Full text: 1953 (0081)

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D ie Elektrifizierung der Eisenbahnen spielt in 
jeder nationalen Energiewirtschaft eine sehr 
große Rolle, da sie eine bedeutende Kohlen 
ersparnis mit sich bringt, sogar wenn die elek 
trische Energie durch Kohle in einer thermischen 
Zentrale erzeugt werden muß. Wenn man eine 
alte thermische Kraftzentrale mit einer modernen 
Dampflokomotive vergleicht, so beträgt die Er 
sparnis etwa 50 Prozent unter Berücksichtigung 
der Verluste bei der Übertragung und der 
Transformierung des Stromes. Diese Ersparnis 
beträgt 75 Prozent, wenn man einen Vergleich 
zwischen der Gesamtheit der Lokomotiven der 
S.N.C.F. — die natürlich nicht alle modern sind 
— und einer modernen thermischen Kraftzentrale 
zieht. Ferner muß man bei diesem Vergleich in 
Betracht ziehen, daß die thermischen Zentralen 
unter günstigen Verhältnissen Magerkohle oder 
Kohle mit großem Aschengehalt verbrennen, 
während die Beheizung der Lokomotiven Kohle 
erfordert, die, wie die in der Metallindustrie 
verwendete, hochwertiger sein muß, jedoch von 
den französischen Gruben nicht in ausreichenden 
Mengen gefördert wird. 
Die Elektrifizierung der Eisenbahnen stellt 
demnach eines der interessantesten Unter 
nehmen dar, das man im Hinblick auf die natio 
nale Wirtschaft durchführen kann, um eine Ein 
sparung an Kohle zu erreichen und die Einfuhr 
hochwertiger Kohle zu vermeiden. 
ln bezug auf den Betrieb gestattet die elek 
trische Zugförderung gewisse Einsparungen 
von Personal und Material, sie vermittelt ferner 
eine größere Geschwindigkeit und eine merklich 
größere Regelmäßigkeit als sie bei der Zug 
förderung mit Dampflokomotiven erreicht wer 
den kann. In Anbetracht der größeren Stetig 
keit ihres Verhältnisses Leistung/Geschwindig 
keit und ihrer Überlastungsmöglichkeit, können 
die elektrischen Lokomotiven wesentlich schwe 
rere Züge ziehen als die Dampflokomotiven und in 
Steigungen eine größere Geschwindigkeit ent 
wickeln. Die auf der kürzlich in Betrieb ge 
nommenen Strecke Paris — Dijon verwandten 
elektrischen Lokomotiven ziehen einen 1000 t 
schweren Zug in einer Steigung von 5 °/oo mit 
einer Geschwindigkeit von 98 km/std und einen 
850 t schweren Zug in einer Steigung von 8 °/oo 
mit einer Geschwindigkeit von 86 km/std. 
Weitere indirekte Vorteile, die schwer durch 
Zahlen wiedergegeben werden können, dürfen 
indessen nicht außer acht gelassen werden, und 
zwar: Größere Bequemlichkeit für die Reisen 
den, Fortfall der mühsamen Arbeit des Heizens 
und in den Bekohlungsanlagen und schließlich 
Verminderung der Unkosten für die Reinigung 
der Lokomotiven und Wagen. 
Trotz der hohen Rentabilität hat der vorüber 
gehende Mangel an elektrischer Energie, unter 
welchem die französische Industrie zu leiden
	        
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