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deutendste darstellt. Es ist daher nicht ver
wunderlich, daß ein Projekt die Regulierung der
Rhone zwecks Ausbeutung ihrer gesamten
Wasserkraft zur Erzeugung elektrischer Energie
vorsieht und in seinen Hauptteilen schon ver
wirklicht ist. Dieses Projekt umfaßt den Bau
von zehn Werken zwischen der Schweizer
Grenze und Lyon (das Werk von Jonage bei
Lyon nidit einbegriffen) und von zehn weiteren
Werken unterhalb Lyons. Das größte Werk,
oberhalb Lyons, bei Genissiat, ist voriges Jahr in
Betrieb genommen worden, andere sehen ihrer
Vollendung entgegen. Nach Fertigstellung aller
vorgesehenen Werke wird das Rhönewasser
Frankreich etwa 14 Milliarden kWh liefern.
Da Genissiat heute das größte Wasserkraft
werk Europas ist (Rußland nicht mit einbe
griffen), lohnt es sich, einige Angaben darüber
zu machen. Das Werk arbeitet mit einem mitt
leren Gefälle von 69 m, hat sechs Gruppen
Francis-Turbinen von je 100 000 PS und kann
im Jahre rund 2 Milliarden kWh liefern.
Genissiat liegt 23 km von der Schweizer
Grenze und sein Stausee reicht bis zur Grenze.
Er hat eine Oberfläche von 350 ha und ein
Fassungsvermögen von 53 Millionen m 3 . Dieses
Fassungsvermögen erscheint gering im Verhält
nis zu den Wassermengen, welche die Rhone
mit sich führt. Aber der Stausee hat weder die
Rolle eines großen Wasserreservoirs noch die
eines Regulators. Die Rhone hat einen wunder
baren Regulator und das ist der Genfer See.
Bekanntlich fließt die Rhone durch den Genfer
See. Am Ende desselben, in Genf, verläßt sie
den See über ein Uberfallwehr. In diesem Wehr
angebrachte, manövrierbare Schieber regeln den
Überfall und somit das Niveau des Sees und
die Wassermenge der Rhone, Da der Genfer
See eine Oberfläche von 580 km 2 hat, entspricht
ein Niveauunterschied von 1 cm einer Wasser
menge von 5 800 000 m 3 .
Kurz nach seinem Eintritt in Frankreich wälzt
sich die Rhone auf 28 km Länge zwischen tiefen
Felsenschluchten bis Seyssel, wo eine weitere
Zentrale vor einigen Monaten fertiggestellt und
in Betrieb genommen worden ist.
Die Arbeiten für das Werk in Genissiat waren
umfangreich und schwierig. Nachdem eine gute
Anfahrtstraße und ein Anschlußgleis an die in
der Nähe liegende Strecke Lyon—Genf bis zur
künftigen Zentrale zur Heranschaffung des not
wendigen Materials gebaut waren, handelte es
sich in erster Linie darum, den Felsen, welcher
Staumauer und Zentrale als Fundament dienen
sollte, freizulegen, — die Rhone mußte also
umgelegt werden. Da die Felsenschlucht verhält
nismäßig eng ist — nur 40 m an der Sohle —,
mußten auf jedem Ufer Tunnels in die Felsen
eingesprengt werden. Diese beiden Tunnels von
eiförmigem Querschnitt (11,4 m breit und 8,65 m
hoch) mußten imstande sein, Hochwassermengen
bis zu 2000 m 3 /Sek. abzuführen. Zur Verminde
rung der Reibung wurden sie im Inneren mit
einer 40 cm starken Betonschicht ausgekleidet.
Zur Freilegung des Fundamentes war es ferner
notwendig, 25 m hohe Felswände zu beseitigen.
1937 begonnen, waren diese Arbeiten 1940 be
endet. Während des Krieges wurde wegen
Mangels an Eisen und Zement hauptsächlich an
der Ausrüstung der Baustelle zur Aufbereitung
des nötigen Betons gearbeitet.
Diese Ausrüstung umfaßte:
Eine Baggeranlage, 5 km flußabwärts, mit
Seilbahntransport zur Baustelle und einer
Leistung von 200 t/Std.
In Genissiat wurde das Material in einem recht
eckigen Turm, der mit den nötigen Maschinen
ausgerüstet war, gebrochen und gesiebt. Sechs
Kategorien Sand und Zuschläge wurden in Silos
von 15 000 t Fassungsvermögen mittels Trans
portbändern von der Brecher-Sieb-Station zu
den Silos und von diesen zu den Betonmaschinen
geleitet. Der Zement kam in Spezialwaggons per
Eisenbahn und wurde in vier Silos von 900 t
Fassungsvermögen aufbewahrt; seine ganze
Manipulation erfolgte pneumatisch. Eine Beton
fabrik erstand, mit sechs Betonmaschinen für