Full text: 1954 (0082)

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Etwas über die Ausbildung unseres Nachwuchses 
Die Technik schreitet fort, und für Bergleute 
gibt es immer mehr zu lernen. Sie besitzen ein 
ganzes System eigener Schulen von der Berg 
berufsschule bis zur Akademie, wo sie sich auf 
ihren Beruf vom Knappen bis zum Berginge 
nieur vorbereiten. Wie anderswo auch, gliedert 
sich ihr Beruf immer mehr in die Beherrschung 
von Spezialgebieten auf, und ob sich der Berg 
mann zum Schrämer oder zum Schießsteiger, 
zum Fördermaschinisten oder Chemielaboranten 
spezialisiert, überall bedarf er wieder der be 
sonderen Ausbildung, ja auch der steten Fort 
bildung in Lehrgängen, um im Fach auf dem 
laufenden zu bleiben. 
Sind also wohl die Anforderungen an Kennt 
nis und Erfahrung im Beruf gestiegen, — was 
wird im Grunde verlangt, das nicht in den alten 
Bergmannssprüchen seit jeher ausgesprochen 
wäre? Denn so heißt es doch: Das Bergwerk 
will haben Verstand und eine getreue Hand! 
Das Wissen um die Lagerstätten und das ge 
heimnisvolle Finden und Gewinnen der Erze 
und Kohlen führte die Bergleute früh in Brüder 
schaften und Zünften zusammen, und sie ließen 
den Nachwuchs mehrere Stufen der Ausbildung 
durchlaufen, ehe sie den Knappen als vollbe 
rechtigten Bergmann aufnahmen. Der Gelehrte 
Georg Bauer, der sich Agricola nannte, wurde 
schon vor dem Dreißigjährigen Kriege zum 
ersten Lehrmeister der Bergleute. Die erste 
Bergschule in Deutschland wurde 1765 im 
sächsischen Freiberg vom Freiherrn von Heinitz 
begründet. 
Die erste Bergschule 
Die verlangten Kenntnisse nun 
auch zu vermitteln, wurde auf 
Napoleons Dekret vom 12. Fe 
bruar 1802 die „Ecole pratique 
des Mines" gegründet, die als 
erste Bergschule an der Saar 
1807 in Geislautern eröffnet und 
von den Ingenieuren Duhamel 
und später Beaunier geleitet 
wurde. Da sie Grube und Hütte 
Geislautern auf eigene Rech 
nung betrieb, ließen sich prak 
tische Übungen der Schüler und 
Forschungstätigkeit der Lehrer 
aufs günstigste mit dem Schul 
betrieb verbinden. 1816 richtete 
sich die neugegründete Berg- 
schule Saarbrücken im Erb 
prinzenpalais am Schloßplatz, 
dann nebenan in der Hintergasse 
und schließlich 1906 im Neubau an der Trierer 
Straße ein. Die jährlich aufzunehmende Schüler 
zahl ist seit damals um mehr als das Zehnfache 
gestiegen. Die Bergvorschulen entwickelten sich 
aus den einstigen Unterklassen der Bergschule 
und wurden auf einige Hauptorte des saarländi 
schen Kohlenreviers verteilt. Sogar Sonntags 
schulen für die jugendlichen Bergleute wurden 
seit 1838 vom Saarbrücker Knappschaftsverein 
eingerichtet, weil das Statut die Aufnahme von 
neuen Mitgliedern auch von einer Prüfung im 
Lesen, Schreiben und Rechnen abhängig machte. 
Die darauf folgenden bergmännischen Werk 
schulen beschränkten sich wohl zu sehr auf den 
Gedanken der Wiederholung und Fortbildung, 
um dauernden Erfolg zu haben. Es gab dann 
Steigerschulen, Werkschuloberklassen und noch 
mehrfache Umorganisationen, die mit der 
raschen technischen Entwicklung im Bergbau 
Schritt zu halten suchten, bis zuletzt jenes Aus 
bildungssystem entstand, in dessen Schulen und 
Lehrgängen sich heute viele tausend Beleg 
schaftsmitglieder der Saargruben befinden. 
So schwer es sonst vielleicht erachtet werden 
mag: die recht verstandene Berufsausbildung 
soll zwei Herren dienen, dem Betrieb und dem 
Menschen. 
Was für den Betrieb rationell ist, soll für den 
einzelnen Menschen fördernd sein. Mit der Ver 
mittlung gründlicher Fachkenntnisse allein ist 
es da nicht getan, und die vollkommenste Fach 
ausbildung wäre wertlos, ja schädlich, wenn sie 
Menschen vermittelt würde, deren Unreife zum 
Mißbrauch der Kenntnisse führt. Die Berufs- 
Berglehrlinge im Unterricht
	        
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