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Von Dt. C 1 a a s s u. Masch. - Werkm. B r u n k e
D er Laie hat im allgemeinen keine ge
naue Vorstellung über Aerosole. Meistens
herrscht die Auffassung vor, es handele sich
um Kunstprodukte, welche durch komplizierte
medizinische Apparaturen erzeugt werden.
Wenn feste Körper in feinste Teilchen zer
mahlen und in einer gashaltigen Atmosphäre
verteilt werden, ent
steht ein Aerosol, wel
ches in festen Körpern
seinen Ausgang ge
nommen hat. Wenn
Flüssigkeiten in feinste
Tröpfchen zerstäubt
und letztere in einen
Schwebezustand ver
setzt werden, so ent
steht ein Aerosol, wel
ches in einer Flüssig
keit seinen Ursprung
hat.
Vielleicht wäre es
für den normalen
Sprachgebrauch ver
ständlicher, Aerosole
aus festen Körpern als
Feinststaub und Aero
sole aus Flüssigkeiten
als Feinstnebel zu be
zeichnen.
Auf der anderen
Seite ist aber die Zu
sammenfassung der
feinsten Schwebe
stäube und der feinsten Nebel in der Bezeich
nung Aerosole berechtigt, weil sie gewisse
mechanische und elektrische Eigenschaften ge
meinsam haben. Feinststäube und Feinstnebel
in einer Größenordnung von 1 Mikron (Viooo
Millimeter) und darunter haben die Eigenschaft,
außerordentlich lange in der Luft zu schweben,
so daß sie bisweilen weit von ihrem Ent
stehungsort fern getragen werden können.
Feinste Schwebeteilchen und Nebeltröpfchen
weisen eine elektrische Ladung auf.
In der Natur sind große Entstehungsquellen
für Aerosole auch ohne jedes Zutun des Men
schen vorhanden. Die Asche der Vulkane, der
Wüstenstaub, jeder sandige Ackerboden kann
durch den Wind zerrieben und aufgewirbelt
werden. Es ist nicht selten, daß der Schirokko
auch die gröberen Anteile des Wüstenstaubes
bis nach Sizilien trägt. In der Lunge mancher in
der Sahara verstorbener Kamelreiter fand der
bekannte französische Forscher Policard feinste
Teilchen, welche von den Feinststäuben der
Wüste herrührten.
Neben den durch
Naturereignisse er
zeugten Aerosole kom
men in den Industrie
gebieten und Groß
städten die Stäube aus
den Kaminen und der
maschinellen Verarbei
tung in Erscheinung.
Während sich die
Großstäube in mehr
oder minder belästi
gender Weise für die
Einwohner nieder-
schlagen, werden die
Feinststäube im großen
Luftraum verdünnt.
Auch Aerosole aus
Flüssigkeiten kommen
in der Natur vor: an
Wasserfällen, reißen
den Gewässern, bei
der Meeresbrandung
an der Küste. Durch
den Wogenschlag auf
hoher See kommt es
auch zur Bildung von Wassertropfen, deren
feinere Anteile zu den Aerosolen gehören. Salz
wasserhaltige Aerosole haben die Eigenschaft,
stundenlang in der Luft zu schweben; ihre Aus
breitung bis tief in das Innere des Landes
konnte bestätigt werden, indem man die an
Spinnfäden haftenden feinsten Seewassertröpf
chen studierte.
Diese von der Natur gebildete Aerosole
haben eine große Bedeutung. Ohne Aerosole
wäre das Leben auf der Erde undenkbar, denn
diese Aerosole sind der Grund dafür, daß die
auf großen Wasserflächen sich bildenden
Wasserdämpfe in weit entfernten Gegenden
zum Regen kondensieren. Die Aerosole bilden