Full text: 1954 (0082)

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nämlich die Kondensationskerne für die feinen 
Tröpfchen, aus welchen die Regentropfen her 
vorgehen. Dort, wo Aerosolstäube bzw. -nebel 
in großer Menge vorhanden sind, beispielsweise 
an den Westküsten Europas oder in den indu 
striereichen Gebieten Mitteleuropas, kommt es 
zu häufigen Niederschlägen. 
Auch in anderer Hinsicht wirken sich Aero 
sole auf den menschlichen und tierischen Körper 
aus. Es ist bekannt, daß die Luft durch Strah 
lungen verschiedener Art (ultraviolette Strahlen, 
radioaktive Emanation und dergleichen) joni- 
siert wird. Man spricht 
von Jonisierung der 
Luft, wenn Elektrone 
von den Molekülen 
getrennt werden oder 
im Gegenteil sich die 
sen Molekülen auf- 
lagern. Im ersten Falle 
entstehen positive Jone 
und im zweiten nega 
tive. Die auf diese 
Weise jonisierte At 
mosphäre enthält so 
genannte kleine Jone. 
In der Atmosphäre 
sind aber nicht nur 
kleine, sondern auch 
große, viel bestän 
digere Jone vorhan 
den, welche von den 
Aerosolen gebildet 
werden. 
Die elektrische La 
dung der Atmosphäre 
ist sowohl durch kleine als auch durch große Jone 
bedingt. Die Auswirkungen des Klimas auf den 
Menschen sind nicht nur durch die Temperatur, 
die Luftfeuchtigkeit, den barometrischen Druck, 
sondern auch durch die elektrische Ladung der 
Atmosphäre beeinflußt. 
Leider können Feinststäube auch gefährlich 
bzw. gesundheitsschädlich sein. Jeder Berg 
mann kennt die furchtbaren Auswirkungen einer 
Kohlenstaubexplosion zum mindesten vom 
Hörensagen. Kieselsäurehaltige Feinststäube 
sind auch gesundheitsschädlich, wenn sie in die 
Tiefe der Lunge eindringen. 
Es ist selbstverständlich, daß die Staub 
forschung mit der Aerosolforschung enge Be 
rührungspunkte hat; die Erforschung feinster 
Stäube ist ja mit Aerosolforschung identisch. 
Eine besonders große Zukunft in der Medizin 
erlangen zur Zeit die Aerosole aus medikamen 
tösen Flüssigkeiten. Es ist klar, daß was bei 
Feinststäuben ein Nachteil ist, nämlich die 
leichte Zutrittmöglichkeit zu den Lungenbläschen 
auf dem Luftwege, bei der Vernebelung von 
Medikamenten ein Vorteil ist. Das Inhalieren 
eines Medikamentes in Form von Aerosolen 
macht es dem Arzt möglich, Medikamente einem 
Patienten zuzuführen, welche sonst in wirk 
samer Weise nur durch Einspritzung in die 
Biutbahn gegeben werden können. Bei manchen 
Krankheiten, wie Asthma, Lungentuberkulose, 
ist die Aerosolbehandlung zu einem wesent 
lichen Bestandteil des Heilverfahrens geworden. 
Aber auch für die Krankheitsverhütung leisten 
die Aerosole gute Dienste. Es ist sonst sehr 
schwierig, Medikamente größeren Personen 
kreisen zuzuführen. Verabreicht man Tabletten 
und dergleichen, so ist man nicht gewiß, daß 
diese Medikamente 
eingenommen werden. 
Nur wenige wirk 
same Stoffe können 
einer Bevölkerung 
durch Zusatz zum 
Trinkwasser zugeführt 
werden, wie z. B. 
kleinste Dosen von 
Jod oder Fluor; eine 
Vorbehandlung des 
Trinkwassers oder der 
Milch ist im übrigen 
kostspielig und wirft 
manche Schwierig 
keiten auf, da sie ja 
Menschen verschiede 
nen Alters zur Verfü 
gung stehen. 
Auch die Einsprit 
zung von Medikamen 
ten ist mit gewissen 
Schwierigkeiten ver 
bunden. 
Durch die Aerosol-Kollektivmethode in Groß- 
läumen ist eine Krankheitsbehandlung bzw. 
Krankheitsverhütung in großem Maßstabe mög 
lich, In den letzten drei Jahren wurden in den 
Wintermonaten zur Verhütung von Grippe- 
Epidemien ätherische öle in gewissen Räum 
lichkeiten der Saargruben vernebelt. Manche 
Argumente sprechen dafür, daß sich diese Ver 
hütungsmethode bewährt hat. Neuerdings wird 
auch die Wirksamkeit gewisser Medikamente 
zur Verhütung von Staublungenerkrankungen 
studiert. 
Voraussetzung für eine wirksame Aerosol 
zerstäubung ist die Schaffung von Apparaturen, 
welche so kleine Tröpfchen produzieren, daß sie 
mit Sicherheit bis in die Tiefe der Lungen 
gelangen. 
In diesem Sinne wurden in Zusammenarbeit 
mit Herrn Plank auf der Grube Velsen Appara 
turen ausgearbeitet, welche auf der einen Seite 
leistungsfähig genug sind, auf der anderen 
Seite aber den Charakter der Feinstnebel auf 
weisen. 
Professor Dautrebande, der im Jahre 1953 im 
Rahmen einer VNIS-Tagung einer großen Zu 
hörerschaft einige grundlegende Prinzipien 
Ein Großraumvernebeier
	        
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