23
nämlich die Kondensationskerne für die feinen
Tröpfchen, aus welchen die Regentropfen her
vorgehen. Dort, wo Aerosolstäube bzw. -nebel
in großer Menge vorhanden sind, beispielsweise
an den Westküsten Europas oder in den indu
striereichen Gebieten Mitteleuropas, kommt es
zu häufigen Niederschlägen.
Auch in anderer Hinsicht wirken sich Aero
sole auf den menschlichen und tierischen Körper
aus. Es ist bekannt, daß die Luft durch Strah
lungen verschiedener Art (ultraviolette Strahlen,
radioaktive Emanation und dergleichen) joni-
siert wird. Man spricht
von Jonisierung der
Luft, wenn Elektrone
von den Molekülen
getrennt werden oder
im Gegenteil sich die
sen Molekülen auf-
lagern. Im ersten Falle
entstehen positive Jone
und im zweiten nega
tive. Die auf diese
Weise jonisierte At
mosphäre enthält so
genannte kleine Jone.
In der Atmosphäre
sind aber nicht nur
kleine, sondern auch
große, viel bestän
digere Jone vorhan
den, welche von den
Aerosolen gebildet
werden.
Die elektrische La
dung der Atmosphäre
ist sowohl durch kleine als auch durch große Jone
bedingt. Die Auswirkungen des Klimas auf den
Menschen sind nicht nur durch die Temperatur,
die Luftfeuchtigkeit, den barometrischen Druck,
sondern auch durch die elektrische Ladung der
Atmosphäre beeinflußt.
Leider können Feinststäube auch gefährlich
bzw. gesundheitsschädlich sein. Jeder Berg
mann kennt die furchtbaren Auswirkungen einer
Kohlenstaubexplosion zum mindesten vom
Hörensagen. Kieselsäurehaltige Feinststäube
sind auch gesundheitsschädlich, wenn sie in die
Tiefe der Lunge eindringen.
Es ist selbstverständlich, daß die Staub
forschung mit der Aerosolforschung enge Be
rührungspunkte hat; die Erforschung feinster
Stäube ist ja mit Aerosolforschung identisch.
Eine besonders große Zukunft in der Medizin
erlangen zur Zeit die Aerosole aus medikamen
tösen Flüssigkeiten. Es ist klar, daß was bei
Feinststäuben ein Nachteil ist, nämlich die
leichte Zutrittmöglichkeit zu den Lungenbläschen
auf dem Luftwege, bei der Vernebelung von
Medikamenten ein Vorteil ist. Das Inhalieren
eines Medikamentes in Form von Aerosolen
macht es dem Arzt möglich, Medikamente einem
Patienten zuzuführen, welche sonst in wirk
samer Weise nur durch Einspritzung in die
Biutbahn gegeben werden können. Bei manchen
Krankheiten, wie Asthma, Lungentuberkulose,
ist die Aerosolbehandlung zu einem wesent
lichen Bestandteil des Heilverfahrens geworden.
Aber auch für die Krankheitsverhütung leisten
die Aerosole gute Dienste. Es ist sonst sehr
schwierig, Medikamente größeren Personen
kreisen zuzuführen. Verabreicht man Tabletten
und dergleichen, so ist man nicht gewiß, daß
diese Medikamente
eingenommen werden.
Nur wenige wirk
same Stoffe können
einer Bevölkerung
durch Zusatz zum
Trinkwasser zugeführt
werden, wie z. B.
kleinste Dosen von
Jod oder Fluor; eine
Vorbehandlung des
Trinkwassers oder der
Milch ist im übrigen
kostspielig und wirft
manche Schwierig
keiten auf, da sie ja
Menschen verschiede
nen Alters zur Verfü
gung stehen.
Auch die Einsprit
zung von Medikamen
ten ist mit gewissen
Schwierigkeiten ver
bunden.
Durch die Aerosol-Kollektivmethode in Groß-
läumen ist eine Krankheitsbehandlung bzw.
Krankheitsverhütung in großem Maßstabe mög
lich, In den letzten drei Jahren wurden in den
Wintermonaten zur Verhütung von Grippe-
Epidemien ätherische öle in gewissen Räum
lichkeiten der Saargruben vernebelt. Manche
Argumente sprechen dafür, daß sich diese Ver
hütungsmethode bewährt hat. Neuerdings wird
auch die Wirksamkeit gewisser Medikamente
zur Verhütung von Staublungenerkrankungen
studiert.
Voraussetzung für eine wirksame Aerosol
zerstäubung ist die Schaffung von Apparaturen,
welche so kleine Tröpfchen produzieren, daß sie
mit Sicherheit bis in die Tiefe der Lungen
gelangen.
In diesem Sinne wurden in Zusammenarbeit
mit Herrn Plank auf der Grube Velsen Appara
turen ausgearbeitet, welche auf der einen Seite
leistungsfähig genug sind, auf der anderen
Seite aber den Charakter der Feinstnebel auf
weisen.
Professor Dautrebande, der im Jahre 1953 im
Rahmen einer VNIS-Tagung einer großen Zu
hörerschaft einige grundlegende Prinzipien
Ein Großraumvernebeier