Full text: 1954 (0082)

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deutendste darstellt. Es ist daher nicht ver 
wunderlich, daß ein Projekt die Regulierung der 
Rhone zwecks Ausbeutung ihrer gesamten 
Wasserkraft zur Erzeugung elektrischer Energie 
vorsieht und in seinen Hauptteilen schon ver 
wirklicht ist. Dieses Projekt umfaßt den Bau 
von zehn Werken zwischen der Schweizer 
Grenze und Lyon (das Werk von Jonage bei 
Lyon nidit einbegriffen) und von zehn weiteren 
Werken unterhalb Lyons. Das größte Werk, 
oberhalb Lyons, bei Genissiat, ist voriges Jahr in 
Betrieb genommen worden, andere sehen ihrer 
Vollendung entgegen. Nach Fertigstellung aller 
vorgesehenen Werke wird das Rhönewasser 
Frankreich etwa 14 Milliarden kWh liefern. 
Da Genissiat heute das größte Wasserkraft 
werk Europas ist (Rußland nicht mit einbe 
griffen), lohnt es sich, einige Angaben darüber 
zu machen. Das Werk arbeitet mit einem mitt 
leren Gefälle von 69 m, hat sechs Gruppen 
Francis-Turbinen von je 100 000 PS und kann 
im Jahre rund 2 Milliarden kWh liefern. 
Genissiat liegt 23 km von der Schweizer 
Grenze und sein Stausee reicht bis zur Grenze. 
Er hat eine Oberfläche von 350 ha und ein 
Fassungsvermögen von 53 Millionen m 3 . Dieses 
Fassungsvermögen erscheint gering im Verhält 
nis zu den Wassermengen, welche die Rhone 
mit sich führt. Aber der Stausee hat weder die 
Rolle eines großen Wasserreservoirs noch die 
eines Regulators. Die Rhone hat einen wunder 
baren Regulator und das ist der Genfer See. 
Bekanntlich fließt die Rhone durch den Genfer 
See. Am Ende desselben, in Genf, verläßt sie 
den See über ein Uberfallwehr. In diesem Wehr 
angebrachte, manövrierbare Schieber regeln den 
Überfall und somit das Niveau des Sees und 
die Wassermenge der Rhone, Da der Genfer 
See eine Oberfläche von 580 km 2 hat, entspricht 
ein Niveauunterschied von 1 cm einer Wasser 
menge von 5 800 000 m 3 . 
Kurz nach seinem Eintritt in Frankreich wälzt 
sich die Rhone auf 28 km Länge zwischen tiefen 
Felsenschluchten bis Seyssel, wo eine weitere 
Zentrale vor einigen Monaten fertiggestellt und 
in Betrieb genommen worden ist. 
Die Arbeiten für das Werk in Genissiat waren 
umfangreich und schwierig. Nachdem eine gute 
Anfahrtstraße und ein Anschlußgleis an die in 
der Nähe liegende Strecke Lyon—Genf bis zur 
künftigen Zentrale zur Heranschaffung des not 
wendigen Materials gebaut waren, handelte es 
sich in erster Linie darum, den Felsen, welcher 
Staumauer und Zentrale als Fundament dienen 
sollte, freizulegen, — die Rhone mußte also 
umgelegt werden. Da die Felsenschlucht verhält 
nismäßig eng ist — nur 40 m an der Sohle —, 
mußten auf jedem Ufer Tunnels in die Felsen 
eingesprengt werden. Diese beiden Tunnels von 
eiförmigem Querschnitt (11,4 m breit und 8,65 m 
hoch) mußten imstande sein, Hochwassermengen 
bis zu 2000 m 3 /Sek. abzuführen. Zur Verminde 
rung der Reibung wurden sie im Inneren mit 
einer 40 cm starken Betonschicht ausgekleidet. 
Zur Freilegung des Fundamentes war es ferner 
notwendig, 25 m hohe Felswände zu beseitigen. 
1937 begonnen, waren diese Arbeiten 1940 be 
endet. Während des Krieges wurde wegen 
Mangels an Eisen und Zement hauptsächlich an 
der Ausrüstung der Baustelle zur Aufbereitung 
des nötigen Betons gearbeitet. 
Diese Ausrüstung umfaßte: 
Eine Baggeranlage, 5 km flußabwärts, mit 
Seilbahntransport zur Baustelle und einer 
Leistung von 200 t/Std. 
In Genissiat wurde das Material in einem recht 
eckigen Turm, der mit den nötigen Maschinen 
ausgerüstet war, gebrochen und gesiebt. Sechs 
Kategorien Sand und Zuschläge wurden in Silos 
von 15 000 t Fassungsvermögen mittels Trans 
portbändern von der Brecher-Sieb-Station zu 
den Silos und von diesen zu den Betonmaschinen 
geleitet. Der Zement kam in Spezialwaggons per 
Eisenbahn und wurde in vier Silos von 900 t 
Fassungsvermögen aufbewahrt; seine ganze 
Manipulation erfolgte pneumatisch. Eine Beton 
fabrik erstand, mit sechs Betonmaschinen für
	        
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