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VOLKSTÜMLICHES VOM HOIZEP KONöLOMEßAT
VON Dr.h.c. PAUL GUTHÖBL,BllDSTOCK-SAAR
Vor etwa zwei Jahren brachte ich in der
„Saarbrücker Zeitung" eine allgemeinverständ
liche Darstellung über das „Holzer Konglome
rat". In diesem handelt es sich um eine bis 50 m
mächtige Gerölle-Schicht, deren Einzel-Gerölle
bis 60 cm Durchmesser haben. Sie bildet einen
wichtigen geologischen Leit-Horizont innerhalb
des saar-lothringischen Karbons oder Stein
kohlengebirges, und zwar zwischen den beiden
Stufen Westfal als flözreicher Abteilung und
Stefan als flözarmer Abteilung. An vielen Orten,
von Falkenberg in Lothringen bis zum Potzberg
in der Pfalz, d. h. auf einer Erstreckung von rund
85 km, ist diese Gerölle-Schicht sowohl unter
als auch über Tage an vielen Stellen aufge
schlossen. Für das Studium der Lagerungs-Ver
hältnisse in diesem Gebiet ist sie von größter
Wichtigkeit, ganz besonders für den Steinkohlen-
Bergbau.
Aber auch in volkstümlicher Hinsicht hat das
Holzer Konglomerat und seine es zusammen
setzenden „Wacken" eine Bedeutung erlangt.
Die heutige Generation weiß nicht mehr viel
davon. Aber all das, was damit zusammenhängt,
soll nicht der Vergessenheit anheimfallen. Und
deshalb soll mit den nachstehenden kleinen
Erzählungen versucht werden, das Gegenteil zu
erreichen. Es fällt mir nicht allzu schwer, da
mein elterliches Haus nur 300 m nördlich vom
Ausgehenden des Holzer Konglomerats steht
und mir aus der Jugendzeit noch vieles in guter
Erinnerung ist.
Aus dem „Heckes-Matz“ seiner
Schuhmacherstubb
Vor vielen Jahrzehnten lebte in der Nähe des
Götterborns ein recht bescheidenes und biederes
Ehepaar: er, der Vetter Matz, sie, die Bas Behle.
Ihr recht kleines und ebenso bescheidenes
Häuschen stand etwas seitlich der Alten Römer
straße, nicht allzuweit nördlich vom Ausgehen
den des Holzer Konglomerats. Vetter Matz übte
das Schuhmacherhandwerk aus. Zwischen fertig
geflickten und des Flickens noch harrenden,
meist derben Schuhen, lagen auf dem Boden
neben der Schuhmacherbank auch einige mehr
oder weniger vom Schuhmacherpech patinierte,
fast kopfgroße, plattrunde Wacken. Das waren
in der damaligen Zeit, als es noch keine Ma
schinen für das Pressen des Sohlleders gab, die
sogenannten „Schuhmacher-Wacken". Auf ihnen
wurde das Leder, etwas angefeuchtet, mit dem
Schuhmacherhammer geklopft. Sehr selten kam
es vor, daß ein solcher Wacken beim Klopfen
entzweigeschlagen wurde, denn sie sind sehr
hart, da sie aus Quarzit bestehen. Wenn aber
die Pechhülle um den Wacken im Laufe der
Zeit zu dick wurde, mußte ein frischer besorgt
werden. In recht gefälliger Weise haben dann
die Schulbuben, die dem Vetter Matz gerne bei
seiner Arbeit zusahen, für Ersatz gesorgt. Er
war auch bei den älteren Leuten, sogar beim
Dorfschullehrer beliebt und angesehen. Und
dieser schickte ihm durch die Schulbuben all
jährlich an Kaisers Geburtstag einen großen
„Kaiserweck". Die Buben wußten, wo die
Wacken zu finden und zu holen waren. Und so
zogen sie denn los, geeignete, etwas abge
flachte Wacken im Walde hinter „den Fichten",
nach dem Kohlbachweiher zu, zu suchen. Denn
so weit waren sie nach der Verwitterung der
Erdschichten hangabwärts gerollt. Des öfteren
hat sie auch der Förster „Heisei", ein recht ge
strenger Mann, bei ihrer harmlosen Suchtätig
keit ertappt. Denn ganz allgemein hatten die