Full text: 1953 (0081)

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doch: er betreibt mit Eifer den 
Wiederaufbau seines Wohn 
hauses in Saarlouis. 
Wahrlich ein reiches, tätiges 
Leben, auf das der Jubilar zu- 
rückblicken kann. Und doch 
blieb ihm nichts erspart. Und 
das Bitterste ist, daß sein ein 
ziger Junge im zweiten Welt 
krieg gefallen ist. Möge er sich 
seiner drei Töchter und Enkel 
um so mehr erfreuen. 
Obersteiger John 
Wie ein Symbol stehen die 
Förderräder der Grube Jägers 
freude vor den Fenstern der 
Wohnung des 54jährigen Ober 
steigers John. Gedämpft drin 
gen die Geräusche der Anlage 
bis herauf in sein stilles Ar 
beitszimmer. Es ist, als wollte 
die Grube ihn nicht loslassen, 
als greife sie fordernd selbst in 
sein Privatleben ein. Und dies 
ist auch nicht selten der Fall. 
Eine Grube mit einem derart 
ausgedehnten Erstreckungsbe 
reich wie Jägersfreude verlangt 
schon den vollen Einsatz von 
seinem Obersteiger. 
Der Jubilar kommt als 14- 
jähriger zur Grube. Er verfährt 
seine erste Schicht unter Tage 
auf Flöz Stolberg-Carlowitz als 
Schlepper. Seine im Jahre 1915 
erfolgte Aufnahme in die Werk- 
schuloberklasse Neunkirchen 
macht eine spätere Verlegung 
nach Grube Kohlwald notwen 
dig, wo er im Jahre 1919 zum 
Hauer ernannt wird. Nach Ab 
schluß der Werkschuloberklasse 
im Jahre 1917 besucht er von 1917 bis 1919 die 
Bergvorschule in Neunkirchen und anschließend 
die Bergschule in Saarbrücken. Am 1. 1. 1922 
wird er auf Grube Altenwald als Steiger an 
gestellt. Leider muß er die liebgewordene 
Grube infolge Stillegung mit der Grube Mellin 
vertauschen. Aus dienstlichen Gründen erfolgen 
weitere Versetzungen im Januar 1935 nach 
Maybach mit Beförderung zum Fahrsteiger und 
im März 1936 nach Grube St. Ingbert als Ober 
steiger. In der Nachkriegszeit finden wir ihn 
wieder als Obersteiger auf Grube Mellin und 
ab September 1951 als Obersteiger auf Grube 
Jägersfreude. Seine vielen Versetzungen macfiten 
ihn mit einem großen Teil des saarländischen 
Bergbaues und seiner Belegschaft bekannt. 
Ein Fernrohr, Erd- und Himmelsglobus und 
ein Bücherschrank voll astronomischer Fach 
Obersteiger John in seiner Privalslernwarte 
literatur im Arbeitszimmer des Obersteigers 
weisen auf das Wissensgebiet hin, in dem er 
sich in seiner Freizeit beschäftigt. Sein Inter 
esse an der Astronomie ist früh geweckt. Schon 
als 13jähriger Junge schreibt er einen Artikel über 
die Spektralanalyse. Auf den mathematischen und 
physikalischen Grundlagen der Bergschule auf 
bauend, dringt er Schritt für Schritt in die Wissens 
bereiche der Astronomie ein. Seit Jahren steht 
er nun schon mit allen Sternwarten Deutsch 
lands in ständiger Verbindung und leitet als 
Dozent der Volkshochschule in Sulzbach — und 
ab Herbst 1952 auch in Saarbrücken — die 
astronomischen Arbeitsgemeinschaften. An der 
Art, uns Erklärungen abzugeben, erkennen wir 
gleich, daß Obersteiger John erfüllt ist von 
einer Wissenschaft, die ihn in die Bezirke des 
unermeßlichen Universums erhebt, in denen
	        
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