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und öffnen sich nur nach innen, nicht aber
nach außen. Außerdem stehen am Blasenein
gang steife Borsten, die eine Fischreuse bilden.
Durch diese sinnreiche Einrichtung können
kleine Wassertiere wohl in das Innere der
Blase eindringen, jedoch nicht wieder hinaus-
durch eine Fangblase des Wasserschlauches, in der
ein Rudertußkrebs gefangen ist; stark vergrößert
gelangen. Die Fangblasen stellen also Tierfallen
dar. Das gefangene Tier stirbt nach einiger
Zeit. Der Tierkörper wird durch Verdauungs
säfte bis auf die harten, unzersetzbaren Teile
aufgelöst. An der Innenwand der Fangblasen
befinden sich zwei- und vierarmige Haare, die
Abb. 4: Rundblättriger Sonnentau
Abb. 5:
Einzelnes Biatt des Sonnentaus, stärker vergrößert
(Nach Olberg)
die gelöste Tiersubstanz aufsaugen. Eine ein
zelne Fangblase vermag mehrere Tiere zu
fangen und zu verdauen. Ist jedoch ihr Inhalt
mit unverdaubaren Tierresten angefüllt, dann
stirbt und fällt sie ab. Auf Grund der geschil
derten Ernährungsweise zählt man den Wasser
schlauch zu den insekten- oder fleischfressenden
Pflanzen.
In unserer Heimat finden wir noch einen
weiteren Ernährungsspezialisten dieser Art. Es
ist der Sonnentau, eine sehr interessante
Pflanze (Abb. 4). Sie steht auf torfigen Wiesen
und im Moor, in schwammige Moospolster ein
gebettet. Mit wenigen dünnen Fasern wurzelt
das zierliche Pflänzchen im Boden. Man zählt
sechs bis zehn zu einer Rosette angeordnete
leuchtendrote Blättchen, die dicht mit Haaren
besetzt sind. Im Herbst sterben sie ab. Im
kommenden Frühjahr wächst der Stengel etwas
in die Länge und entwickelt von neuem Blätter.
Dieses jährliche Längenwachstum um wenige
Millimeter ist lebensnotwendig, damit der
Sonnentau nicht durch das Wachstum der Moos
polster erstickt wird. An einem drückend heißen
Sommertag wollen wir ihn aufsuchen. Wir
können uns der aufdringlichen Stechmücken
kaum erwehren. Unter unseren Tritten quiet
schen die wie ein Badeschwamm mit Wasser
vollgesogenen Moospolster. Da stehen in ihrer
vollen, glitzernden Pracht die kleinen Sonnen
taupflänzchen. Auf langen Stielen breiten sich
die fast kreisrunden Blättchen aus (Abb. 5).
Jedes von ihnen trägt 100 bis 200 leuchtend
rote Haare, die alle in einem kugeligen, wasser
klaren Köpfchen enden. In der Mitte der Blätter
sind die Haare kurz, am Rande lang. Die
Blätter gleichen vollbesetzten Nadelkissen, die
mit ihren vielen glitzernden Perlen im Sonnen
licht funkeln wie die Tautropfen in den ersten
Sonnenstrahlen eines anbrechenden Sommer-