Luisenthal, dann wurde
er nach Velsen verlegt. Unser Jubilar entstammt
Bergmann Johann Schmitt, Grube Velsen
einem alten Bergmannsgesdilecht. Vater, Groß
vater, Urgroßvater, Onkel, Vettern, die ganze
Verwandschaft waren bzw. sind Bergleute. Ja,
selbst seine Frau arbeitete während des Welt
krieges auf Grube Luisenthal und eine der Töch
ter später am Leseband. Beide Töchter sind
wiederum mit Bergleuten verheiratet, einer der
Schwiegersöhne ist Steiger auf Grube Velsen.
In seiner knapp bemessenen Freizeit hilft der
Jubilar seiner Frau bei der Gartenarbeit, küm
mert sich um die Hasen, pflegt die Blumen vor
dem Haus. Oft verweilt er sich damit, Rätsel